SALSA Horsethief Carbon 1 – Testintro: von Mimü

Auf manche Testprodukte freut man sich auch als Tester im Vorhinein ganz besonders. Für mich als bekenndenden SALSA-Fan und Fahrer einer Alu-Version des Horsethief war natürlich der Vergleich zwischen den beiden Geschwistern besonders reizvoll.

Horsethief Schriftzug und Zuganlenkung klein

Ganz frisch im test bei uns … das SALSA Horsethief 1.

Dem Einsatzbereich nach ist das Horsethief ein klassischer Tourer, oder All-Mountain, wie man es heute gerne nennt. Ein Bike, das auf große Singletrail-Entdeckungsfahrt gehen will, es möchte ein Bike für richtige „Pfadfinder“ sein, die auch vor technisch fordernden Trails abseits jeglicher Zivilisation nicht zurückschrecken. Je länger die Runde, desto wohler fühlt sich das Horsethief. Mit 120 mm Federweg am Heck, 120 bis 130 mm möglichem Federweg an der Front und einer ausgeglichenen, eher komfortbetonten Geometrie bietet das Bike das Zeug um den „Reiter“ für viele Stunden im Sattel zu halten.
Bevor ich aber in Medias res gehe, sei noch erwähnt, dass es sich bei unserem Testbike um das 2015er Modell handelt – d.h. neben der anderen Farbe und Abweichungen inn den Komponenten ist an unserem testbike noch kein Boost Standard verbaut und es ist noch nicht möglich plus-formatige Laufräder/Reifen zu verbauen – die Geomtrie, und damit das Handling sowie die Federung bleiben aber unverändert.

***************************************************
Der Rahmen

1 SALSA Horsethief C1

Je nach Lichteinstrahlung ist er wunderschöne Carbonrahmen mal violett-metallic und mal fast schwarz.

In sattem dunklen violett steht der aus High-Modulus-Fasern hergestellte Carbon-Rahmen da, mit voluminösen, aber nicht plumpen Rohrdurchmessern. Bis auf die Kettenstreben und die Dämpferumlenkhebel sind alle Rahmenteile aus Carbon gefertigt, was gegenüber dem Alu-Rahmen rund 340 g Gewichtsersparnis bringen soll, bei gleichzeitig höherer Steifigkeit und besserer Vibrationsdämpfung.
Neben gängigen Standards wie Tapered Steuerrohr, Pressfit-Innenlager oder Stealth-Aufnahme bietet der Rahmen eine einlaminerte Umwerfer-Aufnahme (High Direct Mount-Standard), ISCG05-Sockel, durchgehend außenverlegte Schaltzüge für bessere Schmutzresistenz bei geringerem Serviceaufwand und natürlich eine Flaschenhalteraufnahme (zwei wären natürlich noch besser, aber die hat in unserem Med-Rahmen einfach keinen Platz).

Hinterbau mit Schaltung und Dämpfer klein

Die jüngste Generation der SALSA Fullies, darunter auch das Horsethief, kommt mit komplett neuer Split-Pivot Kinematik von Dave Weagle daher und mit deutlich kürzerem Hinterbau.

Der Hinterbau mit Dave Weagle’s patentiertem Split Pivot Federungssystem bietet 120mm Federweg, der bei empfohlenen 30% Sag mit feinfühligem Ansprechverhalten, keinerlei Bremseinflüßen und Traktion in allen Lebenslagen überzeugen soll. Der verwendete 142x12mm Achsstandard mit Maxle Lite Achse dürfte die Seitensteifigkeit am Heck zusätzlich verbessern. Im Zaun gehalten wird der Hinterbau von einen custom-tuned Rock Shox RT3 Dämpfer, der neben der Standard Rebound-Verstellung über eine dreistufig verstellbare Druckstufe (offen-Plattform-Lockout) verfügt.

