ROVAL Traverse Fattie 29er Laufräder – Testintro & Erste Erfahrungen: von Grannygear

1 ROVAL Traverse Fattie

Es scheint derzeit zwei deutliche Trends in der Welt der MTB Laufräder zu geben: Der eine wäre, dass die Felgen immer breiter werden und der zweite, dass die Preise in schwindelerregende Höhen steigen. Mit den wunderbaren Carbon-Felgen koste Laufräder locker 1500.- Euro und darüber. Schon eine Felge von den Boutique-Herstellern wie ENVE oder AX-LIGHTNESS übersteigt das Budget so manches Bikers, wenn es um Teilekäufe in einem Jahr geht. Dabei hält das alte Zitat von “Robust … leicht … günstig – wähle zwei davon!“ auch weiterhin zu einem großen Teil. Wen man allerdings bedenkt, dass eine Investition am Bike nirgendwo mehr bringt als bei den Laufrädern, so kommt man doch ins Grübeln. Wo liegt der oft zitierte „goldene Mittelweg“?
Diese Frage muss wohl jeder für sich selbst beantworten, aber es gibt ein paar Punkte, die heute jeder Upgrade Laufradsatz könne sollte:

  • Tubeless-Ready: Wenn sich das Laufrad nicht gut tubeless fahren lässt, loht sich die Mühe nicht, sie auch nur näher anzusehen.
  • Ein robuster Freilauf und die Möglichkeit auf diverse Achsenstandards umzurüsten.
  • Eine ordentliche Balance zwischen steif, leicht und robust, die zum Fahrergewicht und Fahrstil passt.
  • Die neue Felge sollte definitiv breiter sein, als die vorherige.

2 ROVAL Traverse Fattie

Wer es noch nicht weiß, ROVAL ist eine Marke unter dem großen Schirm von SPECIALIZED. Üblicherweise laufen die ROVAL Laufräder auf umgelabelten oder leicht modifizierten DT-SWISS Naben, bei den höherwertigen Varianten sogar mit dem speziellen Zahnscheibenfreilauf, für den DT-SWISS bekannt ist.

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Ich selber bin schon diverse ROVAL Laufradsätze gefahren – meistens die teureren und eher auf XC ausgerichteten Varianten, und jedes einzelne davon hat sich als zuverlässig, solide und meist ausgesprochen leicht herausgestellt. Der neueste Testlaufradsatz, die ROVAL Traverse Fattie 29 ist preislich eher im unteren Segment angesiedelt, für aggressive Trailrides, All-Mountain und Enduro ausgelegt und mit der Bezeichnung „Fattie“ mit besonders breiten Felgen ausgestattet.

Hier die Spezifikationen der Roval Traverse Fattie 29:

  • Die gewogenen Gewichte:
    VR: 851 g (mit 15 mm Nabe, Dichtband und Schlauchlos-Ventil)
    HR: 981 g (mit 142×12 mm Nabe, Dichtband und Schlauchlos-Ventil)
    Gesamt = 1832 g
  • Die Maulweit der Felgen ist beachtliche 29 mm
  • Die Laufräder haben vorne 24 Speichen, auf einer Seite radial und auf einer Seite 3-ach gekreuzt eingespeicht, und hinten 28 Speichen mit durchweg –fach gekreuzt. Als Speichen kommen DT-SWISS Revolution mit DT Pro Lock Hexagonal Nippeln zum Einsatz.
  • Die HR-Nabe basiert auf der DT-SWISS 360, also mit normalem Freilauf und kann auf XD-Freilaufkörper umgerüstet werden.
  • Die Felgen sind aus Alu mit einem hakenfreien Felgenhorn.
  • Ohne Gewichtslimit.
  • Der VK liegt bei Euro 499.- bzw. $ 600.-

Die Laufräder sehen sehr gut, wenn auch etwas unspektakulär aus. Die wenigen dünnen Speichen stehen im krassen Kontrast zu den breiten Felgen, aber so langsam gewöhne ich mich an den Anblick. Einwenig skeptisch macht mich die geringe Speichenzahl – 24 vorne und 28 hinten ist definitiv mehr als ich für einen erarteigen Einsatzbereich wählen würde, aber nachdem die Felge speziell dafür gemacht ist, hoffe ich dass es keine Probleme geben wird. Wir werden sehen.

