Sieht so die Zukunft von 27,5 aus? – Überlegungen zu 27,5, B+ und 29ern: von Grannygear & c_g
Erst letzte Woche wurde dieses sehr interessante Bike angekündigt. Normalerweise ist so ein 27-Zöller kein Bike, das bei uns extra aufgeführt werden würde – schließlich ist es ja kein 29er – aber hier geht es um das Thema B+ oder 27,5+, das ja bisher meist als alternative Laufradgröße für 29er gehandelt wird. Doch das IBIS Mojo3 dreht den Spieß um und zeigt eine andere Herangehensweise an B+. Wie ihr wisst waren wir eine der ersten, die je die dicken B+ Reifen und Laufräder auf unsere 29er gespannt haben. Seither sind wir schon einige solcher Bikes gefahren – zuletzt das SCOTT Genius LT 700 tuned. Grannygear auf der anderen Seite des großen Teichs fährt seit Ende letzten Jahres ein SPECIALIZED Fuse 27+ als Dauertester und ist ebenfalls sehr von dessen Vielseitigkeit angetan.
Aber was macht das IBIS Mojo 3 so anders, dass es uns wert ist als 27,5er hier aufgeführt zu werden? Das IBIS Mojo 3 schlägt als erstes uns bekannte Bike einen Weg ein, der B+ eher als Ergänzung von 27,5“ sieht und nicht als eine für 29er Bikes. Um nicht alles zu wiederholen, was SCOTT Nicol, der Kopf hinter IBIS Bikes zum Mojo 3 sagt verweisen wir euch auf das Interview hier auf PINK BIKE. Darin erklärt Scott warum das neue 27,er Bike auch echte B+ (hier mit 2,8“ genannt) akzeptiert, er es aber für nicht zielführend hält B+ und 29er in einen Topf zu werfen … und deswegen in das Mojo 3 keine 29er Laufräder reinpassen.
Sehr interessant mal darüber nachzudenken und wert es sich mal näher anzuschauen.
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Grannyger’s Meinung: Anders als c_g und Guitar Ted, bin ich ein Neuling in Sachen B+. Von Anfang an seit ich das erste Mal meine Das SPECIALIZED Fuse ist das erste derartige Bike, das ich je gefahren bin, aber es hat mich vorn vornherein in seinen Bann gezogen, weil es mir genau zwei spannende Aspekte des Bikens vereint: Es befriedigt meine Abenteuerlust indem es sich auf fast jedem Untergrund optimal fahren lässt, eine sehr gute Traktion und erstklassigen Komfort bietet … und es sich dennoch so unauffällig, effizient und agil fährt, dass es mir auch auf klassischen Biketrails so richtig Spaß macht und mir nie das Gefühl gibt, dass ich damit weniger schnell oder effizient unterwegs wäre, wie mit einem 29er .
Dennoch habe ich mich von vornherein gefragt, wie sich dieses Laufradformat mit 2,8″ bis 3,0″ Reifen auf ein Fully übersetzen würde. Ich habe mich immer gefragt ob das Volumen und die „Reifenfederung“ sich nicht auch auf die Gesamtperformance auswirken würde, ob sie dort nicht doch die Lenkung beeinflussen würden, und ob solche Fullies sich wegen ihrer extremen Gutmütigkeit nicht doch ein wenig zu sicher, ja langweilig fahren würden. Hinzu kommt der Sag der mit extrem niedrigen Drücken gefahrenen Reifen Reifen der ja das Bike noch tiefer legt. Im Gespräche mit einigen Leuten aus der Bikeindustrie im letzten Jahr waren wir uns einig, dass dies insbesondere dann eine Rolle spielen würde, wenn man die tatsächlichen Rad-/Reifen-Durchmesser vergleichen würde – die dann noch mal ein Stück weiter von dem abweichen, was wir üblicherweise als 29er fahren würden.
