ROTOR Rex 1.1 Kurbelgarnitur & Q-Rings – Zwischenstand: von c_g

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So, nach gut einem Monat mit der schicken  ROTOR REX 1.1 Alu-Kurbel und dem passenden ovalen 1-fach Q-Ring dazu ist es and er Zeit über meine bisherigen Erfahrungen damit zu berichten. Über alle technischen Spezifikationen, Gewichte, den Einbauprozess und auch die anderen Kurbeln  des spanischen Herstellers ROTOR haben wir ja bereits ausführlich im Testintro berichtet. Darum soll es jetzt ausschließlich darum gehen wie sich die Kurbel fährt und was uns an den ovalen Kettenblättern in der Praxis aufgefallen ist.

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… im Enduro-Einsatz in Finale Ligure

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REX 1.1 Kurbelgarnitur:

Wie es sich für eine gute Bike-Kurbel so gehört war die ROTOR REX nach dem Einbau wunderbar unauffällig. Bis auf die gelegentliche Säuberung hat sie seit Anfang des Tests keinerlei Aufmerksamkeit gefordert. Die Lager, die anfangs bereits leichtgängig waren, sind nun eingefahren und noch leichtgängiger. Es gibt weder Spiel bei den Lagern, noch den Passungen und darum gibt es hier wenig zu berichten. Einmal hatte ich anfangs bei einer Routinekontrolle festgestellt, dass sich die Hauptmutter die den Kurbelarm auf die Achse drückt gelockert hatte, aber da es seither nie mehr vorgekommen ist, halte ich es eher für einen Montagefehler meinerseits. Sollte es vermehrt auftreten, werdet ihr es von uns im nächsten Update hören.

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… zweifellos ein schicke Kurbel!

Mit  90 kg und recht ordentlichen Beinen gesegnet ist mir auch keinerlei Defizit in der Steifigkeit aufgefallen  – was angesichts des sehr guten Gewichts für eine Alu-Kurbel schon eine Auszeichnung für sich ist. Offensichtlich haben die Ingenieure bei ROTOR ihre Hausaufgaben gemacht was die Materialauswahl und Bearbeitung angeht.

Was die Optik angeht bin ich ungewöhnlich oft auf diese „superschicke“ Kurbel angesprochen worden und wenn ich mir die feinen Laserarbeiten auf der Oberfläche, die aufwendigen Fräsarbeiten anschaue, stimme ich dem zu – die ROTOR Kurbeln gehören zu dem schönsten was es derzeit auf dem Markt gibt … d.h. wenn man auf eine technische Optik steht, denn als organisch kann man die kantigen Formen nun wirklich nicht ansprechen.

Einen einzigen Kritikpunkt hätte ich jedoch an der Kurbel. Die für mich minimal zu geringe Verjungung von dem Pedalen zur Kurbelachse. Ich habe zwar keine ausgesprochen schräge Fußstellung auf dem Bike, fahre aber doch leicht mit den Fersen nach innen und anders als bei vielen anderen Kurbeln, streife ich doch öfter mit der Ferse an der Kurbel als bei manchen anderen Kurbel.

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Abrieb der Eloxalschicht

Die abgeriebene Eloxierung auf beiden Seiten zeigt es deutlich. Um der Sache auf den Grund zu gehen habe ich festgestellt, dass die effektive Baubreite am Tretlager tatsächlich 2 mm geringer ist, wie etwa bei der RACE FACE Next SL, die demnächst ihren Testabschuss haben wird, dafür aber auch der Q-Faktor bei der REX deutlich geringer ausfällt. ROTOR selbst spricht von 163 mm, aber an meinem Bike ausgemessen haben ich einen Wert um 167 mm – zum Vergleich: RACE FACE nennt 167 mm für die Next SL Kurbel, gemessen habe ich satte 178 mm.
Im Endeffekt bedeutet das, dass die ROTOR REX im Vergleich einen schmäleren Q-Faktor besitzt, aber am Tretlager genauso breit baut, wie die RACE FACE, mit dem Effekt, dass ich mit meiner normalen Fußstellung dort eben öfter und spürbar streife, was mir bei der Next zumindest nie aufgefallen wäre.

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Die ROTOR Q-Ringe dagegen sind eine Sache, die wirklich etwas Gewöhnung brauchen.

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ROTOR Q-Rings … ovale Kettenblätter? Warum nicht!

