Kurzeindruck TREK Stache 29+ (2016) – Aufbruch in eine neue Dimension: von Oli

Wie Ihr schon mitbekommen habt, bereiten wir uns gerade auf einen größeren 29+ Testreihe bei TNI vor, weshalb ich natürlich auch geschaut habe was es auf dem Festivalgelände in Riva zu dem Thema dazu zu sehen gab. Neben ein paar  Fatbikes, die mit 29+ Rädern bestückt war, gab es dort aber das für mich derzeit spannendste echte 29+ Projekt zu sehen:

Das neue 2016er TREK Stache

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das neue TREK Stache 29+ – schwierig für eine Testrunde zu bekommen und vielfach bestaunt am TREK Stand.

Das TREK Stache des Jahrgangs 2016 versucht ein bichen die erste „eierlegende Wollmilchsau unter den Hardtails“ zu sein. Die ersten Berichte vom Sea Otter von Kollegen Grannygear hatten mich extrem neugierig gemacht, einmal eine Runde damit drehen zu können und zu sehen wie sich so eine radikale Geometrie wohl fahren würde. Aber wie so oft bei solchen Events, war es nicht einfach, an eines ranzukommen. Ich war mit meiner Frau auf dem Festival und kam mir irgendwann dämlich vor, alle 30min am Stand von TREK vorbeischauen zu müssen, um ein Testbike zu bekommen. Aber ich wollte es einfach fahren. Unbedingt. Schlussendlich hatten wir beide doch noch Glück und haben je ein Bike bekommen. Sie eines in fast passenden 17.5“, ich in eine mir maßlos zu kleines in 18.5“ –Aber es war für mich nichts anderes da, also hieß es Zähne zusammenbeißen und durch. Egal.

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Die neuen verschiebbaren Ausfallenden des Stache sind auf 420 mm für 29+ ausgelegt, lassen sich aber für schmale 29er oder B+ bis 405 verkürzen. Die Bremseinstellung bleibt unverändert.

Wer das Festival am Gardasee kennt, der weiß, dass sich kurze Testrunden auf drei Möglichkeiten beschränken: Entweder die recht gemäßigte Ponalestraße hoch, ein Abstecher zum Monte Brione wie es c_g normalerweise macht oder rüber zu den unteren Trailpassagen am Altissimo. Schlussendlich wurde es die Ponalestraße, die wir beide mit unseren Staches hoch gekurbelt und wieder runter gebrettert sind. Daher ist die auch wirklich nur ein erster vorsichtiger Kurzeindruck … aber ein bisschen Trailfeeling kam trotzdem auf.

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uns hat das Topmodell TREK Stache 9 wirklich Spaß gemacht.

Und ich muss – auch im Namen meiner Frau – sagen, dass wir begeistert waren. Das Stache 29+ ist als Trail-Hardtail entwickelt worden und das ist es! Die ultrakurzen Kettenstreben (420 mm mit den 29+ Reifen, die sich bis 405 reduzieren lassen, wenn man auf 27,5+ umrüstet) machen es zu einem extrem wendigen Bike, das aber trotzdem genügend Laufruhe besitzt – nicht zuletzt auch wegen der stabilisierenden 29+Reifen und des moderaten Lenkwinkel von angeblich 68,9°. Wirklich verblüffend fand ich , dass das Stache trotz des extrem kurzen Hinterbaus und eines extrem flachen Sitzwinkels von nur 68,4° (wahrscheinlich der reale Winkel, der durch die Biegung im Sitzrohrs effektiv deutlich steiler ist) wenig zum Aufbäumen neigte, Nicht nur in der Traktion, der Reifen, nein, auch was das Handling und Fahrverhalten angeht, kletterte das TREK Stache ungemein gut. Um die verbauten BONTRAGER Chupacabra Reifen zum Durchdrehen zu bewegen, muss man sich schon richtig ins Zeug legen, selbst auf dem oft losen Schotter der Ponalestrasse.

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Das TREK Stache mit Blick auf den Mt. Brione im Hintergrund.