In dem Gespräch hat dann einer der Jungs, der ganz tief in der Entwicklung von Plus-Bikes steckt, gemutmaßt, dass man mit 2.8″ breiten Reifen bereits die sinnvolle Grenze für ein echtes Trail-Fully überschritten hätte, und ob nicht vielleicht 2.6″ die beste Größe wären um ein Optimum aus Traktion, Komfort und Handling zu bekommen wenn man eher aggressive Trails im Sinn hat.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich bei einer Testfahrt mit einem 27,5″ Fully … kein Plus-Bike … gedacht habe wie cool sich das Bike wohl mit ordentlich aggressiven und großvolumigen Reifen fahren würde und nicht den magersüchtigen 2,2“ XC-Reifen, die darauf montiert waren.
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C_g’s Meinung: Seit ich das erste Mal den WTB Traiblazer 2.8 TCS auf meinem 140 mm 29er CUBE Stereo Fully gefahren bin, wusste ich, dass diese Sache etwas neues und spannendes ist – kein aufgezwungener Trend um etwas neues zu verkaufen, sondern eine Neuerung mit echtem Nutzwert und hohem Spaßfaktor für sehr viele Biker.
Seither bin ich schon einige Plus-Bikes gefahren und hatte zuletzt mit dem SCOTT Genius LT 700 Tuned wieder die Gelegenheit einen direkten Vergleich der Laufradformate anzugehen. Sowohl beim letztes Jahr gefahrenen DRÖSSIGER XRA als B+ (dort aber auch bedingt durch ein nicht optimales Dämpfer-Setup), wie auch zuletzt beim SCOTT Genius LT Plus ist mir aufgefallen, dass das Tretlager mit den 2,8er SCHWALBE Nobby Nic doch spürbar tiefer kommt und ich beim Treten öfter mit dem Untergrund in Kontakt komme. Beim ROCKY Instinct und dem CUBE Stereo dagegen, war der Effekt zwar auch da, hat sich in der Fahrpraxis aber wegen des etwas höheren Tretlagers nie störend bemerkbar gemacht.
Das SANTA CRUZ Hightower geht deswegen ja auch einen zugegeben aufwendigen Weg indem sie für die Umrüstung von 29 auf B+ einen eigenen Chip in die Dämpferaufnahme integrieren und vorschlagen, eine Gabel mit 10 mm Federweg zu verbauen – alles um die Unterschiede der Laufradgrößen zu kompensieren. Ganz abgesehen davon, dass man einen zweiten Laufradsatz dafür benötigt :-).
Ergo? Eine grundsätzliche Umrüstbarkeit jedes 29ers auf B+ auszusprechen, bzw. jedes neue 29er grundsätzlich B+-kompatibel zu machen, halte ich deswegen mittlerweile für übertrieben und nicht mehr sinnvoll – gerade bei Bikes die ohnehin schon ein tiefes Tretlager haben, können die 12 bis 15 mm die das Tretlager mit B+ noch tiefer gesetzt wird schnell zum Zünglein an der Waage zwischen mehr Spaß oder mehr Frust werden. Da finde ich den Ansatz von IBIS durchaus stimmig, zu sagen, dass man ein 27,5er Bike durchaus auch mit B+ Kompatibilität kombinieren kann und vielleicht auch sollte. Wer von uns hat denn je kritisiert, dass sich die Geometrie eines 29er zwischen einem schmalen 2,2er und einem mächtigen 2,4er spürbar verändert?
Anders formuliert könnte man B+ damit auch als Brückenschlag oder verbindendes Format zwischen 27,5 und 29er sehen.
RIDE ON,c_g
Ps: Erschwerend bei einer Entscheidung hierzu kommt noch dazu, dass man mit den Doppelkammersystemen wie SCHWALBE’s Procore und dem DEANEASY Tube+ durchaus auch eine Fahrperformance erreicht, die sehr nahe an Plus liegt – zwar etwas schwerer wie die leichtesten B+ Varianten, aber dafür mit optimalem Pannenschutz und ohne irgendwelcher Kompromisse bei Geometrie oder Handling …
Sehr guter Beitrag!
