WTB Nineline 2.0 – Testintro: von Tomas Hebestreit

Meine erste Begegnung mit der Firma WTB hatte ich bereits in den 1990ern mit dem Modell „Velociraptor“, den Modellnamen gibt es sogar noch. Die lieferten damals herrlichen Grip, waren bemerkenswert leicht aber in meinem Fall schon durch einen verdornten Brombeerbusch zu stoppen. Ein echter Velociraptor aus dem Jura würde sich wahrscheinlich im Grabe umdrehen, wenn er läse, dass einer seiner Nachkommen wegen eines Brombeerbusches die Luft heraus lässt.

Knapp 20 Jahre später: Ich teste das aktuelle XC-Modell Nineline ein Reifen der bis jetzt exklusiv an CANNONDALE Teamrädern zu finden war, fortan aber auch separat zu kaufen ist. Der Nineline soll als traktionsstarker XC-Race-Reifen, den zwar sehr schnellen aber schnell überforderten Vulpine ergänzen. Ein weiterer Reifen ind er mittlerweile sehr breiten Palette von WTB 29er Reifen aus der wir bereits die Allrounder Weirwolf 2.2 und Bronson 2.2 und den Nässespezialisten Moto 1.95 im Test hatten.

Vorerst kommt der Nineline nur in 2.0er Breite. Meines Erachtens kein Verlust, denn der Reifen baut ausreichend breit. Immerhin kommt er auf ordentliche 52 Millimeter Breite (Herstellerangabe: 50) auf der MAVIC Crossline Felge (19 mm Maulweite). Erfreulich, denn die sehr schmalen HUTCHINSON Black Mamba (ebenfalls als 2.0 angegeben, aber nur 47 mm breit – hier getestet) verursachen heutzutage selbst mir als erfahrenen XC-Racer Schmerzen. Vielleicht, weil die Herren weicher, die Strecken härter oder die Konkurrenz schneller wurden ;-).

Es gibt den Nineline in einer tubeless ready TCS-Version und der hier getesteten Race-Version die ausschließlich für die Verwendung mit Schläuchen freigegeben ist. Mir ist´s recht, denn entegegen meinen Kollegen hier halte ich immernoch an Schläuchen fest. Das ist entgegen dem Trend und vielleicht bald genauso überholt wie der gute alte Velociraptor, funktioniert aber besser, als viele glauben wollen und ist über das Gros der Biker gemittelt immer noch die dominante Methode.

600 und  575 Gramm für die (Herstellerangabe: 550 g) bringen meine beiden Testmuster des WTB Nineline auf die Waage. Das ist für einen Reifen dieser Größe und Breite recht ordentlich. Die Karkasse der Team Version kommt mit einer 60 TPI Karkasse, und durch den Aramid-Wulstkern als Faltreifen daher.

Die Gummimischung ist über das gesamte Profil einheitlich. WTB nennt dies knapp „single durometer“ – was nicht schlecht sein muss … wenn diese eine Mischung gut gewählt ist.

Spannend erscheint mir das Profil-Layout: Die Stollenanordnung erinnert etwas an Schwalbe’s Racing Ralph (Foto). In den Freiräumen finden sich nochmal „Mikrostollen“, die möglicher Weise das zusetzen des Profils verhindern sollen. Obendrein sind sämtliche Stollen in Fahrtrichtung angeschrägt womit das Abrollen noch weicher erfolgen soll. Dadurch kennt der Nineline aber auch nur eine Rotationsrichtung.

 Schön dicht liegen die äußeren Stollen, was auf den ersten Blick einen guten Kurvenhalt verspricht. Ich bin im Besonderen gespannt, wie weit der Luftdruck sich auf die Performance auswirken wird. 2,4 Bar gibt der Hersteller als Mindestdruck an – wohl eher aus Haftungsgründen als als ernstgemeinter Vorschlag, denn das fahren nicht mal mehr Saurier wie ich mit Schlauch.

Die Montage war dann auch noch recht trivial, die Pneus saßen sofort und wirken hochwertig verarbeitet.

Und ab jetzt gehen die Nineline hinaus auf den Trail. Ich werde berichten, ob und wie die Gene des Sauriers im Nineline stecken, wie er sich im Rennen anfühlt und was er zu Brombeerbüschen sagt ….

Bis bald,
Thomas Hebestreit

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Ps: Parallel zu uns fährt auch Guitar Ted den Nineline in der TCS Version – die es bei ihm interessanterweise auf nur 49 mm Breite (bei gleicher Maulweite) bringt. Wie hinlänglich bekannt sind gerade die TCS Reifen von WTB sehr eng und auf manchen Felgen nur schwer zu montieren – auf der SHIMANO UST-Felge die GT damit fährt hat der Reifen allerdings den Perfekten Partner gefunden.