SPECIALIZED Stumpjumper FSR Expert’16 – Erster Eindruck: von Grannygear

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Ich selbst kenne das SPECIALIZED Stumpjumper FSR 29ers sehr gut. Schließlich war es seit 2011 meine Testplattform für zahlreiche Trail- und All-Mountain-Komponenten. Das 2011er Stumpjumper FSR war allerdings mit einem Mini Brain Dämpfer ausgestattet. Bei diversen Gelegenheiten habe ich auch das 2013er und 14er Stumpy FSR EVO kennengelernt. Daher hatte ich eine recht gute Basis an Praxiserfahrungen nach der ich jetzt das neue 2016er SPECIALIZED Stumpjumper FSR bewerten durfte. Noch dazu auf den mir bestesn bekannten alpinen Trails von Big Bear Lake in Kalifornien.

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Das war mein Testbike für den Tag – ein 2016er Stumjumper Expter 29er in Large, das mir tatsächlich sehr gut gepasst hat.

Es war ein recht untypischer Tag, mit gerade mal 5-10°C und in dichte Wolken gehüllt, sind wir – das sind JeffJ und ich mit unseren Testbikes von dem Bergresort Big Bear losgerollt. Ein wirklich merkwürdiger Frühsommer für Kalifornien – nach sehr langer Dürre jetzt fast schon winterliches Wetter. Aufgrund der unerwarteten Schneefälle in der Höhe mussten sogar die Amgen Tour von Kalifornien, ein Straßenrennen, verlegt werden.

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Los ging’s. Ich auf einem Bike in L, JeffJ auf einem in XL – beides 2016er FSR Expert 29 mit einem VK um 5999.- Euro.  Das AutoSag Ventil an dem Dämpfer und die aufgedruckte Sag-Skala auf den verbauten Pike Gabeln hat die Einstellung schon mal sehr einfach gemacht. Bevor wir losgefahren sind, hat man uns aber noch die Neuheiten an dem neuen Bike erklärt. Das sind einmal ein komplett neuer Rahmen mit einer überarbeiteten Hinterbaukinematik. Ener dramatisch geänderten Geometrie und noch einem neuen Dämpfer-Tune.

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Geometrietabelle – zum Vergrößern anklicken

Auf der SPECIALIZED Homepage findet man die genauen Geometriewerte, aber die wohl wichtigsten Neuerungen sind der stark geschrumpfte Hinterbau, der jetzt eine Kettenstrebenlänge von nur noch 437mm besitzt (… und damit fast genauso kompakt ist wie der des vielgerühmten FSR Enduro 29ers) und der flache 67,5° Lenkwinkel. Alles in allem erwarte, dass sich das Bike doch etwas anders fahren wird, wie seine Stumpjumper FSR Vorgänger.

For einiger Zeit hat SPECIALIZED ja „SWAT“ eingeführt um diverse Werkzeuge und Funktionalitäten gleich im Bike zu integrieren – darunter eine Kettennieter in der Ahead-Kappe oder ein Minitool im Wasserflaschenhalter. 2 SPECI Stumpy'16 SWATBei den Carbonrahmen des Jahrgangs 2016 geht SPECIALIZED jetzt noch einen großen Schritt weiter und integriert das SWAT Door (anstatt „Türe“ genannt zu werden, sollte man es eher SWAT Schließfach nennen, denn das genau ist es. Bei den damit ausgestatteten Rahmen fungiert das Unterrohr zum Einen als tragendes Bauteil des Rahmens und Verbindungsstück zwischen Lenkkopf und Tretlager, aber auch als großes Staufach für alles mögliche, vom Ersatzschlauch bis hin zur Regnbekleidung oder Energienahrung. Eine wirklich findige Sache für einen bisher komplett ungenutzten Raum am Bike. Allerdings muss dadurch das Unterrohr auch etwas versteift werden, was insgesamt mit etwa 200 g Mehrgewicht zu Buche schlägt. Für Grammfeilscher mag das zählen, aber für alle anderen dürfte die Möglichkeit so viel Material im Rahmen unterzubringen und deswegen evtl. Auf einen Rucksack oder Rahmentaschen verzichten zu können viel gewichtiger sein. Ich jedenfalls finde die Idee echt cool und kreativ ist sie auf jeden Fall.

