PIVOT Les 29er – die Trailperspektive & Fazit: von c_g

Mit dem Zwischenbericht von Thomas aus der Perspektive eines Racers im Kopf und den Erfahrungen mit dem PIVOT 429 Carbon noch in guter Erinnerung, war ich wirklich gespannt, wie sich das 29er Hardtail von PIVOT CYCLES wohl auf dem Trail fahren würde.
Zu den Specs und Fakten des Bikes haben wir ja bereits im Intro ausführlich Stellung genommen, daher will ich mich hier in erster Linie auf den Fahreindruck auf meinen heimischen Trails konzentrieren.

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Die ersten Ausfahrten mit dem Les waren im Standard-Trimm, so wie Thomes es mir übergeben hat – lediglich mit einem etwas kürzeren und negativen Vorbau, aber sonst genau wie von Shock Therapy, dem deutschen Vertrieb zum Test zur Verfügung gestellt.

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Wie auch Thomas vor mir, war es vor allem die extreme Sicherheit des Bikes, die mir aufgefallen ist. Die extrem hohe Lenkkopfsteifigkeit und der bombenstabile Tretlagerbereich generieren zusammen mit der ausgezeichnet neutralen Geometrie ein subjektives Sicherheitsempfinden, das mich sofort in seinen Bann gezogen hat. Auf diesen Fahrten, die ich ganz bewusst recht traillastig gestaltet habe, hatte ich stets das Gefühl als würde das PIVOT Les mir Zurufen: „Da geht noch mehr.“

Also habe ich angefangen aus der Perspektive eines Trailfahrers zu „optimieren“:

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Zuerst kam ein kürzerer Vorbau (75 mm) und eine breiterer, stärker gekröpfter Lenker (740 mm bei 12°) dran – der das Handling sowohl agiler, wie auch sicherer gemacht hat. Technische Wurzelpassagen und Steilstufen waren so ein Genuss und bis auf die doch recht schnell an ihre Grenzen kommende FOX 32 (mit nur 100 mm) hatte ich fast das Gefühl auf einem AM-Hardtail unterwegs zu sein – nur dass dieses ausgesprochen leicht war, uns sich auch wunderbar als XC-Racer hat fahren lassen.

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Wieder auf den Trail unterwegs „hörte ich dann immer wieder dieses „Da geht noch mehr.“ Und so kam  mir der Gedanke die THOMSON Elite Dropper Post vom ROCKY abzuschrauben und hierhin zu transplantieren. Frevel mag der eine sagen, aber mir kam es nach den bisherigen Erfahrungen mit diesem Bike keineswegs unpassend vor – das PIVOT kann sehr wohl so gefahren werden, dass es eine Dropper post verdient.

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Überhaupt hatte ich oft genug das Gefühl, dass das Les als gemäßigt gefahrenes Bike ledigleich sehr gut war, aber wenn ihm richtig die Sporen gibt, es aggressiv über technische Trails jagt – dann macht e nicht nur einen unglaublichen Spaß, es bringt dann auch einen Komfort, wie ich ihn bestenfalls von einem edlen Stahl- oder Titanhardtail erwartet hätte. Aber ohne deren (Über-)Gewicht und ganz ohne jeden spürbaren Flex wenn man richtig in die Pedale tritt.

Als sich dann das trockene Wetter verabschiedete und der April im Mai sein Comeback feierte, waren dann die Racing Ralphs maßlos überfordert und ich habe kurzerhand meine AMERICAN CLASSIC Wide Lightnings mit den WTB Vigilante 2.3 TCS montiert.

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Die regelmäßigen Leser werden sich vielleicht erinnern, dass ich dieses Kombi bereits am Rocky gefahren hatte und dass das unglaubliche Volumen der Reifen auf der sehr breiten Felge sogar zu viel war für den Hinterbau des NINER ROS9 (hier von Grannygear beschrieben). Umso gespannter war ich darauf auszuprobieren wie das PIVOT Les mit solchen Reifendimensionen umgehen würde. Zu meiner ehrlichen Verwunderung gab es keine Probleme und die Kombi hat sogar noch ausreichend Spielraum für Schlamm und Schmodder.

Die Aussage nach der großen Reifenfreiheit ist also kein Marketingspruch: Das PIVOT Les hat mehr Reifenfreiheit als das spezielle AM-Hardtail NINER ROS9 und das mit Umwerfer und voller Kompatibilität für 3-fach Kurbeln!! WOW!

