CUBE Stereo 120 HPC Race 29 – Testfazit: von c_g

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Mit 120 mm Federweg vorne wie hinten sollte das CUBE Stereo 120 HPC Race 29 ein klassisches Allroundbike sein, oder? Wie unsere ersten Eindrücke zu dem Bike gezeigt haben, ist der Anspruch durchaus gerechtfertigt, aber es gab auch ein paar Themen die noch nicht ganz in das sonst sehr positive Bild des Bikes gepasst haben.

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Da waren einmal die extrem komfortbetonten Federelemente. Vorne eine FOX Float 32 in der Performance-Ausführung und hinten der dazu passende Float DPS Dämpfer mit dreistufiger Druckstufenverstellung. In beiden Fällen war es so, dass man entweder eine sehr sensible Federung hatte, mit mangelndem Durchschlagschutz oder eben genug Reserven für’s Grobe, aber auf Kosten des Komforts. 33 CUBE Stereo Race_FlameNach ein paar Mails hin und her, stellte sich heraus, dass das Testbike mit einer deutlich zu schwachen Druckstufe und komplett ohne Volumensparer im Dämpfer gekommen war – beides wäre bei den Seriendämpfern dann bereits behoben. Deswegen schickte CUBE uns auch sofort einen Dämpfer im finalen Tune, mit dem ich dann den zweiten Tei des Tests gefahren bin. Schnell wurde klar, dass sich das Bike hiermit klar in Richtung Sportlichkeit hin verändert hatte. Das Heck war bei passendem Sag spürbar ruhiger und besaß eine deutlich höhere Progression. In Folge konnte ich das 120 mm Fully deutlich härter ran nehmen und konnte erst bei Sprüngen und Drops an der Grenze dessen, was ein 120 mm Bike können muss noch einen ganz sanften Durchschlag des Dämpfers provozieren. Was den Komfort angeht, hat sich das Bike natürlich ebenfalls verändert. Es war auf den ersten Zentimetern zwar weiterhin sehr sensible und komfortabel, fuhr aber bereits bei mittleren Schlägen etwas direkter und die einsetzende Progression bei größeren Schlägen war ein deutlicher Hinweis darauf, dass man sich dem Limit des Fahrwerks annäherte. Ja, das Fahrwerk wurde dadurch direkter, aber eben auch viel besser einschätzbar. Keine 120 mm die sich nach deutlich mehr anfühlen, aber dann durchschlagen, sondern echt nutzbare 120 mm mit den notwendigen Reserven.

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Was die Federgabel angeht blieb es allerdings bei dem „Komfort-Satt-Eindruck“. Weil wir bis zum Testende keine passenden Spacer für die Float 32 zur Hand hatten um die Luftfeder progressiver zu machen, mußte ich mich letztlich mit einem Kompromiss aus Durchschlagschutz und Sensibilität zufriedengeben. Um das deutliche Wippen im Wiegetritt zu beruhigen reicht ja schon der Griff zur dreistufigen Druckstufendämpfung oben am rechten Holm. Der allerdings war mit dem nun strafferen Dämpfer eine oft genutzte Option. Für Fahrer meiner Gewichtsklasse und meines Fahrstils, wäre es auf jeden Fall sinnvoll die Gabel mit Spacern zu tunen.

Vollkommen unabhängig von den Details der Federungscharakteristik hat sich das CUBE Stereo 120 HPC Race auch in der zweiten Testhälfte immer als ungemein vortriebsstark und effizient gezeigt. Die Sitzposition ist wunderbar zentral, und genau in der goldenen Mitte aus Langstreckentauglichkeit und Bewegungsfreiheit für gröbere Trails. Durch das tendenziell lange Heck, mit einer Kettenstrebenlänge von 446 mm, kann man auch sehr steile Anstiege ohne allzu große Gewichtsverlagerung bestreiten. Ein Bike mit dem ich keine Scheu hätte auf Alpencross zu gehen oder auch einen straffen Marathon zu bestreiten.31 CUBE Stereo 120 HPC

Die von mir eingangs kritisch angemerkten schmalen Felgen (19 mm Maulweite!) und 2.25er SCHWALBE Nobby Nic Reifen haben sich übrigens den gesamten Test über als ausgesprochen unauffällig gezeigt. Bis auf den für den Nobby Nic leider typische nicht so tollen Seitenhalt auf weichen Böden, gab es nichts, wo ich unmittelbar Handlungsbedarf sehe. Aus meiner Sicht wäre es schön gewesen, dem Bike über breitere Felgen auch die Möglichkeit zu geben auf noch breitere Reifen aufzurüsten, aber so wie ausgeliefert hat die Performance durchaus gepasst. Auf alle Fälle hat das geringe Gewicht von Laufrädern und Reifen dazu beigetragen, dass es sich leichtfüßig beschleunigen lässt und sich insgesamt sehr agil anfühlt.

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Wie bereits erwähnt, litten die sehr kräftigen und gut dosierbaren XT-Bremsen den gesamten Test hindurch unter einem wandernden Druckpunkt, der sich immer dann zeigte, wenn man den Bremshebel in schneller Folge betätigte. Ein Defizit, unter dem bereits meine XTR-Testgruppe leidet und das sich mittlerweile schon mehrfach bei Testbikes mit 2016er SHIMANO Aussatttung gezeigt hat. Ein weiteres bereits von der XTR bekanntes Manko war die Oberflächengüte der Kurbel. Nach gerade mal 4 Wochen waren auch an der schwarzen XT-Kurbel schon große Flächen silbrig-blank gerieben. Die übrige Ausstattung blieb auch weiterhin absolut unauffällig, mit einigen Highlights wie der 150 mm Stealth Dropper Stütze und dem sehr funktionellen 2×11 Antrieb mit kräftigen Side-Swing-Umwerfer.

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Testfazit:

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Das CUBE Stereo 120 HPC Race 29er eines der Modelle, das für sehr viele Biker interessant und relevant ist – keine Bike bei dem man sich nur neugierig umdreht uns weiß, dass man es sich ohnehin nie leisten kann, sondern eines das klar hohe Ansprüche an das Preis-/Leistungsverhältnis stellt. CUBE hatte schon immer ein sicheres Händchen, was das angeht, und enttäuscht auch hier nicht. Mit seinem VK von 2999.- Euro und einem sehr respektablen Gesamtgewicht von 12,35 kg (ohne Pedale) – unter anderem dank des leichten Carbonhauptrahmens – ist es gleichermaßen Marathonbike wie auch sportlicher Tourer.

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In Sachen Geometrie und Handling passt das Stereo 120 jedenfalls auf den Punkt, gibt sich genauso sportlich wie vielseitig. Insbesondere bei der Antriebsneutralität und den Uphill-Eigenschaften gehört es zu den besten seiner Klasse.
Ich persönlich gehe zwar nicht ganz konform mit der Ausstattungsphilosophie – würde mir persönlich breitere Felgen wünschen – aber so wie gefahren gibt es kaum echten Grund für Kritik. Nur die etwas zu lineare Federgabel bräuchte ein Gott sei Dank leicht machbares Tuning über Volumenspacer für mehr Reserven. Sie und der nicht immer konsistente Druckpunkt der XT –Bremsen sind der einzige Faktoren, der dem Testbike ein paar Punkte in der Gesamtwertung kosten.

RIDE ON,
c_g