GERMAN:A Flame Boost Upside-Down-Gabel – Zwischenstand: von OLI

10 GERMANA FlameDer Start des Tests konnte leider erst Ende Mai beginnen, da wir noch auf einige Teile für die Fertigstellung des Projektbikes gewartet haben, doch seither nutze ich das Bike und die Gabel „Made in Germay“ ausgiebig und kann über ihre Fahreigenschaften nur gutes berichten. Ich habe sie bisher schon unter verschiedensten Bedingungen getestet: Auf meinen Hometrails an der Isar und rund um München, auf den Hirschbergtrails hinter Rottach Egern, an der „Hohen Kiste“ bei Eschenlohe und auch bei einer zweitägigen, fahrtechnisch nur bedingt anspruchsvollen aber sehr langen Tour.

Zunächst kann man sagen, dass Upside-Down-Gabeln einfach bewundernde Blicke auf sich ziehen, weil sie ungewohnt sind. Wie Thomas Hebestreit bereits von seinen Erfahrungen mit der ROCK SHOX RS-1 beschrieben hat, so ist es auch mir mit der GERAMN:A Flame Boost ergangen, dass mich extrem viele auf die optisch wirklich schöne und ungewöhnliche Gabel angesprochen haben. Wie sie denn funktioniert? Was die Vorteile wären? Was die kostet und natürlich wer denn der Hersteller sei. Ach, die kommt sogar aus Deutschland? Toll!!

Soweit ich konnte, habe ich Auskunft gegeben und ich bin mir sicher, dass die Gabel auch ihren Teil dazu beigetragen hat, dass ich mit vielen über das Thema 29plus ins Gespräch gekommen bin – selbst irgendwo am Berg. Abgesehen von der Optik begeistert mich die GERAMN:A Flame erst einmal von ihren inneren Werten und Fakten. Bedingt durch ihre Bauart besitzt sie wirklich alles, was man von einer guten Gabel erwartet.

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Das erste große Fragezeichen gleich mal vorab: Die Flame ist außerordentlich steif. Dazu tragen gleichermaßen die Art der Befestigung der Steckachse wie auch die wuchtigen Rohre und die Konstruktion der Gabel mit den voluminöseren Rohren oben bei. Man spürt kaum Flex an der Gabelkrone, auch nicht bei starken Bremsvorgängen. Sie schwingt sich auch bei höheren Geschwindigkeiten und ruppigem Gelände nicht auf, in Kurven biegt sie sich nicht weg.

Ein weiteres Plus, das man vor allem bei langen und wenig anspruchsvollen Bergauf-Passagen, etwa über Forstrassen, schnell zu lieben lernt – sie lässt sie sich stufenlos und sehr einfach absenken. Der blaue Knopf oben links macht den Vorgang ganz einfach und erlaubt die Absenkung auch während der fahrt. Zum Ausfahren muss man den Knopf aber drücken und die gabel gleihzeitig entlasten – ein anspruchsvolles Manöver, das man einfacher und sicherer durch Absteigen löst.

In ihrem Federungsverhalten ist die Flame eher straff abgestimmt. Obwohl es ihr außer dem Rebound an weiteren externen Einstellmöglichkeiten fehlt, lässt sich über den Luftdruck recht fein justieren. Allerdings ist die Flame hierbei auch ein wenig sensibel, denn schon ein wenig zu viel oder zu wenig Druck quittiert die Gabel mit spürbar geringerer Sensibilität bzw. einem tiefen Abtauchen. Hierbei bin ich auch weiterhin dabei das absolute Optimum für mich und vor allem das noch recht neue 29+Laufradformat zu finden. Wie schon im Zwischenbericht zum VITTORIA Bmboloni geschrieben, ist das Thema Luaftdruck auch beid en Reifen eines, das erstmal gründlich ausprobiert werden will.

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Aber die Flame besitzt auch einige spezielle Eigenheiten, derer man sich bewusst sein muss:

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Die Einbauhöhe der komplett ausgefahrenen Gabel beträgt ca. 530mm. Wie bereits im Intro angekündigt lässt sie sich per Knopfdruck stufenlos absenken – und das um beinahe den gesamten Federweg von hier 10 cm. Diese massive Absenkung von 10cm ist enorm und nur sehr selten wirklich sinnvoll. Die Absenkung an sich ist eine Sache die ich sehr gut finde, aber die Hälfte an Verstellbereich würde mir den allermeisten Fällen locker reichen Wenn man bergauf fährt, sind auch 5 cm schon sehr viel und deutlich spürbar indem das Bike vorne weiter runter kommt. In technischem Gelände allerdings ist dann auch schnell das dann bereits sehr tiefe Tretlager ein Faktor. Die ganzen 10 cm sind wirklich nur an extrem steilen Rampen wirklich sinnvoll, die schon hart an der Grenze des Fahrbaren liegen.