Wie von ROTOR empfohlen habe ich meinen Rest mit der OCP-Position 3 angefangen – eine Position die angeblich 80% der Biker am besten passen würde.
Ich erinnere mich gut an die erste Ausfahrt damit. Auf den ersten hundert Metern zum Trailhead habe ich mich schwer gewundert, warum mein gewohntes Bike plötzlich so ungwohnt wippt und kurz sogar einen defekten Dämpfer vermutete, bis mir die Q-Ringe in den Sinn gekommen sind. Doch es war allein der Effekt der ovalen Kettenblätter, die das Bike in der einen Stellung unter mir haben hervorschnellen lassen und in der Gegenstellung dagegen weniger „Fahrt gemacht“ haben. Ein komisches Gefühl, doch schon nach einer ½ h auf dem Bike war die Umgewöhnung vollzogen und der Tritt wurde zunehmend runder und hat sich keineswegs mehr ungewohnt angefühlt.
Bei den steilen Rampen und Wurzeltrails, die an dieses Tag außerdem recht rutschig waren, ist mir dann neben der positiven Kraftentfaltung auch aufgefallen, dass ich scheinbar meine Kräfte sensibler dosieren kann – ein Effekt der vor allem am Traktionslimit und bei sehr geringen (Kurbel-)Umdrehungszahlen immer deutlicher wird. Mehr als einmal war ich mir sicher an der Schwelle oder Wurzel zu scheitern, und habe es zu meiner Überraschung doch ohne durchrutschenden reifen drüber geschafft.
Im technischen Gelände empfinde ich daher bisher die Q-Rings als durchaus positiv.

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Die Umgewöhnung wird allerdings erschwert wenn man mehrere Bikes hat, die nicht alle mit den Q-Rings fahren … wie bei mir eben. Mit mehr als einem Bike zum Test und dem ständigen hin und her zwischen normalen, runden Kettenblättern und den ROTOR Q-Rings kam es mir am Anfang einer Ausfahrt fast immer komisch vor. Doch genau wie von ROTOR angekündigt scheint der Bewegungsapparat zu lernen  und sich immer schneller umzugewöhnen. Während ich anfangs zur Umgewöhnung zwischen runden KBs und den Q-Rings etwa 10-15 min Fahrzeit gebraucht habe, geht es mittlerweile viel schneller … 200 m und es fühlt sich damit genauso natürlich an.
Eine andere Beobachtung für mich war auch, dass ich mit den Q-Rings bei niedrigen und normalen Trittfrequenzen sehr gut zurecht komme, bei sehr hohen Frequenzen, die ich von mir aus ohnehin nur selten fahre, aber schnell beginne unrund zu treten.
Zu diesem Zweck habe ich vor kurzem einfach einmal die Q-Rings auf die OCP Position 2 (Update: Anstatt OCP4 wie im ursprünglichen Post angegeben, fahre ich aktuell OCP2! Die anderen Angaben und der im Folgenden genannte Effekt ist korrekt, trifft aber eben auf OCP2 zu.) gedreht – quasi die maximale Entfaltung auf eine frühere Position der Kurbel verlegt (jetzt bereits bei ca. 15:30 anstatt 16:30 wie im OCP 3) und auf einmal fühlte sich das ganze System noch stimmiger und noch natürlicher an. Interessanterweise fällt damit auch die Umstellungsphase, wenn ich zwischen den Bikes wechsle, fast komplett weg.

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…. von anfangs OCP 3 auf OCP umgebaut – mit gutem Erfolg.

Zu diesem Zweck habe ich vor kurzem einfach einmal die Q-Rings auf die OCP Position 4 gedreht – quasi die maximale Entfaltung auf eine frühere Position der Kurbel verlegt (jetzt bereits bei ca. 15:30 anstatt 16:30 wie im OCP 3) und auf einmal fühlte sich das ganze System noch stimmiger und noch natürlicher an. Interessanterweise fällt damit auch die Umstellungsphase, wenn ich zwischen den Bikes wechsle, fast komplett weg.

Zusammenfassung & Ausblick: Nach meinen bisherigen Erfahrungen ist die ROTOR REX Kurbel ein wirklich heißer Tipp für Fahrer, die auf der Suche nach einer besonderen Alu-Kurbel sind. In den Praxiserfahrungen hat sich die REX 1.1 ein bisher absolut zuverlässig, sehr steif und sehr hochwertig gezeigt. Mit Ausnahme des vermehrten Fersenstreifens, das aber sicher durch meine leicht V-förmige Fußstellung gefördert wird gibt es keinerlei Auffälligkeiten.
Als echt spannend dagegen haben sich die ovalen Q-Rings erwiesen, die mir vor allem im niedrigeren Trittfrequenzbereich eine gefühlt höhere Effizienz und auch bessere Sensibilität für die Kraftübertragung liefern – wohlgemerkt: Erst nach einer kurzen Eingewöhnungszeit. Wer die Q-Rings probiert, sollte sich also wenigstens ein paar Tage Zeit nehmen ehe er/sie zu einem voreiligen Urteil kommt. So mancher wäre evtl. überrascht von dem positiven Effekt der ovalen Kettenblätter. Ich war es auch wenn mir die empfohlene Position (OCP3) scheinbar weniger gut liegt, wie die erst vor kurzem umgestellte OCP2.

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Die Rotor REX 1.1 Kurbelgarnitur auf dem Trail – hier bereits mit WTB’s B+ Reifen/Laufrädern

Jetzt mache ich mich daran mit der neune OCP Position ordentlich Trailkilometer zu sammeln und melde mich dann im Spätsommer wieder mit einem Update.

RIDE ON,
c_g