LAUF Trailracer 29er Gabel – Zwischenstand: von c_g
( in diesem Zusammenhang erschienene Artikel: LAUF Trailracer Kurztest, LAUF Carbonara Fatbike-Gabel und LAUF Trailracer – Testintro)

20 LAUF Trailracer29

Die LAUF Trailracer 29er Gabel am PIVOT LeSS … ausnahmsweise mal sauber.

Zwei Wochen im Test und fast Halbzeit für die isländische LAUF Trailracer 29er Gabel, die wir euch im Detail bereits hier vorgestellt haben.

Die erste Frage die mich umgetrieben hat, war was die Trailracer nun wirklich ist – Federgabel oder komfortable Starrgabel?

21 LAUF Trailracer29

Auffällige Optik kombiniert mit auffälliger Funktion – so ein Ansprechverhalten biete keine andere Gabel.

Nun, die Antwort auf die Frage ist genauso zweideutig wie die Gabel selbst. Fährt man mit der Trailracer über Schotterpisten, holprige Forststrassen oder andere Untergründe bei denen eine normale Federgabel zu träge ist um wirklich zu arbeiten … dort ist die Trailracer eine Offenbarung. Ganz ohne Reibung und Losbrechmoment arbeitete die Gabel so feinfühlig und sensibel, dass jede andere Gabel dagegen einpacken kann. Wahnsinn!! Kilometersammeln in einfachem bis mäßigem Gelände ist mit der Trailracer ist einfach nur toll und wohl besser als jede andere Gabel die ich kenne.
Geht man die Sache etwas heftiger an und nimmt die gröberen Trails, so ist es vor allem die starke Progression der Gabel die ihr trotz magerer 60 mm Federweg eine bemerkenswert gute Performance verleiht. Mit dem Fahrstil, den ich mir mit der ENVE MTN Carbon-Starrgabel wieder angewöhnt habe, ist es kein Problem auch heftigere Sachen zu fahren. Geht man die Sache allerdings von der Seite einer klassischen Federgabel an, und übernimmt auch eine solche Fahrweise, so ist die Trailracer schon ein sehr direktes Ding, an das man sich erst einmal ein wenig gewöhnen muss.
–> Noch ist es zu früh für ein Fazit in der Richtung, aber aus meiner Sicht muss man die Trailracer eben weniger wie eine Federgabel, sondern eher wie eine Starrgabel fahren … und dann ist sie einfach klasse.

************************************

26 LAUF Trailracer29

… sogar mit ein wenig Luft unter den Reifen ist die LAUF noch souverän.

Mit genau zwei Federhärten zur Auswahl stellte sich für mich außerdem die Frage wie es denn mit der Progression und de Endanschlag aussieht. Ich hatte zwar die härtere Feder, die für Fahrer ab 65 kg geeignet war, aber mit 85 kg Lebendgewicht und schnell 90 kg inkl. Kleidung und Rucksack, könnte das schon zu einer leichten Herausforderung für die Blattfedern werden. Wenn ich es auf dem Trail wirklich darauf angelegt habe, habe ich die LAUF tatsächlich ein paar Mal zum Durchschlagen gebracht – auch bei ein paar Sprüngen, aber es war nie ein wirklich harter Schlag, sondern eher ein spürbares Ende des Federwegs. Bemerkenswert, denn ich hatte diesbezüglich mit mehr Problemen gerechnet. Gute gemacht Lauf – zumindest was die Belastung im oberen Bereich des Gewichtsspektrums angeht.

27 LAUF Trailracer29

… bei der Landung kann man gut sehen, wie die Blattfedern sich unter Last verbiegen.

Es wäre interessant zu sehen wie ein leichterer Fahrer damit zurecht kommt und ob er es schafft überhaupt den gesamten Federweg zu nutzen. Die Senibilität jedenfalls dürfte jedenfalls für jeden Fahrer auch bei 65 kg (oder sogar darunter) sofort spürbar sein, denn es gibt ja keine vorgespannten Federung, wie etwa bei einer Luftgabel.

Am Singlespeeder bin ich die LAUF Trailracer natürlich viel im Wiegetritt gefahren. Schon damals im Kurztest war sie mir als maximal unauffällig erschienen. Egal, wie man sich auf ihr verhält, im Sitzen oder im Wiegetritt, man spürt sie eigentlich kaum. Und auch dieses mal hat sich der Eindruck bestätigt.

24 LAUF Trailracer29

Sogar im Wiegetritt ist die Trailracer super – man merkt kaum dass sie federt und dennoch abebbtet sie unglaublich feinfühlig.

Wenn man genau aufpasst oder beim Fahren von der Seite draufschaut, arbeitet die Trailracer erwartungsgemäß sehr aktiv auf alle auf sie wirkenden Kräfte – egal ob vom Untergrund oder durch den Fahrer. Ganz ohne Dämpfung muss sie das ja auch. Normalerweise bin ich auf Wippen sehr sensibel, aber nachdem das Wippen aufgrund der Progression nur ein paar Millimeter ausmacht – ich schätze zwischen 15 und 20 mm – fährt sich die Trailracer für mich ungemein natürlich.

****************************************

An der Stelle muss ich auch über eine andere Eigenheit der LAUF Trailracer sprechen: Ihre recht geringe Torsionssteifigkeit.
Bereits beim Laufradeinbau war mir aufgefallen wie leicht sich das Laufrad in der Gabel seitlich auslenken lässt. Mit zwei unabhängigen Ausfallenden, die über 6 Blattfedern aufgehängt sind die nur über die 15 mm Steckachse verbunden sind, kann das Laufrad doch recht frei in alle Richtungen ausweichen. Ich muss zugeben, dass mir das damals im Kurztest überhaupt nicht aufgefallen ist und so war ich sehr neugierig wie sich das auf dem Trail diesmal auswirken würde.

22 LAUF Trailracer29 23 LAUF Trailracer29

Interessant für mich war, dass mir das schon bei der ersten Ausfahrt im Wiegetritt aufgefallen war … allerdings nur optisch. Man konnte regelrecht sehen wie sich das Laufrad mit jedem Tritt zur Seite neigt. Wirklich auffällig beim Fahren war es allerdings nie. Würde man es nicht so deutlich sehen, wäre es mir auch dieses mal gar nicht richtig aufgefallen. Selbst in ruppigerem und technischerem fällt diese Eigenart der Gabel nur recht wenig auf.

Komisch, aber ich stehe dazu, dass die Gabel definitiv eine geringe Steifigkeit, hat, die man aber auf dem Trail und in der für die Gabel geeigneten Fahrweise fast nicht spürt .. ähnlich wie damals beim Test der ROCK SHOX RS-1.

25 LAUF Trailracer29

ZWISCHENFAZIT: Nach nun 2 Wochen im Test kann ich der LAUF Trailracer 29 eine unglaubliche Sensibilität und Federungsperformance in dem Bereich attestieren, der normalerweise von Federgabeln einfach ignoriert wird – die feinen Vibrationen und Schläge, welche den Fahrer auf Langstrecken so langsam zermürben. Unglaublich!

Bedingt durch den geringen Federweg und auch das aktive Federungsverhalten fährt sich die Gabel auch ausgesprochen unauffällig im Wiegetritt – auch ganz ohne Dämpfung. Dieses einzigartige Federungsverhalten trifft zwar mit einer recht geringen Torsionssteifigkeit zusammen, die mir allerdings beim Fahren bisher nie negativ aufgefallen ist.
Ich werde die Trailracer noch ein wenig weiterfahren auf der Suche nach weiteren Erkenntnissen zu dieser einzigartigen MTB-Gabel.

RIDE ON,
c_g