NICOLAI ION15 29er Fully – Testabschluss: von c_g

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Das NICOLAI ION15 wie im Test gefahren … ein echt schickes Bike!

Schon wieder 3 Wochen seit dem Zwischenbericht des NICOLAI ION15 29er Fullies. In der Zeit hat der Winter die hiesigen Trail wieder ein wenig freigegeben. Der häufige Wechsel aus Tauwetter und nächtlichem Frost hat für interessante aber durchaus gute Testbedingungen gesorgt. So waren vor allem dank der SCHWALBE Ice Spiker Pro die nächtlichen tief gefrorenen Trails mein Hauptbetätigungsfeld bei dem ich das ION15 bestimmt genauso hart gefordert habe wie bei den wenigen Rides tagsüber.

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Viele der Testfahrten waren auf den vereisten Trails bei Nacht – BIG FUN!

Ich habe bereits im Zwischenstand ausführlich darüber gesprochen wie ich das ION15 in Sachen Federung und Handling fand … damals aber noch mit den Vorbehalten das Bike bis dahin nur wenig wirklich aggressiv gefahren zu sein. Das hat sich mittlerweile geändert und das Bike hat so manchen Drop, Steilabfahrten und technische Wurzeltrails erlebt. Der Eindruck eines durch und durch gelungenen, gutmütigen und dennoch überaus spaßigen 29ers mit hohen Sicherheitsreserven ist aber unverändert geblieben. Das ION15 ist und bleibt ein grandios gutes Bike, das einfach Spaß macht.

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Vor allem bergab garantiert das ION15 einen maximalen Funfaktor …

Wie bei allen NICOLAI Bikes typisch liebt es eine aktivere Fahrweise, kommt aber auch überraschend gut mit einem zurückhaltenderen, ja sogar einem tourenlastigen Fahrstil zurecht. Ich kann nicht einmal wirklich sagen weshalb es mir auch als Allrounder so gut getaugt hat – wahrscheinlich die Kombi aus der grandios traktionsstarken, dennoch unauffälligen und effizienten Heckfederung und dem sagenhaft ausgereiften Handling , aber wenn mich einer fragen würde ob ich das ION15 auch für herausfordernde Alpentouren empfehlen würde … ich würde nicht zögern und eine fast vorbehaltlose Empfehlung aussprechen.

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… es kann aber auch bergauf überraschend gut.

Dei einzige Einschränkung hierzu hatte ich ja schon im vorhergehenden Artikel angesprochen: Die etwas frühe Tendenz sich in steilen Anstiegen aufzubäumen. Während mich as anfangs noch mehr gestört hat, habe ich mich im Laufe der Wochen sehr gut daran gewöhnt etwas mehr Gewicht nach vorne zu verlagern und bin mit dem ION15 auch die allersteilsten Trails locker hochgefahren. Ein probates und einfaches Hilfsmittel ist es außerdem den Dämpfer, den ich sonst immer nur offen gefahren bin einfach straff zu stellen damit das Heck weniger tief einsinkt.
Mit einer zusätzlichen, absenkbaren Gabel vom Schlage einer PIKE Dual Position oder einer FOX Talas könnte man die Uphilleigeschaften sogar noch weiter pushen um damit auch eine Singletrail-Transalp gelassen zu meistern.

Die Option die Geometrie über das Flip Chip in der hinteren Dämpferaufnahme nochmals um 0,5° steiler zu stellen, hatte ich angesichts der guten Allroundeigenschaften komplett vergessen und bin erst beim Einpacken wieder darauf gestoßen. Aber auch ohne es selbst erfahren zu haben würden die steileren Winkel und das um 7 mm höhere Tretlager definitiv in Richtung Allrounder spielen – noch ein Pluspunkt in diese Richtung für das ION15.