Muss ich erst mal drüber nachdenken – auch über das Interview mit Scot Nicol.
Worüber ich nicht nachdenken muss: Das Ibis Mojo 3 ist absolut mindblowing!
Das IBIS lässt vieles, was derzeit noch in den Shops steht richtigt alt aussehen. Alles richtig gemacht!
27 oder 27+, Boost, Geo, Optik, Zugverlegung…
Kurven, die den Mann zum Träumen bringen.
Die wirklich dicken Wobbelreifen braucht am Fully eh keiner, der auch flott fahren will. Ein TK 2,4 auf breiter Felge hat schon über 60mm und ist robust. Viel mehr braucht die Mehrheit nicht. Da es mittlerweile passende Rahmen gibt, werden bald auch Reifen wie der Vigilante, Fat Albert usw. in 2,5 bis 2,7 kommen.
Schade, kein 29er. Müsst Ihr halt eure Seite umbenennen.
@ Retorix: Danke :-).
@ Georg: Wir haben es schon oft geschrieben, dass wir offen blieben wollen gegenüber allem was mit Bike zu tun hat, denn sonst wären wir nicht schon so früh auf 29er gestoßen, als noch jeder das ganze für einen „Unfug aus den USA, der nie kommen wird …“gehalten hat.
Wenn es dir mit Plus zu viel wird, dann danke dafür, dass du uns das wissen läßt, aber ein echtes Urteil dazu werden wir uns erst erlauben (und auch weitergeben), wenn wir selber genug Erfahrungen damit haben um und dazu fundiert zu äußern.
Eine pauschale Aburteilung, wie die sie in deinem Kommentar vornimmst, ist nicht unsere Art …
Aber keine Sorge, es wird schon bald wieder was spezielles für 29er geben :-).
@C_g
Ich finde „Plus“ durchaus interessant. Und kann mir auch vorstellen, so was zu kaufen. Die HTs von Orbea und Specialized sind schon ganz attraktiv.
Wenig begeistert bin ich allerdings über neue Standards. Und wer (zu) breite Reifen einbaut braucht die irgendwann eben.
Was mir derzeit fehlt: erträgliche Laufradgewichte mit stabilen Reifen. Denn ich erwarte von so einem Robustrad, dass ein Schlag auf eine Kante nicht gleich die teure, dünnwandige Felge demoliert. Das Bouncing stört, nicht nur mich.
Also: Reifen mit Pannenschutzeinlage und besserer Dämpfung müssen her. Der Trailboss von WTB könnte evtl. nicht schlecht sein. Hat 1,1kg (?).
Mein Fazit: Ausgewogene Reifen mit weniger als 1kg sind in der Breite limitiert.
@ Georg: Na, wenn dich das ORBEA Loki interessiert, dann haben wir schon sehr bald was für dich 🙂 … und die WTB Trailboss 3.0 sind ebenfalls schon angefragt.
Was alles andere angeht, scheinen wir in unseren Ansichten wohl doch nicht so weit auseinander zu liegen, wie nach deinem oberen Kommentar vermutet …
Loki: Für mich ein potentielles Alpinrad. Robuste Gabel, taugliche Geo, Variostütze. Technische Trails hoppele ich eh langsam runter. Aber Felskanten muss das Hinterrad schon aushalten.
Am Trailboss 29 mag ich die offensichtlich gute Dämpfung. Der Reifen schleicht unauffällig aber flott über Wurzeln und andere Hindernisse. Trotzdem kann ich am HT die Gabel ausreizen, ohne dass hinten gleich Unheil passiert.
Aber die Gewichte sind bisher abschreckend. Meine Schmerzgrenze liegt bei ca. 5kg für die Laufräder mit allem dran. Und zu plüschig sollte das Fahrverhalten nicht werden.
Grüsse, georg