AMERICAN CLASSIC Wide Lightning 29er Laufräder – das Testfazit: von c_g

Es sind mittlerweile ganze 4 Monate die Grannygear und ich die AMERICAN CLASSIC Wide Lightning Laufräder gefahren sind.

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Ehe ich auf meine jüngsten Beobachtungen eingehe – hier noch die Auflistung der bisherigen Posts in dieser Testreihe:

  •  Testintro mit allen Gewichten, Maßen und einer detaillierten Beschreibung der Technologie
  •  Erste Fahreindrücke mit unseren Erfahrungen mit robusten Trailreifen
  • Zwischenstand über Grannygears Experiment mit diversen Reifen und  niedrigen Drücken.

Ähnlich wie  Grannygear habe ich nach den Testabschnitt mit Trailreifen die XC-Qualitäten der Laufräder erkundet – vorne einen SCHWALBE Rocket Ron und hinten einen Thunder Burt, jeweils in 2.1“ Breite und um wenigstens ein Mindestmaß an Pannenschutz zu haben mit Snakeskin. Wie in den ersten beiden Praxisberichten bereits erwähnt, war der positive Einfluss  der breiten Felgen überall zu spüren, wenn auch bei den ohnehin breiten Trailreifen weniger auffällig. Ganz anders bei den schmalen XC-Pellen – hier war der Einfluss um ein Vielfaches prägnanter:

41 AC Wide Lightning XCDie ersten Wochen habe ich diese XC-Kombi auf dem RADON Black Sin mit NINER RDO Starrgabel bewegt.  Mit knapp 8,3 kg war das Bike natürlich eine Rakete, aber es ging mir vor allem um das direkte Fahrgefühl am Starrbike, darum herauszufinden ob/wie sich die schmalen Reifen auf den Wide Lightnings in Sachen Komfort und Traktion fahren würden.

Mit dem gleichen Ansatz zu Grannygear, habe ich auch mit den Luftdrücken herumexperimentiert. Angefangen von ca. 2.0 bar wurde das Bike erwartungsgemäß mit jeder Drucksenkung komfortabler und traktionsstärker. Dabei war auffällig, dass das Kurvenverhalten viel länger absolut neutral und sicher geblieben ist, als es mit dem schwindenden Durchschlagsschutz sinnvoll war – selbst bei ca. 1,3 bar blieb das Bike in schellen Kurven noch sehr kontrolliert. Mein persönliches Optimum (mit 90 kg Fahrergewicht) lag je nach Trail zwischen 1,6 und 1,8 bar, also nicht verrückt niedrig, (… aber das hängt eher mit den Reifen, als mit der Felge zusammen – siehe weiter unten.)

Nach meinen eigenen Versuchen kann ich Grannygear nur beipflichten. Die große Maulweite der Wide Lightning von 29,4 mm hatte bei jedem der von uns gefahrenen Reifen nur Vorteile. In meinem Fall mit den 2.1er XC-Pneus war es aber regelrecht unglaublich zu erleben wieviel Traktion und Komfort die schlanken Reifen in Kombination mit der extrabreiten Felge entwickeln. Auch das Gewichtsargument spricht für die Kombi aus breiter Felge und schmalem Reifen – insgesamt spart man also Gewicht.
Kein Zweifel, die Philosophie von Bill Shook eine leichte, breite Felge mit einem XC-Reifen zu kombinieren macht 100% Sinn und funktioniert begeisternd gut.

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Wenn man mich fragen würde, welche Laufräder ich aktuell für ein Rennen einsetzen würde – die leichten AMERICAN CLASSIC Race, die DT-SWISS XRC oder die Wide Lightnings – ich glaube ich würde das geringe Mehrgewicht zugunsten der große Maulweite (und folglich für das Plus an Traktion und Komfort) in Kauf nehmen.
Am Ende dieser XC-Testphase bin ich absolut begeistert von der Performance der Reifen-Laufrad-Kombination. Eine so schnelle, sichere und komfortable Kombi hätte ich vorher nicht für möglich gehalten – einfach toll. Diese XC-Testphase hat mir zweifellos gezeigt, dass die AMERICAN CLASSIC Wide Lightning Laufräder definitiv das Zeug für echte XC-Race Laufräder haben.

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Allerdings hat die offensichtliche Win-Win Situation auch Grenzen. Grenzen die mir eine ungeplante Testverlängerung eingebracht haben. Und das ging so:

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Nachdem ich die XC Reifen auf den Wide Lightnings auf dem Starrbike bis Ende April voll ausgekostet hatte, habe ich die Kombi auf mein ROCKY MOUNTAIN verpflanzt – einfach, weil ich austesten wollte wie weit man damit gehen könnte. 130 mm superben Federwegs und trocken griffige Trails lassen eine Menge zu und so bin ich das Instinct beinahe genauso hart gefahren, wie vorher mit den WTB Vigilante.