Das von uns gefahrene TREK Stache 9 ist das Topmodell und mit allem ausgestattet, was das (mein) Bikerherz höher schlagen lässt: Der leichte Alurahmen wirkt auch mit sein höher gelegten rechten Kettenstrebe sehr gelungen und hochwertig. Hier hat man offensichtlich eine Menge Aufwand hineingesteckt um die dicken Reifen auf so wenig Platz unterzubringen- bis hin zu dem aufwendig . Die großvolumigen 3“ Reifen sorgen für gute Dämpfung und hohe Traktion – auch mit geringem Druck (wir waren mit ca 1.0 bar unterwegs) und die KIND SHOCK Dropperstütze (angesteuert über einen schön gemachten Hebel am Lenker) zähmt auch gröberes Gelände. Dazu die Option zwei Flaschen für lange Touren montieren zu können, massig Reifenfreiheit und einer auf den ersten Eindruck gut ansprechenden Manitou Magnum Federgabel mit manuellem Lockout. Das Stache 9 soll für 3699.- Euro über den Ladentisch gehen, Dazu gibt es in D noch das violette Stache 7 mit etwas einfacherer Ausstattung. Für spannende Customaufbauten in einem der drei möglichen Formate nennt die TREK Webseite noch einen Rahmenkit für 849.- Euro.
TREK selbst verkauft das Stache zwar nur in der 29+ Konfiguration gibt es aber auch für normale 29er Reifen und auch für 27,5+ frei. Wie bei den modernen Plusformaten üblich und bei TREK ohnehin zu erwarten (die haben den BOOS Stabdard beim 29er Remedy ja eingeführt) kommt auch das Stache mit 148/12 HR-Achse und 110/15 VR-Naben.

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Der BONTAGER Chubacapra ist 3″ breit und eines der Geheimnisse des TREK Stache.

Die Laufräder mit den durchlöcherten 50mm SUN RINGLÉ Mulefut Felgen in Kombination mit einem der derzeit leichtesten 29+ Reifen (angeblich um 850 g!) ließen uns das bei Plusreifen oder Fatbikes immer gegenwärtige Thema der zu bewegenden Rotationsmasse schlichtweg vergessen. Die BONTRAGER Chupacabra laufen – auch auf Asphalt – einfach spielerisch leicht, und angesichts des Volumens und der niedrigen Drücke spürt Vibrationen und kleinere Schläge kaum mehr. Ob es an der Voreingenommenheit liegt, hier ein „mittelfettes“ Fatbike zu bewegen, oder ob es wirklich so ist, das wage ich nach einer Stunde auf dem Bike nicht zu behaupten, aber mir kam der Rollwiderstand des Chupacabra alleine schon erstaunlich gering vor.

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Erst die angehobenen Kettenstreben auf der rechten Seite erlauben es den Hinterbau so kompakt zu bauen. Mit Boost an der HR-Nabe leidet aber auch unter Umständen die Fersen/Fußfreiheit.

 Der einzige für mich spürbare Wermutstropfen war die deutliche Biegung der Sitzstrebe im Bereich der Bremse, bedingt vermutlich durch den neuen Boost Standard. Hier habe ich wegen des extrem kurzen Hinterbaus immer wieder mal mit meinen Fersen leicht am Rahmen geschliffen. Nicht schlimm, aber merklich. Ich habe aber auch große Füße. Meine Frau hat das auf Ihrem Stache gar nicht bemerkt.

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Als erstes Großserien 29+ legt das TREK Stache einen hohen Standard für alle die folgen werden.

Trotzdem: Ich bin in den vergangenen Jahren schon viele Bikes auf dem Festival in Riva testgefahren, aber kaum keines hat mich so beeindruckt und auch beschäftigt wie das neue 29+ von TREK. Und es hat meine Neugier auf unser TNI 29+ Projektbike noch mal größer gemacht … doch dazu wenn es soweit ist. Das TREK Stache ist und bleibt ein Hardtail und wie es sich in ruppigerem Gelände verhält, kann ich nach der kurzen Runde nur annehmen – der erste Eindruck ist aber schon mal vielversprechend positiv. Angeblich ist bereits ein Testbike auf dem Weg zu unserem US-Tester Grannygear. Wir halten euch diesbezüglich definitiv auf de Laufenden.
Mein Fazit nach dem Kurzeindruck des TREK Stache9 29+: Wenn es gut gemacht ist, rockt 29+ und TREK hat die Latte mit ihrem Bike schon mal sehr hoch gelegt.

Oli