HUTCHINSON Taipan 2,25 RR – Testfazit: von c_g
(hierzu erschienene Artikel: Vorstellung auf der Eurobike’13, Testintro & Erste Eindrücke)

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Von HUTCHINSON als exterm vielseitig angesprochen, hat der Taipan doch eher eine Vorliebe für trockenere Bedingungen.

Wenn man einen Fahrer nach den Eigenschaften fragt, die ein Reifen seiner Ansicht nach haben sollte, werden die Antworten breit gestreut sein: „Traktion satt, Grip auf diversen Untergründen, geringer Rollwiderstand, hohe Haltbarkeit, wenig Gewicht, …“ In den letzten Jahren sind eine Menge Reifen rausgekommen, die in eines der Extreme gehen – schnell und leicht oder aggressiv und mit massig Grip – den echten Mittelweg gehen derzeit aber nur wenige. Doch genau das scheint der HUTCHINSON Taipan zu tun, den Thomas und ich nun seit über 1 ½ Monaten fahren.

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Bei solchenBedingungen ist der Taipna einfach klasse und genau in seinem Element.

Über das Volumen, Gewicht das „Race Riposte“ 3-fach Compound, die Fertigung in Frankreich und das sehr eigenständige Profil haben wir ja schon im Testintro berichtet.
Ebenso über die guten Tubeless-Eigenschaften mit einem etwas weiten Sitz, der allerdings sehr gut zu den TUNE Skyline AX.C 29er Laufrädern gepasst hat. Auf einer AMERICAN CLASSIC Wide Lightning Felge, auf de ich den Reifen am Testende noch mal probeweise montiert habe, hat er dieses Eigenschaften noch mal bestätigt. Dort war er sehr leicht zu montieren, wegen des weiten Sitzes etwas schwer dazu zu bringen Druck aufzubauen und ist dann aber schon unter 2,0 bar auf die Felgenschulter gesprungen und dort eher sanft als mit einem Knall eingerastet. Auch während des gesamten Tests gab es keinerlei Auffälligkeiten hierzu.

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Wer vil Grip sucht un dennoch schnell unterwegs sein will, findet im Taipan einen sehr potenten Partner.

Wie in den ersten Eindrücken bereits angesprochen ist der Taipan ein recht schneller und wirklich vertrauenerweckender Reifen bei trockenen Bedingungen. Während ich ihn am PIVOT LeSS Singlespeeder gefahren bin war es durchweg trocken und ich fand den Taipan einfach nur gut. Es gab keinen Aspekt, weder im Kurvenhalt, der Traktion oder dem Rollwiderstand den ich kritisiert hätte. Wohlgemerkt, im direkten Vergleich zu einem echten Racereifen, wie dem Racing Ralph und auch dem Rocket Ron ist er nicht so schnell, aber die flexibel-anschmiegsame Karkasse trägt viel dazu bei, dass der Taipan sich sehr gut dem Untergrund anpasst und sowohl sanft rollt, wie auch eine gute Traktion aufbaut. Selbst auf losem Schotter oder Split fand ich ihn sehr gut berechenbar und kontrolliert.

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Einchach draufsitzen und genießen … so macht Testen richtig Spaß.

Wenn es um sein Verhalten im Grenzbereich geht, gehört er zu der Sorte Reifen, die zwar etwas früher an ihre Grenzen kommen, dafür aber dem Fahrer sehr viel Zeit lassen etwas Druck rauszunehmen und selbst wenn man ihn weiter fordert, noch lange gut kontrollierbar bleiben. Das macht den Taipan in meinen Augen zu einem hervorragenden Reifen für Fahrer, die viel Sicherheit wollen und dennoch einen schnellen Reifen wollen.
Die einzige leichte Schwäche im Trockenen, die ich erspüren konnte war die Bremstraktion auf hartem Untergrund und auf der Strasse. Vor allem bei schnellen heftigen Bremsungen bin ich des Öfteren erst mit einem Drift zum Halten gekommen wo andere schnelle Reifen etwas mehr Reserven haben. Hier ist das Compound auf der Lauffläche wohl doch ein wenig härter wie andere. Dafür ist dem Reifen auch nach gut 1 ½ Monaten fast kein Verschleiß anzumerken.

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Solche Bedingungen mag der Taipan weniger … und der Tester auch nicht unbedingt ;-).

