ROTOR Rex 1.1 Kurbelgarnitur – Testintro: von c_g

Ich kenne Rotor Kurbeln schon einiger Zeit als aus der Roadbike-Szene, habe aber erst dieses Jahr auf dem MAGURA Presscamp auf Mallorca deren MTB Palette zum ersten Mal näher kennen gelernt. ROTOR selbst ist eine eher kleine Kurbel-/Kettenblattschmiede, angesiedelt im Norden Madrids, die mit einem sehr technische Hintergrund und viel Detailliebe ihre Produkte entwickeln und die meisten davon auch direkt im Haus fertigen. Mittlerweile besteht ROTOR seit 20 Jahren und macht sich daran auch die MTB-Welt zu erobern … frei nach dem Motto:

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 Während des MAGURA Presscamps konnte ich an einem der Bikes deren Rex 3.3 Kurbel mit den ovalen Q-Rings auch auf einer Tour fahren und die kurzen Eindrücke haben mich neugierig gemacht.

1 ROTOR Rex Jetzt haben wir eine Kurbel von ROTOR zum Test – und zwar deren MTB-Topmodell Rex 1, wegen des Einfach-Kettenblattes mit dem Namenszusatz .1 also REX 1.1. Wir hatten es ja bereits im Zuge unserer kurzen Reise nach Finale Ligure angekündigt, jetzt folgt das offizielle und zugegeben sehr technische Testintro.

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Die ROTOR Rex 1.1  Modell beinhaltet alle Technologien, die ROTOR fürs MTB anbietet und wenn es um die Optik geht, zählt sie ganz sicher zu einer der aktuell schönsten Alu-Kurbeln.

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 Angefangen von den extrem aufwendig gefertigten T6 7055 Alu-Kurbelarmen, die zwar wuchtig wirken, durch viel Fräsarbeiten und die drei großen Längsbohrungen (TDS – Trinity Drilling System) aber trotzdem noch sehr leicht sind (Gewichte weiter unten). Dadurch fallen die Kurbelarme aber auch gerader, als heute oft üblich – mal sehen ob das später beim Treten irgendwie auffällt, wenn es um die Knöchelfreiheit geht.
Die Kurbelarme sind über eine 30 mm Alu-Achse verbunden. Anders als heute üblich ist die Achse mit dem linken Kurbelarm verbunden und die Antriebsseite wird mit der austauschbaren Spider aufgesteckt und aufgeschraubt. Hört sich bekannt an? Ja, das gleiche Prinzip wendet auch die jüngste RACE FACE mit deren CINCH System an, die wir ja in Form der Next SL Carbonkurbel fahren.

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Doch anders als bei RACE FACE, wo man die Kurbel ohne zusätzlichen Aufwand mit einem 8 mm Inbus auf und wieder abschraubt, muss man bei der Rex 1 vorher einen Feingewinde Ring platzieren – zum Aufschrauben auf der Innenseite um es mit der großen, roten Alu-Klemmschraube aufzupressen und zum Abziehen der Kurbel auf der Außenseite um die Klemmschraube die Kurbel herausdrücken zu lassen. Normalerweise lässt sich dieser Ring unbelastet recht gut von Hand drehen, wenn nicht, hat er aber die Verzahnung um mit einem einfachen Shimano Kassettenwerkzug gegriffen zu werden. Zugegeben, durch das mehrfache Umschrauben ist der Aufwand etwas höher als beim RACE FACE Cinch System, aber funktionieren tut es einwandfrei.

Einmal aufgeschraubt muss nur man noch das seitliche Spiel einstellen. Das wird zuerst grob über die mitgelieferten Spacer ausgeglichen und dann mit einem Feingewinde-Konterring spielfrei eingestellt. Dann noch den Konterring mit einem 2 mm Inbus klemmen und fertig.

6 ROTOR RexTrotz der 30 mm Achse ist die Kurbel mit diversen Achsstandards kompatibel – von BSA, bis über diverse Press-Fit Tretlager. ROTOR selbst nennt das UBB30 oder „Universal Bottom Bracket“, die 30 steht für die 30 mm Kurbelwelle. Das von uns georderte Press-Fit 92 Tretlager selbst ist sehr sauber gefertigt und war bei der Montage vollkommen unauffällig.

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Doch ROTOR sind nicht nur bekannt dafür, dass sie hochwertige und schöne Alu-Kurbeln bauen – auch wenn es um die Kettenblätter geht, hat ROTOR was besonderes zu bieten – die ovalen Q-Rings.

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die Punkte bei den Bohrungen zeigen an in welcher OCP Position man die Kurbel montiert hat – für den Anfang rät ROTOR dazu es mit 3 zu versuchen um dann nach der Eingewöhnung evtl. auf 2 oder 4 zu gehen.

Die Grundidee ist die Biomechanik der Tretbewegung besser zu nutzen und die Kraftenfaltung der Beine in den unterschiedlichen Kurbelpositionen optimaler zu nutzen, als es die üblichen runden Kettenblätter tun. Durch den je nach Kurbelposition variablen Kettenblattdurchmesser wird die Kraft also in einer Position reduziert (es wird ein kleineres Kettenblatt simuliert)  und in einer biomechanisch günstigeren Position erhöht (ein größeres Kettenblatt simuliert).
Ein Prinzip, von dem viele von uns annahmen, dass es mit SHIMANO´s Biopace gestorben wäre, doch neben großen Erfolgen im Straßen- und Triathlonsport hat unter anderem Christoph Sauser mit einem Q-Ring die Marathon WM 2013 gewonnen. Ein weiterer Grund sich das ganze Mal anzuschauen.

