RACE FACE Atlas Flatpedals – Intro & erster Eindruck: von Oli

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RACE FACE Atlas Flatpedals „on the Rocks“.

Erst mal muss ich zugeben, dass ich ein hartnäckiger Klickpedalfahrer war und irgendwie noch bin, aber über den Einstieg in das Thema Fatbike 2013 beginnt sich das langsam zu ändern. Ich fahre seit 26 Jahren Mountainbike und war froh, als es die ersten Klickpedale gab, vermitteln sie mir doch (immer noch) Sicherheit und direkten Kontakt zum Bike. Wenn es kalt, nass und schlammig/eisig/voller Schnee wird, ist das jedoch anders, da könnte ich sie manchmal verfluchen. Gerade zu  Beginn des Winters habe ich deshalb immer wieder nach Wegen gesucht, trotz der Nachteile weiter Klickpedalen zu fahren: Die Cleats verstopfen/vereisen und durch die spezielle Sohlenkonstruktion werden die Füße ungemein schnell kalt. Natürlich kann man dem Frieren durch verschiedene Methoden (Doppelte Sohleneinlage, dickere Socken, SealSkinz Socken, Sohlenheizung … alles schon probiert) entgegenwirken, doch die bisher beste Lösung kam für mich etwas unerwartet in Form von Wander- oder Bergschuhen mit Flatpedals.
Für diesen Winter kann ich mich glücklich schätzen, für TNI ein Paar interessanter Flatpedals testen zu können, die RACE FACE Atlas, in grün eloxiert (es gibt sie auch in schwarz, rot und blau).

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Qual der Wahl – die für RACE FACE typische Farbauswahl.

Zunächst fällt (mir) auf, dass sie optisch sehr schön gemacht sind und auch sehr hochwertig verarbeitet wirken – was schon mal den relativ hohen Preis von 145,- Euro zu rechtfertigen scheint.

1 RF AtlasAber auch von den Eckdaten her können sie sich sehr wohl sehen lassen. Allein schon das Gewicht überrascht positiv: Mit angegebenen 355 Gramm bewegen sie sich im Bereich von Shimano XT Klickpedalen. Ich habe selbst nachgewogen und kann es nur bestätigen, komme sogar auf knapp unter 350 g, was sogar einiges weniger ist als die 408g meiner gerade erst erworbenen XT PD-M785 (XT-Trail) – Pedale. Außerdem sind sie mit 101 mm Länge und 114 mm Breite relativ groß, deutlich größer als meine beiden letzten Flatpedals.

Auffällig, bei der Konstruktion ist, dass sie sehr flach bauen. Eine Eigenart, die man ihnen erst auf den zweiten Blick anmerkt ist, dass sie konkav geformt sind: in Bereich der Pedalachse 12mm, außen 14,5mm. Viel deutlicher aber fällt sofort ins Auge, dass die Pins (pro Seite zehn an der Zahl, also zwanzig pro Pedal) zum Teil merkwürdig schräg stehen.

Beim Auspacken hat mir das erst mal einen Schreck versetzt, denn ich dachte, ich hätte was verbogen. Beim näheren Hinsehen zeigt sich aber, dass das System hat: Die äußere Reihe, also jeweils am Anfang und am Ende der Auflagerfläche der Schuhe, sind die Pins jeweils nach innen geneigt.

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Die sechseckigen Pins in der Nahaufnahme. Zusätzlich erkennt man die Neigung der äußeren Pins, die sich damit noch aggressiver mit den Schuhen verzahnen.

