ENVE „MTN Fork“ Carbonstarrgabel (Projekt Singlespeed’14 – Teil 6) – Testintro: von c_g

Vorwort: Manchmal fügt sich einfach eine Sache zur anderen und ergibt ein großartiges Ganzes – so auch hier bei diesem Projekt in dem ein paar richtig spannender Komponenten zusammenkamen um ein Projektbike der Extraklasse entstehen zu lassen. Hier der 6. und vorletzte Teil ehe das Projekt vollständig ist.

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ENVE ist einem jeden Biker ein Begriff, egal ob Strasse oder Mountainbike. Die Carbonzauberer aus Ogden, Utah. Seien es deren exquisite Lenker und Vorbauten oder die wunderschönen Felgen und Laufräder … bei dem Namen ENVE schlagen Bikerherzen einfach einen Takt schneller.
So war es auch bei uns als wir die nagelneue ENVE MTN Fork 29er Starrgabel aus ihrem Karton schälten.

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Wunderschön, diese rundlich-fließenden Formen, fast komplett in mattem schwarz, wirkt sei weit weniger wuchtig, wie sie es eigentlich ist. Im direkten Vergleich zur NINER RDO, die wir Anfangs des Jahres hier getestet hatten ist sie sowohl bei den Gabelschneiden, wie auch der Krone deutlich voluminöser.
Gott sein Dank ist die Form der Gabel nur ein Argument in der komplexen Gleichung ihrer Funktion, denn wenn es danach ginge müsste die Gabel knüppelhart sein, aber wie wir alles wissen steckt in Carbon eine unglaubliche Möglichkeit die Charakteristiken zu prägen, und ENVE gehört sicher zu einer der Hersteller, die wissen was man aus dem Material alles machen kann :-).

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Auch ohne die ENVE MTN Fork je gefahren zu sein wird, klar dass es sich bei der Carbon-Starrgabel um die fortschrittlichste und durchdachteste Starrgabel handelt, die der Markt derzeit zu bieten hat. Dafür sprechen vor allem drei Gründe:

1, Die variablen 15mm-Steckachs-Ausfallenden mit einem verstellbaren Offset von 44 oder 53 mm.

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Zugegeben, die Werte weichen minimal ab von den sonst üblichen 45-47 und 51 mm anderer 29er Gabeln, aber ob und welche Auswirkungen das in der Praxis hat werden wir in den kommenden Monaten intensiv ergründen. Auf alle Fälle ist es ein sehr willkommenes Argument um das Handling eines Bikes nochmal zu optimieren, den Trailverhältnissen besser anzupassen oder einfach die Gabel besser auf die jeweilige Rahmengeometrie anzupassen. Durch die simple Verstellung mittels exzentrischer Flip-Chips, die man einfach in der Gabel um 180° dreht geht der Umbau werkzeugfrei und innerhalb von Minuten.

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Der verstellbare Offset bringt natürlich das unvermeidliche Problem mit sich, dass sich auch die Achse in Relation zu den Postmount-Bremssockeln um 9 mm verschiebt, was ENVE aber recht einfach mittel kleinerer Alu-Tabs löst, die mit einer schönen Passung einfach auf die Sockel aufgelegt werden, wenn man den hinteren (44mm) Offset fahren will.
Wie bei Carbonstarrgabeln üblich, ist auch die ENVE MTN Fork nur bis Rotorgrößen von 180 mm freigegeben.
Ach, ja, wenn wir schon über Ausfallenden sprechen. Die ENVE besitzt schön geformte Führungen für die Nabe und ist sehr passgenau, so dass die Laufradmontage genauso einfacher geht, wie bei jeder anderen Gabel (ein damaliger Kritikpunkt an der NINER RDO).

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2, Die ausgeklügelte Kabelführung in einem offenen Kabelkanal auf der Innenseite, die entweder unter einer Karbonklammer oder gleich unter den mitgelieferten Stummelschutzblechen liegt.