Dämpferanlenkung Stealthaufnahme klein Schaltwerk und Split Pivot klein

Der Lenkwinkel von 68,1°, gepaart mit der 130 mm Federgabel, dürfte on-trail für hohe Laufruhe bei gleichzeitig guter Drehfreude sorgen, der mit 73,5° angenehm steile Sitzwinkel bringt den Piloten in eine ergonomische Tretposition, sollte dabei auch für genügend Druck auf dem Vorderrad sorgen.
In der von uns getesteten Rahmengröße M bzw. Sitzrohrlänge 457 mm, verfügt das Bike über eine stattliche effektive Oberrohrlänge von 610 mm. In Kombination mit dem verbauten 70 mm Vorbau ergibt sich eine komfortable, nicht allzu gestreckte Sitzposition, die den Fahrer perfekt ins Bike integriert – man fühlt sich keineswegs „hoch zu Ross“.
Mit 437 mm recht kurz geraten sind die Kettenstreben, ein Aspekt auf den man bei SALSA besonders stolz ist – O-Ton „super short chain stays“. Gegenüber dem Vorgängermodell, das hier eher lang gebaut war soll das Bike daduch agiler und kurvengieriger werden. Zusätzlich soll das Lupfen des Vorderrades ein Kinderspiel sein, die Uphill-Traktion gesteigert werden und zugleich die Downhill-Performance verbessert werden.

***********************************************
Die Federgabel

Vorderrad und Gabel klein

Nicht mehr die neueste, werkelt hier eine ROCK SHOX Reba RTC3 mit 130 mm an der Front.

Hier vertraut man auf eine Rock Shox Revelation RCT3 Solo Air mit 130mm und 51mm Offset. Für mich eine alte Bekannte, bei meinem Horsethief ist das gleiche Gabelmodell verbaut. Neben einer einstellbaren Zugstufe bietet die Gabel eine extern einstellbare, 3-stufige Druckstufe (Offen-Plattform-Lockout), welche im „Open“-Modus zusätzlich im Low-Speed-Bereich verstellt werden kann, um etwa ein Abtauchen der Gabel bei Drops oder Stufen-Fahrten zu minimieren.
Die 32 mm Standrohre sind für eine Trail-Gabel heutzutage fast schon unterdimensioniert, aber wer die Reba kennt, weiß dass sie Kombination mit der 15mm Maxle Lite Steckachse auch für schwerere Fahrer genügend Steifigkeitsreserven besitzt.

.

**********************************************
Der Antrieb

Mit SRAM’s 1×11 trifft SALSA voll den Puls der Zeit. Immer mehr Trail-Bikes werden in dieser Schaltungskonfiguration ausgeliefert.

3 SALSA Horsethief C1

SALSA setzt auf einen 1×11 Antrieb und mischt munter Komponenten aus verschiedenen SRAM Gruppen.

Auch wenn 1×11 mit der verbauten 30-Zahn Kurbel bei langen Anstiegen grenzwertig sein kann, gefällt die cleanere Cockpit-Optik durch Wegfallen eines Shifters und des dazugehörigen Schaltzuges, das lästige Korrekturschalten an der Kurbel vermisse ich auch nicht. Shifter und Schaltwerk stammen aus Sram’s Edelgruppe X01, die beiden Teile sorgen durch ihre Hochglanzoptik, den in Carbon ausgeführten Schaltkäfig oder die mehrfach einstellbaren Triggerhebel für „Mag haben“-Reflexe.

Shifter klein

Schalthebel und Schaltwerk stammen von der X01 …

Kurbel klein

… bei der Kurbel dagegen kommt die günstigste Variante aus der X1 zum Einsatz.

Die verwendete Kurbel kommt aus der mittelpreisigen X1 Gruppe, genauergesagt das Modell X1 1200. Hier wurde etwas der Sparstift angesetzt, denn die Kurbel kommt mit einem fixen Spider und 4-Loch Kettenblattaufnahme daher. Im Arrangement der Schaltungsteile wirkt die Kurbel durch ihre weniger hochwertige Optik leicht deplatziert. Bei einem UVP von 4599.- € hätte der Aufpreis zur X1 1400 Kurbel wohl auch noch drinnen sein können – den Endverbraucher hätt’s gefreut, denn so ist das kleinste mögliche Kettenblatt eben das verbaute 30er während man mit einem Direct Mount-Version noch kleiner hätte gehen können. Wegend er fixen Spider müsste man dafür die Kurbel wechseln. Die 11-fach Kassette XG-1180 mit einer Abstufung von 10-42 stammt, wie schon die Kurbel, auch aus der X1-Gruppe. Hier dürfte der Qualitätsunterschied zu den höherpreisigen Kassetten für den Durchschnittsfahrer aber kaum „erfahrbar“ sein. Bei der Kette vertraut man auf ein Modell aus dem Hause KMC, die XX sollte in Sachen Schaltperformance und Verschleiß mit Sram’s eigenen Ketten durchaus mithalten können.