3 ROVAL Traverse Fattie

Das robuste braune Klebeband fungiert als Dichtband oder einfaches Felgenband, wenn man mit Schlauch fährt. Weiterhin noch ungewöhnlich ist das hakenlose Felgenhorn, aber wie unsere eigenen Versuche damit gezeigt haben (hier die ROVAL Control Carbon im Testfazit) ist das mittlerweile keine Problem mehr.

Der Freilaufkörper selber ist aus Gründen der Kostenersparnis aus Stahl, was aber auch seine Vorteile hat, wenn man eine einfachere Kassette mit einzelnen Ritzeln verwendet – in die Stahlkassetten können die sich nämlich viel weniger einfressen, wie in Alu-Freilaufkörper.

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Es hat ein paar Minuten gedauert, bis ich die richtigen Endkappen für mein Bike montiert hatte, aber nur deswegen, weil eine Kappe sehr fest gesessen ist und nur mit einer Zange zu entfernen war. Ansonsten ist es denkbar einfach.

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Erste Erfahrungen:

Ich habe für den einen Satz SPECIALIZED Purgatory Control vorne sowie den Ground Control hinten (beide in 2.3er Breite) aufgezogen und ganz ohne Probleme mit einer Standpumpe aufgepumpt. Das ganze ist seither an meinem SCOTT Genius 930 im Einsatz um zu zeigen, was die Laufräder können.
Nachdem ich sie schon ein wenig fahre und bereits erste Erfahrungen gemacht habe, kann ich bestätigen, dass der erste Eindruck sehr vielversprechend ist. Auch hier zeigt sich wieder wie sich die breiten Felgen auf die Performance eines Reifens auswirken und geringere Betriebsdrücke zulassen als mit einer schmalen Felge.

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Auf der allerersten Ausfahrt, einen Tag nachdem ich sie montiert hatte, habe ich mir das Genius geschnappt und habe den üblichen Luftdruck-Check it dem Daumen gemacht. Alles schien OK und so bin ich meine Runde damit gefahren. In engen Kurven hatte ich dann hin und wieder so ein etwas vages Gefühl, was die Führung angeht … nicht viel, aber dennoch spürbar. Mein erster Gedanke, war dass die Laufräder ungewöhnlich weich wären. Ober wie könnte das sein? Nachdem ich das Bike ja in und auswendig kenne und die Reifen auch, können es doch nur die Laufräder sein. Um ganz sicher zu gehen habe ich die Reifen noch etwas nachgepumpt (ca. 20 Hübe mit meiner LEZYNE Minipumpe) und das Problem war behoben. Also doch die Reifen! Zuhause habe ich dann das digitale Manometer rausgekramt und zu meiner großen Verwunderung festgestellt, dass ich auch nach dem Nachpumpen hinten mit gerade mal 1,45 bar und vorne nur mit 1,25 bar unterwegs gewesen bin! Keine Ahnung mit welchem Druck ich also vor dem nachpumpen gefahren bun und selbst dann gab nur in engen Kurven echte Auffälligkeiten.
Die Lektion die ich dabei gelernt habe war ganz einfach, dass die neuen besonders breiten Felgen den Reifen so viel Stabilität verleihen, dass selbst die über Jahre hinweg trainierten Instinkte wie der subjektive gefühlten Luftdruck per Daumenneu kalibriert werden müssen.

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Auch wenn die Laufräder etwas schwerer sind als die vorher gefahrenen AMERICAN CLASSIC Wide Lightnings (hier mit den CONTI Trailkings abgebildet) ist das Komplettrad durch die leichteren SPECIALIZED Reifen sogar ein wenig leichter. Dementsprechend ist die Beschleunigung auch weiterhin exzellent. Schon jetzt sieht man, dass es der Kombi auch ein wenig am Volumen fehlt (die SPECIALIZED sind zwar als 2.3 bezeichnet, sind aber eher 2,2er), aber das hat bisher keine spürbaren Nachteile.
Wir werden sehen, wie der Test weiter abläuft. Ihr hört von mir.

Grannygear