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Ja, richtig gelesen, die ENVE Gabel kommt mit allerlei Zubehör. Im Auslieferungszustand sind der Gabel eher unscheinbare Carbon-Clips aufgesetzt, die den MTN Schriftzug tragen. Der linke Clip ist außerdem so ausgeführt, dass er als Gegenstück zum offene Kabelkanal der Gabel, die Bremseleitung optimal fixiert, Definitiv die bisher schönste Lösung der Kabelführung, die ich bis dato gesehne habe! Nimmt man die Clips ab, kann man ein einteiliges Stummelschutzblech (ebenfalls aus Carbon!) aufsetzten, das die gleiche Führung besitzt.

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Der Einbau erfordert etwas Kraft und Überweindung, denn es fällt schon schwer ein so schönes Carbonbauteil so kräftig zu verbiegen wie es zur Montage erforderlich ist. Dafür sitzt es danach auch bombenfest. Sehr positiv: Zum Fixieren der Bremsleitung muss man das Teil nicht entfernen, sondern kann von außen die Leitung aufschieben. Wieder klasse gelöst!
Ob das Mini-Schutzblech wirklich eine reale Schutzwirkung für den Fahrer biete, oder eher dem Coolness-Faktor hilft, werden wir in den kommenden Wintermonaten definitiv herausfinden ;-).

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3. Die grandiose Reifenfreiheit der Gabel, die mit 88 mm (oder 3,46“) locker auch einen 29+ Reifen unterbringt.

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Man sieht es ihr nicht unbedingt an, aber die Reifenfreiheit hier ist extrem. Als ich vor kurzem versuchsweise in eine NINER RDO ein 29+ Laufrad montiert habe, war es schon sehr eng darin (der Fahrer hat sogar die Seitenstollen des SURLY Knard abgeschliffen um nicht Gefahr zu laufen der Gabel einen Schaden zuzufügen). Bei der ENVE MTN Fork dagegen hatte der Surly Knard auch auf der breiten Felge (wie beim KUBIS Bikdig Pinion All-Mountain verbaut) locker darin Platz – sogar mit dem Stummelschutzblech!

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Natürlich verfügt die ENVE MTN Fork über einen konischen Carbon-Gabelschaft – in einteiliger Monocoque Bauweise mit dem Unterbau vereint – eine federwegskorrigierte Geometrie mit einer Bauhöhe von 470 mm (472 mm wenn in der 52er-Offset-Position).

Gewichtstechnisch legt die ENVE MTN Fork im direkten Vergleich etwa mit der NINER RDO ein wenig zu. Nackt und ohne Steckachse kommt die Gabel mit ungekürztem Gabelschaft (300 mm) auf 624 g. Dazu kommen noch mal 11 g für die Carbon-Clips, bzw. 61 g für das Stummelschutzblech und 43 g für die geschraubte Steckachse. Der mitgelieferte Plug, für den Schaft schlägt weiter mit 43 g zu Buche. Das macht bei gleicher Konfiguration ein Plus von gerade mal 40g (oder eben 90g mit dem Schutzblech) … angesichts der oben erwähnten Besonderheiten ein leicht zu verschmerzendes Mehrgewicht, zumal man sich mit einer solchen Carbon-Starrgabel ohnehin im Leichtbau-Olymp fortbewegt.

Den betritt man aber auch preislich mit der ENVE MTN Fork, denn der empfohlenen VK liegt bei stolzen 679.- Euro – satte 130.- mehr als die NINER RDO.

Ob sie das wert ist und wie die ENVE Ingenieure ihre Gabel in Sachen Steifgikeit und Komfort ausgelegt haben, werdet ihr demnächst hier erfahren. Ich jedenfalls freue mich schon darauf das Singlespeed Projektbike bald zu vervollständigen und damit über die Trails zu jagen.

RIDE ON,
c_g