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Der nächste Punkt, der damit zusammenhängt ist die Verlegung & Fixierung der Bremsleitung: Weil die Gabel keine eigenen Befestigungspunkte hat, muss man sich selber behelfen. Anfangs hatte ich den Bremszug wie sonst auch üblich innen in der Gabel verlegt, doch das machte zusammen mit den breiten Reifen bald Probleme (Bild links oben). Erst als ich die Leitung oberhalb der Krone und eng an den Rohren entlang geführt habe, war eine zufriedenstellende Lösung gefunden. Da der Bremszug sich außerdem im eingetauchten Zustand ausbeult muss man schon etwas darauf achten wie genau die Leitung verläuft und sich beim Einfedern bewegt. Wer mit einer Dropperstütze mit externer Ansteuerung unterwegs ist, kennt das Thema.

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Laufradmontage: Bereits im Intro habe ich erläutert, wie die Steckachse des Vorderrades montiert werden muss. Durch die Verschraubung in zwei Achsen (Steckachse wird rein geschraubt und dann noch mit den kleinen Schrauben noch einmal fixiert) ist die Gabel wirklich sehr verwindungssteif. Würde ich nur von der Haustür aus oder erst mal mit dem Zug losfahren, wäre mir die Art der Befestigung erst mal egal. Wir fahren aber auch immer wieder mit dem Auto in die Berge und müssen dafür das Vorderrad ausbauen. Bei Schnellspannern oder üblichen Steckachsen ist das in der Regel schnell gemacht, hier braucht es allerdings etwa Übung. Wegen der fehlenden Gabelbrücke zwischen den Tauchrohren verdrehen sich die beiden Rohre schnell gegeneinander oder verschieben sich in der Höhe. Das bedeutet, dass das Vorderrad erst einmal mit Gefühl eingefädelt werden muss. Ist es dann in Position wird die Steckachse durchgeschoben und fixiert. Auch hierfür braucht es etwas Übung, da die beiden Sicherungsschrauben vorne erst leicht und dann fest angezogen werden müssen. Wie gesagt – dies ist eine grundsätzliche Problematik der meisten (wenn nicht sogar aller) Upside-Down Gabeln, die wir seinerzeit auch bei der ROCK SHOX RS-1 schon angemerkt hatten.
Nicht zu vergessen ist, dass auf Tour immer der 10er Inbus mitgenommen werden sollte, falls man mal wegen eines Platten das Vorderrad auch ausbauen müsste.

20 GERMANA FlameAbmessungen/Breite: Die Gabel baut sehr breit und sieht dadurch richtig wuchtig aus. Zwischen den beiden Standrohren ist eine lichte Innenweite von ca. 92mm, was Platz für richtig dicke Reifen lässt. Allerdings führt das dazu, dass wegen der sehr dicken Rohre die Gabelbrücke auch sehr massiv ist und unter dem Rahmen ausreichend Patz sein muss, damit die Gabel auch ganz durchdrehen kann. Nach einem Sturz hatte sich die Gabel um hundertachtzig Grad verdreht und selbst unter dem Rahmen verklemmt. Um die Gabel nicht mit Gewalt zurückzudrehen und dabei Rahmn und Gabel zu zerkratzen habe ich deswegen den Vorbau leicht gelockert und die Gabel wieder in die Ursprungsposition zurück gedreht. Ein Umstand der sicher auch auf die neue Generation der BOOST Federgabeln mit ihren breiteren Kronen zutreffen wird.

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Zwischenfazit: Vom Fahrkomfort erinnert mich die GERMAN:A Flame recht stark an die RS-1, die ich am KUBIS Bikdig kurz testen konnte: Straff und steif. Toll. 13 GERMANA Flame
Optisch schlägt sie die RS1 aber eindeutig. Nach dem ersten Wochenende mit ihr auf den Hirschbergtrails und den Trails die hohen Kiste hinab habe ich einen schweren Fehler begangen: Ich dachte, es wäre besser, ich würde für den Marathon am Tegernsee die Gabel gegen eine Starrgabel tauschen. Ich habe es schwer bereut. Ich habe zwar ein Kilo an Gewicht gespart, es aber mit durchgeschüttelten Händen uns Armen bezahlt.
Seitdem ist sie wieder fest montiert und macht jedes Mal richtig viel Spaß! Ich werde sie mir in den kommenden Wochen noch einmal genauer ansehen, was die Justagemöglichkeiten betrifft.

Oli