ROCK SHOX Pike Dial Position – Testfazit: von c_g

Die schönen Tage an denen man eine 160 mm 29er Gabel in meiner Gegend wirklich ausfahren kann, sind gezählt und auch wenn weiße Weihnachten noch unwahrscheinlich sind, kann es jeden Tag sein, dass der Winter die Trails übernimmt. Daher habe ich mich in den letzten Wochen neben den anderen laufenden Tests vor allem auf das CUBE Stereo mit der ROCK SHOX Pike RTC3 konzentriert.

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Wie in den ersten Eindrücken (hier) geschrieben, kam mir die Front meines CUBE Stereo, das eigentlich für eine 140 mm Gabel gemacht ist, mit der 160 mm Pike für Anstiege etwas zu weit hoch – mit der Folge, dass ich die Pike auch in der Ebene mitunter in der abgesenkten 130 mm Position gefahren bin … im Uphill sowieso. Daher wurde vor ein paar Wochen der SYNTACE Flatforce Vorbau montiert (hier), zu dem ich mich nochmal eigens äußern werde.

Durch die ganze Testperiode hindurch hat sich die RS Pike´14 als eine der aktivsten und sensibelsten Federgabeln herausgestellt, die man sich in dieser Federwegsklasse vorstellen kann. Im offenen Modus kann sie kleine Unebenheiten förmlich aufsaugen und mittlere und große Schläge wegarbeiten wie keine andere. Damit erschließt sie eine Federungsperformance die bisher bei 29er Gabeln noch nicht bekannt war. Auch in der späteren Testphase bin ich damit über Trails geschossen und Drops gefahren, die mir sonst eine bedachtere Fahrweise Bremsfinger abverlangen als wären sie fast schon zahme Autobahnen. Grandios und etwas das man erlebt haben muss!

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Hört sich zu gut an um wahr zu sein? Hmmm. Nicht nur, dass die ROCK SHOX Pike  für uns 29er Fahrer eine neue Benchmark RSHOX setzt … sie ist fast schon zu gut ;-):

16 SPECIALIZED Enduro S-Worksm riding

Das Schluckvermögen bringt extrem hohe Anforderungen an den Hinterbau mit sich. Anforderungen die nicht jedes Bike erfüllen kann. Am SPECIALIZED Enduro 29er S-Works, das ich mit der gleichen Gabel (und einem CANE CREEK Double Barrel CS Dämpfer) kurz im Test hatte (hier), war die Pike super ausbalanciert – einer der Gründe für dessen unglaubliches DH-Potential.

Am CUBE Stereo allerdings war sie offen dagegen fast schon zu sensibel und linear.

… und das bringt uns zu dem Thema der Einstellmöglichkeiten der RTC3 Pike: Wenn man die Gabel ganz offen fährt ist so unglaublich feinfühlig, dass man fast im Schwebezustand über die Trails gleitet, Wiegetritt allerdings quittiert sie dann mit heftigem Wippen. Normalerweise würde man da die Low-Speed Druckstufe des RTC3 Kartusche bemühen, doch für meine normale Fahrweise hat selbst das Maximum der einstellbaren Low-Speed Druckstufe nicht ganz ausgereicht um sie ausreichend zu beruhigen.

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Dabei ist zu erwähnen, dass die Pike selbst mit zugeschalteter Plattformdämpfung noch eine der sensibelsten und schluckfreudigsten Gabeln ist … aber mit einer so effektiven Low-Speed Dämpfung kombiniert, dass ich damit auch im Wiegetritt bergauf vollauf zufrieden war. Letztlich habe ich mich entschieden den (werkseitig fixen) Plattformmodus als „Normalzustand“ zu nutzen und den offenen Modus als reinen Downhillmodus. Allerdings auch nur für schnell fahrbare Downhills (etwa Wurzelteppiche). Sobald der Trail technischer wurden, Spitzkehren, heftige Bremsungen oder Sprünge beinhalten, ist mit der Plattformmodus wegen des reduzierten Bremsabtauchens und direkteren Feedbacks oft sogar lieber.

Das von einem Leser gestellte Frage ob die abgesenkte Position eine echte Alternative oder lediglich eine Kletterhilfe sei beantwortete man bei SRAM mit der klaren Antwort: „Kletterhilfe“. Aus meinen eigenen Erfahrungen fühlt sich die auf 130 mm abgesenkte Position in dem zur Verfügung stehenden Federweg zwar fast genauso an wie bei vollem Federweg, aber eben ohne die Endprogression – wenn man aggressiver fährt, kommt es dann doch mitunter zu Durchschlägen. Wie gesagt bin ich die Gabel am Sobald ich allerdings den SYNTACE Faltforce Vorbau montiert hatte, stellte sich die Frage ohnehin nicht mehr – doch mehr dazu in Bälde.

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Testfazit: Wie bereits bei meinen damaligen Kurzfahrten beim Garda Festival angedeutet, eröffnet die neue ROCK SHOX Pike einen Level an Federungsperformance uns Sensibilität, der bis jetzt bei 29er Gabeln noch nicht erreicht wurde. Die unglaublich aktive wie kontrollierte Charger-Dämpfung erlaubt Geschwindigkeiten im Gelände, die man nicht für möglich halten würde. Die ROCK SHOX Pike dabei schon wieder so gut, dass sie mit ihrer Sensibilität  so manchem Hinterbau überfordert. In der ungemein aktiven offenen Position kann das je nach Bike zu einem unbalancierten Federungsverhalten führen – die auch mit der einstellbaren LS-Druckstufe nicht immer anzugleichen ist. Dafür arbeite die Pike selbst in dem Plattfrom-gedämpften  Modus so souverän, das sie es mit der vergleichbaren FOX F34 aufnehmen kann. Mit ihrer sehr hohen Steifigkeit ist sie die derzeit präziseste 29er Gabel ohne dadurch besonders schwer zu sein (knapp über 2 kg in der 160 mm Variante).

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Anders als die MAGURA TS8R (hier im Test hatten) ist die ROCK SHOX Pike RTC3 vom Grundcharakter her keine „langhubige XC Gabel“, sondern eine reinrassige All-Mountain- /  Enduro-Gabel … und derzeit wohl die beste Seriengabel ihrer Klasse.

RIDE ON,
c_g