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Der verkürzte Hinterbau war allerdings nur dadurch hinzubekommen indem man die Querverstrebung der Sitzstreben weggelassen hat. Deswegen hat man den Umlenkhebel wiederum etwas verstärkt. Der FOX Dämpfer erhielt den neuen RX Trail Tune, ein Spezial-Set-Up für das neue FSR.  Als Ankündigung gab man uns noch die Aussage mit auf den Trail, dass sich das neue Stumpy viel direkter fahren wurde … fast wie ein XC-Bike unter Pedalzug. Wir werden sehen.

Das erste Stück war auf einer Asphaltstraße, danach auf einer Forststrasse – genug Zeit um sich über die Sitzposition und die Antriebseinflüsse Gedanke zu machen. Wäre da nicht das weit vor einem liegende Vorderrad, könnte man das neue Stumpy vom Fahrgefühl fast für ein XC-Bike halten, so effizient und neutral ist es beim Pedalieren. Selbst mit einem offenen Dämpfer. Den Rest des Anstiegs ging es auf einem Singletrail und selbst dort sind wir beide sehr gut mit unserer 1×11 Schaltung zurecht gekommen. Viel mehr sogar, der zum Teil leicht technische Uphill hat uns beiden richtig Spaß gemacht. Es wurde allerdings auch nirgends so steil, dass wir aus dem Sattel hätten gehen müssen …

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Einmal oben begann die Abfahrt im Nebel – zuerst auf einer Forststrasse und danach ein paar traumhafte Kilometer bester Singletrails. Der Testtrail war eine gute Mischung aus engen Kurven, Kehren, ein paar steilen Gegenanstiegen und kleineren Hindernissen. Insgesamt blieb der Trail zwar her moderat und wir mussten uns schon ein wenig anstrengen um Hindernisse und Sprünge zu finden, die den gesamten Federweg ausnutzten, aber damit stellt er auch ein gutes Beispiel dessen dar wo wir hier meistens biken. Und hier folgen meine Eindrücke zu m neuen SPECIALIZED Stumpjumper FSR 2016:

  • Die Entscheidung das Mini Brain am Stumpjumper FSR nicht mehr einzusetzen war definitiv eine gute.  Ich fand es damals an dem 2011er Modell gut und stimmig, vor allem weil es das Kletterverhalten des Bikes positiv beeinflusst und spürbar beruhigt hat.  Dennoch war der Rahmen nie ganz stimmig mit den langhubigen und immer sensibleren Federgabeln der letzten Jahre, während das Brain schon eine eher straffe Charakteristik erzeugt hat. Die beiden EVO Nachfolgemodelle, die ich danach noch intensiv gefahrne bin – beide ohne Mini Brain – waren dagegen keine echten Kletterkünstler und leigten dazu bergauf schon recht tief in ihren Federweg abzutauchen. Hier war der Trail-Modus die einzige Linderung, aber eben auf Kosten des Komforts und der Traktion.
  • Dagegen fährt sihc die 2016er Version des Stumpjumper viel, viel besser. Anfangs bin ich aus alter Gewohnheit heraus zwar noch im Trailmodus gefahren, bin dann aber bald in Open gewechselt und bin dort auch die ganze Zeit über geblieben. Selbst als ich für das untere Foto ein paar mal über den Baumstamm gesprungen bin, hatte ich im Wiegetritt wieder bergauf, nie das Gefühl. Dass das Bike unter mir unangenehm wippen oder wegtauchen würde. Dabei kam mir der Gedanke, ob der Dämpfertune nicht eventuell für besonders komfortgewohnte Fahrer schon wieder zu direkt sein könnte. Mir jedenfalls hat er sehr gut gefallen und nachdem ich eben auch den gesamten Federweg ausgenutzt habe, sehe ich keinen Grund für Kritik. Vor allem mit dem breiten Einsatzbereich, den das Stumpy ja hat, etwa im Vergleich zum FSR Enduro 29, passt das eigentlich sehr gut.  Ich kann es mir nicht ganz erklären, aber die Pike Federgabel hat sich an dem Bike etwas zu direkt angefühlt – auch nachdem ich mit dem Druck ordentlich runter gegangen bin und die Dämpfung ganz geöffnet habe, war sie für mich noch zu träge. Vielleicht ag es an den kalten Temperaturen …
  • Das Handling des neuen Stumpjumper ist wirklich deutlich anders gegenüber den Vorgängermodellen. Einmal wäre da das weit vorne liegende Vorderrad, dann das Gefühl, als läge das Hinterrad fast schon „unter einem“. Zusammen sorgt das für ein Fahrgefühl, das zum Spielen einlädt – man sucht förmlich nach Hindernissen oder Bodenunebenheiten. Dazu noch der kurze Vorbau und der breite Lenker … man fühlt sich einfach sehr sicher. Ein echter Spaßgarant. In seiner ganzen Art hat es mich sehr an das FSR Enduro erinnert, nur eben bergauf noch besser und mit ein wenig mehr Agilität als Laufruhe.
  • Was mich überrascht hat, war die Tatsache dass ich mit dem Large sehr gut zurecht gekommen bin, während ich vorher immer nur XL gefahren bin. Als ich versuchsweise mal mit dem XL von JeffJ gefahren bin, hat sich das einfach nur riesig angefühlt. Bei meinen 186 cm hat sich das Large genau richtig angefühlt.
  • Wenn ich ganz kritisch bin, könnte ich ein klein wenig die Torsionssteifigkeit des Hinterbaus ansprechen. Vor allem in schnellen Kurven konnte ich manchmal hören, wie der Rotor an Bremsbelägen geschliffen hat ohne, dass ich am Hebel ziehe. Nur ein bisschen, aber es war vorhanden.