Ich gebe offen zu ein Skeptiker dieser Philosophie zu sein, aber seit ich das System an einer REX 3.3 Kurbel in Mallorca einen sehr steilen Anstieg hochgepowert bin, bin ich neugierig geworden – und habe mit der Kurbel auch gleich einen passenden Q-Ring mitbestellt – und zwar um mit der Zeit zu gehen – einen ROTOR QX1, also ein 1-fach Kettenblatt mit abwechselnd schmal-breiten Zähnen.
Interessanter Nebeneffekt des QX1 – ohne die Notwendigkeit auch mit einem Umwerfer harmonieren zu müssen, konnte Rotor beim QX1 die Ovalität noch etwas stärker machen – Rotor nennt 10% für die Mehrfach-Q-Ringe und 12,5 % für den QX1 … was auch immer der Zahlenwert hierbei genau ausdrückt.

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Das aufwendig gefertigte Kettenblatt mit speziellen Zähnen für den 1×10 oder 1×11 Betrieb.

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Die ROTOR Rex 1.1 montiert und kurz vor der Stellung mit dem größten Kettenblattdurchmesser.

Weil wir unser Modell gleich für die 1-fach Q-Rings geordert haben , kommt sie mit der speziellen asymmetrischen MA-Spider – mit zwei weit auseinander liegenden Schrauben nahe dem Kurbelarm und zwei eng beieinander liegenden gegenüber des Kurbelarms. MAS steht für „Micro Adjust Spider“ und bezieht sich darauf, dass sie es dem Fahrer erlaubt die Ovalität der Q-Rings auf die persönlichen Vorlieben anzupassen. Die MTB Kettenblätter verfügen dazu über über 3 OCP-Positionen („Optimal Chain Positioning“).
Die Neutralposition wird mit der Ziffer 3 benannt und hat den größten Kettenblattdurchmesser etwa in der 4:30-Uhr-Stellung der Kurbel. In den Positionen 2 und 4 wird der Punkt jeweils etwas nach vorne und hinten verlagert – aber darauf komme ich in den demnächst folgenden Praxiseindrücken nochmal zurück. Da die QX1 Kettenblätter mit ihrem asymmetrischen 76 mm Lochkreis nicht mit geläufigen MTB Lochkreisen kompatibel sind, muss man hierfür stets eine spezielle MAS-Spider fahren, die ROTOR aktuell aber nur für SRAM Kurbeln mit BB30 Achse und die SPECIALIZED Kurbeln anbietet. Andere sind zwar in Arbeit – evtl. bereits zur Eurobik’14 – aber aktuell leider noch nicht verfügbar.

Für diejenigen, die zwar die Kurbel toll finden, sich aber nicht auf ovale Kettenblätter festlegen oder beschäftigen wollen – man kann auch die die komplett runden 1-fach Kettenblätter, die ROTOR „NoQ-Rings“ auf der MAS-Spider montieren – die es derzeit aber nur in 32-Zähnen gibt.

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Kommen wir zu den Gewichten unserer ROTOR Rex1 Kurbel.

 Die Rex1 Kurbelarme (inkl. Achse und Montagehardware) kommt auf sehr gute 465 g. Die MAS-Spider schlägt mit ca. 40 g zu Buche und zusammen mit dem 30-Zahn QX1-Kettenblatt (inkl. mit Schrauben bei 55 g) kommt die komplette Kurbel auf beachtliche 560 g und ist damit nach unserem Wissen in einem Atemzug mit der CANNONDALE Hollowgram SI, SRAM XX1 oder SHIMANO XTR zu nennen.

Das sind zwar noch ca. 100 g mehr als die RACE FACE Next SL, aber dafür kommt die Kurbelgarnitur (ohne Spider und Kettenblätter) auch auf recht respektable 389.- Euro. Je nach Ausführung liegen die ROTOR Kettenblätter um 89.- Euro, die MAS-Spider bei ca. 40.- Euro. Die 2-fach Kombinationen weichen preislich geringfügig ab.

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Alternativmodelle & weitere Specs

Die REX 1 Kurbel ist mit 1- und 2-fach Kettenblättern kompatibel – wie auch die REX2 Wer 3-fach Kettenblätter fahren will, muss die Rex 3 nehmen. Um die Unterschiede der drei Versionen der Rex zu unterschiedne muss man schon genauer hinsehen – edel aussehen tun sie alle.

Die Rex2 besteht aus einer anderen Legierung und ist etwas weniger aufwendig ausgefräst (geschmiedet und danach CNC bearbeitet, während die Rex1 komplett CNC-gefräst ist). Damit ist die Rex2 ca. 25g schwerer als die Rex1, dafür aber deutlich günstiger nackte Kurbelgarnitur bei 289.- Euro.

Die Rex3 besitzt eine etwas einfacheren Schmiede/CNC-Konstruktion und eine 24 mm Stahlkurbelwelle und ist dementsprechend noch mal etwas schwerer ( ca. 55 g gegenüber Rex1) und noch mal günstiger (259.- Euro).

Weitere Infos hierzu auf der ROTOR Homepage.

Ach ja, alle ROTOR Rex Kurbeln gibt es wahlweise in 170 mm, 172,5 mm oder 175 mm Länge. Der Q-Faktor ist überall 163 mm und die Kettenlinie mit dem Einfachblatt liegt bei 56 mm.

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… die ROTOR Rex1.1 am CUEB Stereo in Finale Ligure.

Soweit zum Tech-Intro der ROTOR Rex1.1 Kurbel, einem zweifelsohne spannenden Produkt, das bereits am CUBE Stereo fleißig im Einsatz ist. Daher folgen schon bald die ersten Praxiseindrücke.

RIDE ON,
c_g