********************************************************
Die Bremse

SRAM’s Vierkolbenbremse Guide in der RS-Version soll am Horsethief für ordentlich Verzögerung sorgen – eine Bremse die wir bereits im Test hatten und sehr gute Erfahrungen gemacht haben.

2 SALSA Horsethief C1 6 SALSA Horsethief C1
Am Vorderrad verbaut man dafür eine 180 mm Centerline-Scheibe, am Hinterrad lediglich eine mit 160 mm Durchmesser. Mir persönlich wäre auch hier eine 180 mm Scheibe lieber, die kleinere Scheibe könnte durch den trail-lastigen Einsatzbereich des Bikes doch eher ans Limit kommen.
„RS“ bedeutet in der Nomenklatur der Guide übrigens, das lediglich die Griffweite einstellbar ist, dafür abere bereits die Swing-Link-Bremsservo verbaut ist.

*********************************************************
Die Laufräder

Auch hier bleibt SALSA den Produkten von SRAM treu und vertraut auf einen SRAM Roam 40 Laufradsatz.

5 SALSA Horsethief C1 Straightpull VR klein

Durch ein asymmetrisches Felgenprofil sind die 24 2-fach gekreuzten Straighpull-Speichen, alle gleich lang (was den Wechsel bei einem Speichenbruch erleichtert), der Speichenwinkel ist nahezu seitengleich, was wiederum eine gleichmäßigere Speichenspannung ermöglicht. Mit einer Innenbreite von 21mm fällt die Felge eher schmal aus, dürfte aber mit den verbauten SCHWALBE Nobby Nic 2,35“ Reifen gerade noch zurecht kommen. Obwohl das Testbike mit Schlauch ausgeleifert wird, ist der Laufradsatz bereits für eine schnelle Tubeless-Ummontage vorbereitet.

*******************************************************
Restliche Komponenten

Vorbau und Sattelstütze steuern die Aluminium-Profis von THOMSON bei. Feinste Fräskunst vereint sich hier mit edler Optik und beinahe unbegrenzter Haltbarkeit. Der X4 Vorbau ist ebenso bar jeglicher Kritik wie die Elite Sattelstütze … auch wenn dem Bke eine absenkbare Stütze sicher auch gut getan hätte. Den Lenker steuert SALSA selbst bei, das Modell SALSA Rustler 2 aus 7050 Alu ist 750 mm breit, bietet mit 15 mm Rise sowie 11° Kröpfung nach hinten (Backsweep) und 6° Kröpfung nahc oben (Upsweep) eine für mich sehr angenehme Griffposition. Eigenen Die Backcountry Lockon-Griffe, ebenfalls aus SALSA’s Teileregal, haben mich bereits an meinem Horsethief mit tollen Gripeigenschaften, super Dämpfung und hoher Langlebigkeit überzeugt.

4 SALSA Horsethief C1 Sattel und Stütze klein

Zu guter letzt: der Sattel, ein SDG Fly mit Titan-Gestell. Beim Sattel scheiden sich ja die Geister, zu unterschiedlich sind die Anforderungen des einzelnen (Hinterteils). Ich bin mit dem Modellen von SDG immer gut zurecht gekommen, werde daher den Fly während der Testphase belassen.

*******************************************

Lenkzentrale klein

Auf geht’s zum Praxisteil mit dem SALSA Horsethief 1 …

Ausblick: Ein Test zwischen zwei so ähnlichen aber doch unterschiedlichen Brüdern, das hat schon was. Mit 11,9kg ohne Pedale ist das Horsethief Carbon immerhin eineinhalb Kilo leichter als mein eigenes aus Alu, das aber nur nich bedingt dem Serienbike entspricht. Alleine dadurch sollte es ein anderes Fahrverhalten an den Tag legen, mit im Vergleich besserer Agilität und Beschleunigungsfreude, bei hoffentlich gleich hoher Laufruhe und Verspieltheit. Ich werde im Laufe der weiteren Testartikel immer mal wieder auf Unterschiede zwischen den beiden Brüdern hinweisen, die Aufbauphilosophien gehen – abgesehen von der gleichen Gabel – doch ziemlich auseinander. Gemeinsamkeiten, in guter wie in schlechter Hinsicht, sollen natürlich auch nicht zu kurz kommen. Wo das mir bestens bekannte Alu-Modell mit Vorzügen punkten kann wird auch die Carbon-Variante bei gleicher Rahmengeometrie überzeugen können!
Ich freu mich schon auf die Testphase, ich bin bereit zum Pferde stehlen!

MiMü