SQ-LAB Super 3 (geflochtener) Carbonlenker – Testintro: von c_g

00 SQ-LAB logoDer größte Kostenfaktor bei der konventionellen Fertigung von Carbonbauteilen mit harzimprägnierten Carbonmatten (Prepregs) und auch der Grund für die zum Teil erheblichen Qualitätsschwankungen – auch bei sehr hochwertigen Produkten – ist, dass die Carbonbauteile am Bike auch heute noch aufwändig von Hand aus zahllosen Zuschnitten in Formen gelegt werden … da sind Qualitätsschwankungen fast nicht auszuschließen und nur durch ein aufwändiges Qualitätsmanagement wieder auszugleichen.
3 SQ-LAB MUNICH COMPOSITESWarum wir das hier erzählen? Ganz einfach – SQ-Lab, unter anderem Hersteller des ergonomisch optimierten 611 Active TiTube Sattels, hat uns jetzt einen Carbonlenker zum Test geschickt, der komplett automatisiert gefertigt wurde und damit eine 100% gleiche Qualität garantiert. Das Produkt ist in Zusammenarbeit mit dem High-Tech-Start-Up-Unternehmen MUNICH COMPOSITES entwickelt worden und auf einer riesenhaften Industrieflechtmaschine gefertigt. In dem Promotionvideo der Firma (leider nur auf deren Homepage abrufbar) wird die Maschine mehrfach gezeigt und auch wie ein Lenker entsteht – vom Webprozess, über die Imprägnierung mit Harz und das Aushärten bekommt man ein gutes Bild davon was an diesem Lenker rein konstruktiv anders ist.

2 SQ-LAB Super3

Der SQ-LAB Super 3 Lenker ist der erste maschinell geflochtene MTB-Lenker.

Durch den maschinellen und vollautomatischen Flechtvorgang besteht der Lenker nicht aus vielen kleinen Zuschnitten, sondern aus einzelnen Lagen eines durchgehenden Fasergeflechts, was bei genauerer Inspektion sehr schön zu sehen ist und durch den orangefarbenen Kontrollfaden zusätzlich plakativ gezeigt wird. Was man unter der klaren HarzoberfIäche sieht ist nämlich nicht etwa eine Lage sauber gelegten Sichtcarbons, sondern die eigentliche tragende Carbonstruktur.

5 SQ-LAB Super3 Flechtung

Ohne kosmetisches Sichtcarbon und unter Klarlack  ist der Super3 bereits optisch ein Leckerbissen.

Dass der Prozess des Carbonflechtens und die technischen Anforderungen dafür ein solches Bauteil in Serie wohl doch etwas komplexer sind, zeigt der lange Zeitraum zwischen der ersten Vorstellung der Prototypen (Eurobike 2013) bis zur finalen Serienreife jetzt Anfang 2016. Das damals ebenfalls vorgestellte Geschwisterprodukt, das auf der gleichen Technologie basiert, der Super6 active Sattel ist bis jetzt noch nicht erhältlich.

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Der SQ-LAB Super3

Das Endprodukt, der SQ-LAB Super3 Lenker versucht dabei weniger der leichteste Lenker auf dem Markt zu sein – mit 207 g bei einer Breite von 780 mm ist er im Bereich anderer Top-Carbonlenker, die auch eine härtere Gangart wegstecken – dafür will er viel mehr mit seinem zuverlässig hohen Qualitätsstandard punkten, den sonst kei anderes Carbonbauteil zu bieten hat.

8 SQ-LAB Super3

Am Bike ist die 16° Kröpfung sehr deutlich zu erkennen.

Doch der Super3 unterscheidet sich von anderen Lenkern nicht nur durch seine Konstruktion, auch die Geometrie bzw. Form ist etwas eigen: Ganze 16° Kröpfung nach hinten (Backsweep) sind auch heute noch recht extrem. Wobei Tobias Hild, der Mann hinter SQ-Lab darauf schwört, dass der aus dem Motcross-Bereich übernommene Sweep auch auf dem Bike besser funktioniert als die auch heute noch üblichen 7 bis 12°. Mich braucht er damit nicht zu überzeugen, denn für mich sind 12° Das Minimum dessen was ich bevorzuge. Nicht umsonst gehört der ANSWER Protaper Carbon 720 Enduro 20/20 zu meinen absoluten Lieblinslenkern. Mit seiner Breite und der Kröpfung könnte der SQ-Lab Super 3 eine perfekte Ergänzung für den Trail- / All-Mountain- und Enduro-Einsatz sein. Mal sehen. Zusätzlich hat der Lenker noch eine leichte Kröpfung nach oben (Upsweep) um 5°, die damit zu einer Erhöhung im 15 mm (Rise) führt.

3 SQ-LAB cockpit

Die Hülse bringt den 27,0 mm Durchmesser auf das übliche Klemmmaß von 31,8 mm.

7 SQ-LAB Super3

Schaut man sich den Super3 an, fällt die geschlitzte Kunsttoffhülse im Klemmbereich auf. Wer eine innovative Adaption eines 31,8 mm auf den en-vogue Durchmesser 35 mm erwartet, wird allerdings enttäuscht – das äußere Lenkerklemmaß ist klassisch 31,8 mm. Stattdessen misst der Durchmesser des Carbonlenkers selbst im Griffbereich nur 27,0 mm. Warum das? Nach Aussage von Tobias Hild wäre das der Durchmesser bei dem die Balance aus Steifigkeit/Komfort und Stabilität am besten erreicht wäre. Interessant, auch wenn wir das nicht unmittelbar nachvollziehen oder verifizieren können.

6 SQ-LAB Super3

Wenn man den Super3 allerdings am Bike greift und zu verwinden versucht, stellt man durchaus einen deutlich spürbaren Flex fest – sehr ähnlich dem, der beim Test des ANSWER 20/20 so viel Komfort im Gelände gebracht hat. Klingt vielversprechend, auch wenn sich erst im Praxiseinsatz zeigen wird wie der sich bewährt. Aus dem Stand wäre ich versucht den Lenker auch mal an einem Starrbike zu probieren. Vorerst wird er aber seine Qualitäten auf dem Stereo 140 C:68 SLT unter Beweis stellen müssen. Ich bin wirklich gespannt.
Ach ja, auch wenn es so manchen potentiellen Käufer abschrecken wird, der Super3 lässt sich seine Exklusivität etwas kosten – stattliche 279,90 Euro schiebt man dafür über den Ladentisch. Dafür bekommt man den derzeit wohl einzigen maschinell hergestellten und geflochtenen Carbonlenker, den es derzeit gibt.

RIDE ON,
c_g

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Ps: Zusätzlich zum Super3 hat uns SQ-Lab noch zwei weitere Produkte geschickt, die ich später noch eigens vorstellen werde – darunter die fast schon skurril wirkenden Innen-Barends mit dem Namen 411 Innebarends und die für SQ-Lab typischen ergonomischen 711 Lenkergriffe mit breiterer Auflagefläche. Um jedoch wirklich jedes Produkt für sich bewerten zu können, fange ich zuerst nur mit dem Lenker an, die anderen folgen im Laufe der Zeit.

1 SQ-LAB cockpit