Grannygear findert immer etwas um sich herauszufordern. Obwohl es keine echt grobne Hindernisse gab, hateen wir eine Menge Spaß mit dem was zur Verfügung stand.

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Grannygear findert immer etwas um sich herauszufordern. Obwohl es keine echt grobne Hindernisse gab, hateen wir eine Menge Spaß mit dem was zur Verfügung stand.

Obwohl es sich nur um einen kurzen ersten Eindruck des neuen 2016er SPECIALIZED Stumpjumper FSR gehandelt hat, war es dennoch ein recht guter – besonders, weil ich die Trails schon von früher gut kannte und so einen recht objektiven Vergleich zeihen konnte. Leider war es uns nicht möglich das Stumpjumper wirklich an seine Grenzen zu führen. Als erster Eindruck aber würde ich sagen, dass es dem Enduro 29er schon recht nahe rückt und was Handling und Fahrerhalten angeht – wahrscheinlich in der Downhil-Performance etwas früher seine Grenzen erreicht, dafür aber bergauf spürbar gutmütiger und effektiver ist. Zusammenfassend besetzt das Sumpjumper damit sehr gut die bisherige Lücke zwischen dem Camber und dem Enduro. Indem es die Antriebsneutralität und Effizienz des Camber übernimmt und in der Trailperformance schon fast auf das Niveau des Enduro kommt, erwarte ich, dass das 2016er SPECIALIZED Stumpjumper FSR ein echter Erfolg werden wird. Ein rundum sehr gutes 29er Bike für fast alle Lagen die ein normaler Biker je braucht.

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JeffJ hat auch noch ein paar Gedanken zu dem neune SPECIALIZED Stumpjumper FSR Expert 29:

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“Ich hatte anfangs befürchtete, dass ich mit der 1×11-Schaltung mit 30er Kettenblatt bergauf nicht unbedingt zurecht kommen würde, aber statt dessen bin ich mit dem Bike sehr gut zurecht gekommen. Selsbt für die steilsten Stücke hat mir die 10-42 Kassette gut gereicht. Ich bin den größten Teil des Anstiegs zwar im Trailmodus gefahren, fand aber, dass es sich selbst mit offenem Dämpfer noch recht gut bergauf tritt.

Sobald wir oben waren, begann eine sehr lange Abfahrt mit ganz unterschiedlichem Untergrund. Dabei sind mir unter anderem die breiten Felgen augefallen, die den Reifen auch bei niedrigem Druck wunderbar präzise führen. Einmal habe ich noch etwas mit der Zugstufe des Dämpfer gespielt und die noch mal 3 Klicks weiter geöffnet um das Heck besser auf die für meinen Geschmack sehr sensible Front anzupassen und dadurch wurde der ohnehin schon üppige Federweg von 135 mm vorne und 140 mm hinten noch komfortabler. Auch ich kannte all die gefahrenen Trails sehr gut und empfinde das neue Stumpjumper als ein sehr ausgewogene-potentes Bike, das ein unglaublich breites Einsatzspektrum abdeckt, ein Bike, mit dem man fast überall und auf jedem Trail Spßa habne kann und stets mit einem dicken Grinsen im Gesicht nach Hause kommt.

Insbesondere weil ich selber ein 2013er Stumpjumper FSR 29 fahr und auch das für ein echt gutes Trailbike halte, sehe ich die neueste Version nochmals als einen riesigen Schritt an in Richtung noch mehr Vielseitigkeit und Performance, ohne, dass man echte Nachteile dafür in Kauf nehmen muss.

Grannygear & Jeff J