Eine echte Einschränkung gibt es jedoch: Auch wenn HUTCHINSON den Taipan gerade wegen seiner Vielseitigkeit anpreist, fand ich dass er auf nassem oder gar weichem Untergrund nicht wirklich stark ist. Gerade in der späteren Testphase auf dem ROCKY Instinct Trail-Fully war es dann doch des Öfteren nass und da waren deutliche Einbussen in der Traktion aber vor allem in Kurvenhalt und Führung zu verzeichnen. Es mag sein, dass sich der Taipan auf nassen Felsen besser schlägt, aber nasse Waldböden sind sicher nicht sein Ding. Zur Ehrenrettung muss ich aber auch hier sagen, dass der Taipan, auch wenn der Grenzbereich recht früh kommt stets sehr gutes Feedback gibt und frühzeitig warnt, wann sein Limit erreicht ist, bzw. auch am Limit noch sehr gutmütig bleibt.

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Der Taipan in der 2,1″ Breite bei Thomas im Test – kann er es auch als Racereifen?

Wie im Intro angekündigt, hat unser Co-Tester Thomas die 2.1er Version des Taipan eher als Racereifen genutzt und kam zu einem ähnlichen Ergebnis:

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Mit dem Taipan auf dem RADON Black Sin lässt sich gut rasen …

Auch wenn er anfangs recht schmal ausgefallen ist, hat sich der Taipan schnell gedehnt und ist am Ende bei ca. 1,8 bar auf gute 53 mm Karkassenbreite gekommen. Für einen 2.1er Reifen ist er damit recht stattlich und voluminös. Die Verarbeitung und Karkassenqualität ist übrigens erstklassig und rechtfertigt den recht hohen Preis.

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Trockene, sandige Trails? Auch dort fährt der HUTCHINSON Taipan zur Bestform auf.

Der Taipan rollt auf Asphalt deutlich hör- und fühlbar ab, bietet aber für einen Racreifen ausgesprochen viel Grip … selbst in Schräglage. Auch im Gelände leistet sich der Taipan keine echten Schwächen, ist aber wenn man Speed und Grip gegenüberstellt für einen Racreifen klar „grip-lastig“. Im herausfordernden märkischen Sand schlägt sich der Taipan auch wacker. Positiv war auch dass er bei niedrigen Drücken richtig viel Komfort generiert ohne dazu neigt in Kurven wegzuknicken. Da es den gesamten Testzeitraum über hier in Berlin staubtrocken war, kann ich keine Aussagen zum Verhalten bei Nässe machen. “

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Sowohl am PIVOT LeSS Singlespeeder, als auch am ROCKY Trailbike gibt der Taipan eine richtig gute Figur ab – ist in seinem Grundcharakter aber mehr Allrounder als Trail- oder Racereifen.

Fazit: Mit den zwei stark unterschiedlichen Perspektiven – Thomas als waschechter Racer und auch als aggressiver Trailfahrer – haben wir den HUTCHINSON Taipan in den beiden Extremen getestete, für die er laut Hersteller ausgewiesen wird. Interessanterweise kommen wir zu einem recht stimmigen Urteil, bei dem der Taipan zwar nicht ganz die ihm zugesagte extreme Vielseitigkeit bestätigen konnte, aber dennoch echte Qualitäten gezeigt hat. Wenn man alle Eigenschaften, inkl. dem Gewicht, dem Rollverhalten und den Fahrverhalten zusammennimmt ist der HUTCHINSON Taipan zwar weder echter Trail-/All-Mountain, noch ein Racreifen. 15 HUTCHINSON TaipanDafür trifft er punktgenau den goldenen Mittelweg – ein schneller und sehr gut berechenbarer Allroundreifen mit viel Grip und großer Gutmütigkeit. Was sich evtl. als „nicht Fleisch, nicht Fisch“ anhört. ist aber als echtes Gütesiegel gemeint, denn die Riege der echten Allrounder ist nicht mehr so dicht besetzt wie noch vor ein paar Jahren. Wer gerne auf Touren geht und dabei ebene den üblichen Mix aus Forstrassen, Asphalt und Trails abdecken will, das gleiche Rad aber auch für Hobbyrennen und auch mal eine technischere Singletrailtour nutzt, macht mit dem Taipan nichts falsch.
Für uns ist der Taipan ein echt sehr guter Allrounder im wahren Wortsinn, zwar mit Vorlieben für trockene, bis moderat nasse Trails, aber dennoch ein „ehrlicher“ Allrounder, der sich keineswegs vor anderen zu verstecken braucht.

RIDE ON,
c_g