AMERICAN CLASSIC Smokin’ Gun 29er Laufradsatz – Erste Eindrücke: von c_g

Was suchen normale Reifen auf einer Felge mit 40 mm Maulweite? Bei einer Breite, die man gemeinhin dem Plusformat zuschreibt, sollen die AMERICAN CLASSCIC Smokin’ Gun Laufräder auch „Normalreifen“ zusätzliches Volumen und Stabilität für Niederdruckfahrten verleihen.

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Ihren ersten Einsatz hatten die AC Smoking‘ GUn bereits mit dem 45NRTH Nicotine)

Schon vor dem eigentlichen Testintro konnten die Laufräder am Beispiel der 45NRTH Nicotine Spikereifen zeigen, dass der Anspruch durchaus aufgeht – auch wenn der Durchschlagschutz dann bedenklich ist, konnte ich diesen Reifen mit bis zu 1,2 bar noch gut fahren, wo mit der ebenfalls recht breiten BULLS Hattori (31,6 mm Innenweite) schon mit 1,4 bar Schluss war mit lustig.
Nachdem die winterlichen Bedingungen aber nur von kurzer Dauer waren, galt es schon bald auf normale Reifen umzurüsten – die Wahl fiel auf den SCHWALBE Nobby Nic 2.35. Nicht etwa weil ich den Reifen so genial finde, sondern einfach weil ich annahm, dass er mit seinem runden Querschnitt und dem universellen Profil ein idealer Kandidat wäre um auch gut mit der extrabreiten Felge zu harmonieren.

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Smokin‘ Gun und Nobby Nic 2.35 im Testeinsatz.

REIFENMONTAGE und TUBELESS–EIGENSCHAFTEN: Wie von AMERICAN CLASSIC gewohnt, besitzt die Smokin’ Gun Felge ein schön gerundetes Tiefbett mit dem die Reifen sehr gut zu montieren sind. Wegen der breit ausfallenden Schulter muss man gut darauf achten, dass die Wulst wirklich überall im Tiefbett zu liegen kommt, ansonsten erschwert man sich die Montage nur unnötig, aber sonst gab es keine Auffälligkeiten. Beim Aufpumpen ergab sich ein ähnlich positives Bild, wie mit der mir bestens bekannten AMERICAN CLASSIC Wide Lightning indem der Reifen sobald er einmal Druck aufgebaut hat, diesen schön hält und definiert bei ca. 2 bar ins Felgenhorn einrastet. Allerdings ist mir beim Nobby Nic, wie auch den anderen Reifen die ich in Folge noch montiert hatte aufgefallen (mehr dazu weiter unten), dass der initiale Druckaufbau doch etwas schwerer vonstatten geht, wie mit schmaleren Felgen. Die einfache Tatsache, dass das Tiefbett viel breiter ausfällt macht es der Luft gerade am Anfang leichter seitlich zu entweichen und erschwert so den ersten Druckaufbau. In 2 von 4 Fällen hat es deswegen auch nicht gereicht mit der Standpumpe zu arbeiten und es brauchte einen kurzen Luftstoß aus dem Kompressor.
Sobald die Wulst auf der Felge „einrastet“ liegt sie dort extrem sicher. Im Trockentest bei geringstem Luftdruck (< 0,5 bar) konnte ich durch Drücken und Walken des Reifens mit den Händen kein Burping provozieren. Auch der Praxisversuch mit einem schleichenden Platten im Vorderrad bei dem ich den Reifen bis fast auf o bar gefahren bin, hat ergeben, dass die Reifen extrem sicher auf der Smokin’ Gun Felge sitzen und auch dann noch eine gute Führung bieten.

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Massig Volumen aber auch weit nah außen stehende Reifenflanken …

Ach ja, ehe ich es vergesse – auf der 40 mm Felge ist das Nobby Nic auf stattliche 65 mm Karkassenbreite herangewachsen – fast schon Plus-Niveau. Allerdings ist auch anzumerken, dass die Karkasse dabei so weit nach außen kam, dass sie nicht mehr im Schutz der Profilblöcke Stand, sondern bereits leicht über das Profil hinausragt. Gerade in felsigem Gelände ein Alarmzeichen, weil es nur eine Frage der zeit ist ehe man sich die Seitenwände beschädigt.
–> Die Montage- und Tubeless-Eigenschaften sind also durchweg sehr positiv, allerdings muss man gerade bei der Erstmontage mit etwas mehr Aufwand rechnen um den Reifen erstmals abzudichten.

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PRAXISEINDRÜCKE:

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Ein Fahrverhalten fast wie mit den Plusformaten …

Auf dem Trail wurde es dann richtig spannend. Selbst bei einem Anfangsdruck von nur 1,4 bar, war der Nobby Nic sehr stabil und sicher zu fahren. Die Traktion geradeaus, war bergauf wie bergab genial und hat mich durchaus an die positiven Fahreigenschaften mit Plus-Reifen bzw. mit Procore erinnert. Die noch breitere Kontaktfläche zum Boden, aber auch der niedrige Druck sorgen zusammen für eine grandiose Verzahnung mit dem Boden. Bei Fahrversuchen konnte ich mit dem Reifendruck locker bis 1,1 bar runtergehen bevor der Nic sich im normalen Gelände zu undefiniert angefühlt hat. Klasse, obgleich man auch hier davon ausgehen kann, dass der Durchschlagschutz dann nur noch sehr gering ist.
Die große Überraschung kam dann in der ersten schnellen Kurve mit rutschigem Untergrund. Aus den vorherigen Erfahrungen weiß ich, dass der Nobby Nic hier etwas schwächelt, aber was ich jetzt erlebt habe, war noch mal eine Stufe schlechter – die Kurvenführung war spürbar schlechter und der Reifen ist in Schräglagen extrem früh ausgebrochen. Bei trockenen Bedingungen würde man das evtl. weniger kritisch bemerken, bei den derzeit matschig-nassen Trails war ist das aber kein Vergnügen, wenn man sich geradeaus extrem sicher fühlt, in Kurven aber mit sehr viel bedacht fahren muss. Demnach ist der Nobby Nic 2.35 schon mal kein Kandidat für die Breitfelge – zumindest vorne nicht.
Interessant war übrigens auch, dass  die 40mm Felge selbst den 2.35er NN so verbreitert haben, dass er ein einen schwachen Self Steering Effekt entwickelt hat.