Als es dann wieder rutschiger wurde und die XC-Reifen dann doch an ihre Grenzen kamen, wurde ich beim Reifenwechsel von einer eingedrückten Stelle im Felgenhorn überrascht! Offensichtlich ist die Gratwanderung aus aggressiver Fullyfahrweise und XC-Reifen doch nicht ganz spurlos an den Laufrädern vorbei gegangen.

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Bei den extremen Niederdruck-Fahrversuchen und den Ritten mit dem potenten 130 mm Fully Fahrwerk war in Kombination mit den schmalbrüstigen XC-Pelle ein Durchschlag wohl vorprogrammiert. Logisch, dass die Felgen bei unter 400 g nicht endlos Reserven haben kann aber die dadurch aufgeworfene Frage war: Ist der Ursache der Delle wirklich ein fahrfehlerbedingter Durchschlag der immer passieren kann oder ist er eine Anzeichen für eine zu geringe Haltbarkeit der Felge?

Unsere Leser wissen und schätzen an unserer Arbeit als TNI-Tester, dass wir lieber etwas mehr Zeit und Aufwand in unsere Tests investieren, als sie mit offene Fragezeichen abzuschließen … und deswegen habe ich mich für eine Testverlängerung entschieden.

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Praxiserfahrungen der verlängerten Testphase:
Seit der Entdeckung der Delle Ende April habe ich die Laufräder nochmal richtig hart rangenommen:

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Zuerst wurden sie am PIVOT Les gefahren um dessen Trailpotential auszuloten. Dann folgte der harte Testalltag auf dem ROCKY Instinct

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… und zuletzt auch noch auf einem Enduro-Trip nach Finale Ligure auf dem CUBE Stereo:

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–> Und durch dieses gesamte Härteprobe sind die AMERICAN CLASSIC Wide Lightning Laufräder ganz ohne weitere Zwischenfälle oder Auffälligkeiten „durchspaziert“.
Ob die Wide Lightning Felge weniger stabil ist als eine deutlich schwerere All-Mountain-Felge lässt sich auch nach dem Test nicht sagen. Simple Logik würde wohl dafür sprechen, dass die Sub-400 g Felge nicht ganz die Reserven 600g Felge. hat  Bis auf die eine Delle im Zusammenhang mit XC-Reifen und niedrigem Luftdruck hat sich der Laufradsatz aber durchweg tadellos gehalten. Auch nach dem noch rigoroseren  Traileinsatz in der  Testverlängerung hat es kein einziges Problem gegeben. Das allein spricht für die hohe Robustheit der Felge.
Ich bewerte damit die eine Delle als Fall von „kann passieren“. Aber um auch wirklich den letzten Zweifel auszuräumen, hat AMERICAN Classic uns angeboten die Wide Lightning noch in einem Langzeittest weiter zu nutzen.
Spannend ist eine Leichtbaufelge wie die AC Wide Lightning auch wenn man and deren Potential mit etwas wie dem SCHWALBE Procore System denkt.

TESTFAZIT: AMERICAN CLASSIC versprach bei der Vorstellung der AMERICAN CLASSIC Wide Lightning Laufräder „Eines für alles“ – ein Laufrad, das vom XC-Renneinsatz bis hin zu Enduro alles mitmachen würde. Grannygear und ich sind die Laufräder in den letzen 4 Monaten an diversen Bikes hart gefahren und können bestätigen – sie erfüllen diesen Anspruch voll und ganz.

49 AC Wide Lightning Mit ihrem extrem niedrigen Gewicht, der sehr breiten Felge und der Möglichkeit damit nahezu jede Reifenbreite sehr sicher zu fahren haben sich die AMERICAN CLASSIC Wide Lightning Laufräder als unglaublich vielseitig herausgestellt.
Ich halte die AMERICAN CLASSIC Wide Lightning  für das aktuell beste, was man an Alu-Laufrädern fahren kann. Offensichtlich hat Bill Shook hiermit wieder ein kleines technisches Wunder geschaffen, das die Messlatte dessen, was leichte 29er Laufräder leisten können noch ein paar Stufen höher gelegt hat.

RIDE ON,
c_g

Ps: Als Laufräder im Langzeittest werdet ihr die Laufräder also dieses Jahr noch öfter bei uns sehen.