Mit dieser wirklich ausgesprochen traillastigen Ausstattung (die wegen der sehr leichten AC Wide Lightning Laufräder sogar noch leichter war als die Serienlaufräder :-)) habe ich dann meine heimischen Trails nochmal für ein paar Ausfahrten unsicher gemacht … und das Bike einfach nur genossen. Es gab keine Ausfahrt von der ich nicht mit einem Lächeln im Gesicht zurückgekommen bin und kein Start zu einer Ausfahrt bei dem ich mich nicht gefragt hätte ob das Les wirklich so gut sein kann … nur um schon bald wieder grinsend über die Trails zu jagen ;-).

Bisher konnte ich mir nur theoretisch vorstellen je ein Hardtail zu fahren, das so leicht, schnell und steif ist und dennoch eine derartige subjektive Sicherheit vermittelt, dass ich damit jeden Trail jeden Sprung und jeden Drop meiner Testrails gefahren bin, die ich normlerweise nur mit Fullies ab 120 m Federweg wage.

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… bisher nicht mein typisches Hardtail Terrain.

Den einzigen (kleinen) Wermutstropfen, den ich beim PIVOT Les während meiner Testfahrten habe finden können, war dass es im Sitzen schneller vorn hochkam, als ich es mir gewünscht hatte. Interessanterweise ist mir das aber erst recht spät klargeworden, denn irgendwie geht man beim LES ganz automatisch aus dem Sattel und fährt es bei steilen Passagen im Stehen. Keine Ahnung warum, aber mir ging esdefinitv so wen ich damit unterwegs war.
Sollte das zu allem Überfluss auhc noch ein Hinweis darauf sein, dass das LES auch noch ein perfektes Singlespeeder wäre? Fast zu gut um wahr zu sein!

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Zeit also um den Test des PIVOT Les mit ein Fazit abzuschließen:

Als das PIVOT Les bei uns ankam erntete es erstmal ungläubige Blicke denn der gesalzene Preis von über € 4800.- wollte so gar nicht mit der sehr funktionellen, aber keineswegs exklusiven Ausstattung zusammenpassen. Doch wie sich schnell herausgstellt hat ist es nicht die Ausstattung, die die Qualitäten des PIVOT Les bestimmen, sondern der unglaublich tolle und vielseitige Rahmen!

36 PIVOT LesZugegeben, Das PIVOT Les ist kein klassisch nervöses Racebike, aber wie unser XC-Test unter Thomas gezeigt hat, hat es trotzdem alles um auch im Renneinsatz zu punkten und auch dort richtig Spaß zu machen. Für technischere oder längere Rennen ist das sichere Handling  auf jeden Fall ein Pluspunkt.
Wirklich überrascht hat das Les aber auch auf technischen Trails, sowohl durch sein unglaublich präzises und sicheres Handling, wie auch durch die schier grenzenlose Vielseitigkeit.

Vor diesem Test des PIVOT Les habe ich immer davon geträumt einmal ein so leichtes XC-taugliches (Carbon-) Hardtail mit einer solchen Reifenfreiheit, Steifigkeit und All-Mountai-/Trail-Tauglichkeit zu fahren, hätte aber nie erwartet alle dieses Qualitäten wirklich je in einem Bike vereint vorzufinden. Das PIVOT Les schafft das und ruft dabei ständig „Da geht noch mehr!“

 Um dem ganzen die Krone aufzusetzen kann es zusätzlich auch noch ganz einfach als cleaner Singlespeeder aufgebaut werden.

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… das PIVOT Les im Trail-Look

Das PIVOT Les ist und bleibt kein günstiges Bike. Mit einem Rahmenpreis von € 2270.- und dem günstigsten Komplettbike erst jenseits von € 4000.- muss man schon tief in die Tasche greifen um sich dieses State-Of-The-Art Bike sein eigen zu nennen. Wer aber das nötige Kleingeld dafür hat, wird es definitv nicht bereuen, denn mit einem so durchdachten und unglaublich vielseitigen Hardtail wie dem PIVOT Les kann man einfach nichts falsch machen. Wenn ich das Geld hätte würde ich mir eins kaufen!

RIDE ON,
c_g