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Versuchsweise mit dem CONTI Baron 2.4 vorne-

Angesichts dieser Erfahrungen habe ich es vorne mal mit dem CONTINENTAL „Der Baron 2.4 Projekt“ probiert, der im Test ja sowohl mit einer schmalen Felge, wie auch der 30mm Wide Lightning hervorragend funktioniert hat. Hier ging die Gleichung deutlich besser auf und auch der Kurvenhalt war auf einem Top-Niveau. Allerdings war er das beidem Reifen vorher auch schon :-).
Aufgrund des verstärkenden Apex und der robusten Karkasse bin ich mit der Zeit auch ein wenig niedriger mit dem Luftdruck gegangen und bin mittlerweile bei 1,25 bis 1,3 bar an einem Punkt angelangt – ein noch mal deutlich geringerer Luftdruck wie ich ihn auf der Wide Lighnting gefahren bin. Diese Kombi fahre ich nun seit etwa 10 Tagen und bin durchaus zufrieden damit. Zu meiner Freude gab es bisher noch keine nennenswerten Durchschläge gegenüber denen die dünnwandigen Felge sicher nur wenig Widerstand bietet, dennoch mit dem Niederdruckpotential der Smokin’ Gun bewegt man sich ständig im Spannungsfeld zwischen dem was „möglich“ und dem was „sinnvoll“ ist.
Um dem Thema noch weiter auf den Grund zu gehen, werde ich aber noch weiter mit anderen Reifen experimentieren.

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Die Steifigkeit ist weiterhin gut, aber durch Boost lediglich vorne spürbar besser.

Angesichts der in diesem Post dominierenden Reifenproblematik möchte ich nicht vergessen auch noch ein paar Sätze zur allgemeinen Performance der Laufräder und auch den Boost-Naben zu schreiben:
Wie bereits im Intro angesprochen, nutzt AMERICAN CLASSIC die zusätzliche Baubreite des Boost-Standards ja nicht um die Flanschabstände zu vergrößern, sondern allein um die Laufräder symmetrischer einzuspeichen. Eine Interpretation auf die ich sehr gespannt war, wie sie sich in der Praxis auswirken würde.
Und tatsächlich – vorne glaube ich den Laufrädern tatsächlich ein deutliches Plus an Steifigkeit und Lenkpräzision anzumerken. Hinten dagegen bin ich mir nicht sicher ob ich einen Unterschied in der Steifigkeit gegenüber den Wide Lightnings erspüren kann. Doch das war auch nicht unbedingt zu erwarten, denn bei der Boost Interpretation von Bill Shook geht es ja auch weniger um die verbesserte Steifigkeit (die fand ich bisher auch beiden Wide Lightnings absolut OK) sondern viel mehr um die verbesserte Dauerhaltbarkeit der Laufräder. Nachdem ich hier aber schon mit den bestehenden Laufrädern nie echte Probleme hatte, erwarte ich auch hier bei den Smokin’ Gun Laufrädern keine echten Probleme.
Auch wenn die Smokin’ Gun Laufräder mit knapp 1850 g Gesamtgewicht per se keine Leichtbaulaufräder sind, sind sie extrem leicht wenn man ihre Felgenbreite mit in die Diskussion einbezieht – die WBT Asym i35 Felge wiegt schon bei 5 mm weniger Breite mit 612 g bereits deutlich mehr!

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ZUSAMMENFASSUNG:

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Die Smokin‘ Gun Laufräder sind definitiv ein spannendes Testprodukt, gerade weil sie außerhalb der bisherigen Normen funktionieren.

Bereits diese ersten Erfahrungen mit den AMERICAN CLASSIC Smokin’ Gun Laufrädern haben gezeigt, dass man sich mit 40 mm Innenbreite bei normalen Reifen am Limit dessen bewegt, was man noch als universell bezeichnen kann. Selbst für die ohnehin schon großvolumigen Reifen (SCHWALBE Nobby Nic und 45NRTH Nicotine mit 2,35“ und CONTI’s „Der Baron“ mit 2,4“) hängt es stark vom Reifenprofil und der Konstruktion ob wie sich die Fahreigenschaften damit entwickeln.
Der Vorteil niedrigere Drücke fahren zu können, ist definitiv gegeben – die extra Breite stabilisiert den Reifen spürbar – allerdings stößt man dabei eher an die Grenzen des Durchschlagschutzes bevor man das Niederdruckpotential der Felge wirklich ausschöpfen kann. Die sehr dünnwandige Alukonstruktion macht es einem auch nicht leichter den ein oder anderen Durchschlag einfach so in Kauf zu nehmen …
Noch fällt es mir schwer die AMERICAN CLASSIC Smokin’ Gun 29er wirklich richtig einzuschätzen geschweige denn sie bereits jetzt zu bewerten. Sind sie einfach nur überbreite Laufräder für normale Reifen oder doch eher Plus-spezifisch? Daher fällt es auch schwer eine echte weiterführende Aussagen dazu zu fällen … die bleibt aber definitiv nicht aus :-).

RIDE ON,
c_g