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Die verbaute SUNTOUR AION Federgabel war funktionell gar nicht übel …

Apropos Gabel: Die verbaute SUNTOUR AION Federgabel hat sich recht gut gemacht. Auf schnellen Wurzeltrails war sie für meinen Geschmack zwar ein wenig überdämpft und begann ein im Federweg stecken zu bleiben und in Folge ein wenig zu springen aber nachdem ich das Bike fast nie bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt gefahren bin, kann das durchaus auch an daran gelegen haben. Vor allem bei größeren Schlägen und Sprüngen fand ich sie sehr gut was die Federwegsausnutzung und die Druckstufendämpfung angeht.

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… aber die spezielle Steckachskonstruktion wollte so gar nicht zuverlässig arbeiten.

Die eigene Steckachsenkonstruktion die nicht wie üblich mit einem Gewinde im Casting arbeitet, sondern mit einem Expandersystem bleibt mir bis heute ein Rätsel und Ärgernis. Auch wenn es technisch recht simpel ist, war es für mich eine Glückssache das Vorderrad spielfrei in der Gabel zu montieren.

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Auch hier blieb die SRAM 1×11 mit der 30-Zahn E-13 Kurbel ein exzellenter Partner in allen Lagen.

Was die übrigen Bauteile angeht, blieb alles über die Testdauer absolut unauffällig. Im direkten Vergleich zur MAGURA MT7, die ich am ROCKY fahre, fehlt es der AVID Elixir Trail ein wenig an Bremskraft, aber die erforderlichen Fingerkräfte blieben stets im Rahmen. Der SRAM X1 Antrieb mit E13 Kurbel war gewohnt präzise und knackig, ohne dass mir je die Kette abgesprungen wäre. Die NOTUBES Flow EX Laufräder auf HOPE Naben liefen ebenfalls ganz unauffällig.

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Bei den eisigen Bedingungen …

Das breite Cockpit mit dem kurzen Vorbau war einfach perfekt für das Bike, noch dazu mit dem idealen Setup mit Schalthebel rechts und dem Dropper-Post-Remote links unter dem Lenker. Einfach perfekt. Auch die ROCK SHOX Stealth Reverb mit ihrem maximalen Verstellbereich von 150 mm ist einfach super. Schade, das man sonst nur die 125 mm Variante findet, denn diese 2,5 cm machen in der Tat einen Unterschied.

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… hat der SCHWALBE Ice Spiker Pro den Test gerettet.

Dem schon sehr früh montierten SCHWALBE Ice Spiker Pro mit seinen 402 Spikes ist es übrigens erst zu verdanken, dass der Test auch unter den bestehenden Bedingungen hat stattfinden können, mit normalen Reifen wäre der Ritt auf den vereisten Trails meist eine Eiertanz geblieben.

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Doch zurück zum NICOLAI ION15. Ich kann es nicht sagen woran es liegt oder was den besondern Charme des ION ausmacht, aber ich finde es auch optisch ein sehr eigenständiges und attraktives Bike. Von den schlichten Rohrformen, über die aufwendigen Frästeile (Umlenkwippe, Rahmenverstärkungsbleche, Ausfallende, usw.) bis hin zur Farbgebung … beim NICOLAI ION15 passt einfach alles.

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Das NICOLAI ION15 ist in unseren Augen eine durch und durch gelungenes Bike – für Enduro genauso wie für den aggressiven Trail- und Toureneinsatz.

Testfazit: Das NICOLAI Ion15 kam zu uns angekündigt als Enduro-Racebike, doch das Bike, das ich in den letzten Monaten erlebt habe war eine ausgezeichneter Allrounder mit exzellentem Handling, einer sehr effizienten Federung und massiven Reserven fürs Grobe. Es gab keine Situation, sei es in schnellen Singletrails, im groben Downhill oder sogar im Toureneinsatz wo sich das ION15 deplaziert gefahren hat.

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Das angesichts des Federwegs von 145 mm sehr kompakte Heck (Kettenstrebenlänge 440 mm) und die gesamte Geometrie macht in jedem Gelände viel Spaß, sorgen dafür dass Manuals und Hinterrad-Drifts absolut natürlich kommen und generieren gleichzeitig sehr viel subjektive Sicherheit. Ein echter Volltreffer von NICOLAI!

RIDE ON,
c_g