Als weitere Besonderheit ist zu erkennen, dass die Pins nicht wie üblich rund sind sondern sechseckig. Zuerst dachte ich, dass jeder Pin dementsprechend auch mit einer Nuss zu montieren oder demontieren wäre, jedoch geschieht die alleine mit einem kleinen Inbus. Die Sechseckigkeit soll vielmehr noch mehr Sicherheit beim Kontakt zwischen Schuh und Pedal geben. Zusätzlich kommen die Pedale mit einer Tüte kleiner Beilagscheiben, die dafür da sind, die Pins je nach Vorlieben weiter oder weniger aus dem Pedalkörper raus stehen zu lassen. Ich werde es später mal testen. Die Achse ist aus CrMo- Stahl (erstaunlich, dass die Pedale trotzdem so leicht sind) mit jeweils vier gedichteten Lagern pro Pedal.

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Die der Kurbel zugewandten Lager fallen dabei besonders groß aus, was je nach verbauter Kurbel mal sehr stimmig (links an einer SHIMANO XT Kurbel) oder auch mal etwas merkwürdig (rechts an einer E-THIRTEEN Kurbel) wirkt.

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Erste Praxiserfahrungen

Auch wenn der Winter noch nicht da ist, so haben mich die Pedale alleine wegen ihres Gewichts und wegen ihrer Form (konkav mit schief stehenden Pins) schon sehr neugierig gemacht. Die ersten Trailerfahrungen habe ich damit auf dem SINGULAR Puffin Fatbike gemacht. Danach am VPACE 29er T1LT AM Hardtail Bike.

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Die güne Eloxalfarbe der Testmuster ist etwas eigen, doch zum Glück hatte ich noch grüne REVERSE Griffe übrig, die das Rad dann wieder optisch stimmiger werden ließen. Das kräftige Grün der Pedale alleine war persönlich mir an beiden Bikes doch etwas zu dominant. Die Auflagerfläche ist wie oben beschrieben relativ groß, weshalb die Pedale an „filigranen“ Stahl- oder Titanrahmen optisch recht groß wirken, aber das müssen sie auch sein um ihren Dienst bestmöglich zu verrichten.

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Die ersten Runden, die ich mit beiden Rädern und den montierten RACE FACE Atlas Flatpedals unternommen habe, lassen mich an meinen Vorbehalten zu Flatpedals wieder mal kräftig zweifeln. Auch wenn ich keine speziellen Freeride-Bikeschuhe mit weicher Sohle trage, sondern handelsübliche Wanderschuhe, die ich auch im Winter tragen werde, ergab sich daraus eine unglaublich griffige Kombi. Ich vermute, dass es genau die beiden Features konkave Auflagerfläche und den schräg stehenden Pins zusammenhängt, dass sie sich so großartig mit den Schuhen verzahnen. Die Schuhe scheinen förmlich am Pedal zu kleben und die Pins graben sich schon auf den ersten Metern gut in die Sohle ein. Mir als routinierter Klickpedalfahrer, passiert es gelegentlich noch, dass ich mich von dem Pedal durch Seitwärtsdrehen der Schuhe lösen will, doch das unterbinden die Atlas Flatbedals rigoros. Hier heißt es Umlernen und den Fuß muss vom Pedal abheben um die Verbindung zu lösen.

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Das verhältnismäßig geringe Gewicht machte sich von vornherein positiv bemerkbar. Mittlerweile bin ich auch bei Kurbeln und Pedalen der festen Überzeugung, dass hier das Thema rotierender Masse ein nicht zu unterschätzender Faktor ist (was ich auch schon ähnlich beim Test der NINER RDO Carbon Starrgabel am Radon Black Sin – mit der unglaublich leichten RACE FACE Next SL Kurbel nebenbei bemerkt hatte).

Nach den ersten Eindrücken kann ich sagen: Der Winter kann, nein der Winter SOLL kommen. Die RACE FACE Atlas Flatpedals hinterlassen schon nach den ersten Fahrten einen sehr guten Eindruck und ich bin gespannt, wie es späte im Schnee aussieht. Sollten sie sich über den Winter bewähren, so kann ich mir schon jetzt vorstellen, sie ab dem Frühjahr aufs Fully umzubauen und damit in die Saison 2015 zu starten – zumindest wenn auf an schwere Trails geht. Mal sehen.

OLI