SPECIALIZED Fat Boy – Fahreindruck: von Grannygear

Das Fat Boy markiert einen wichtigen Zeitpunkt in der Entwicklung der Fat-Bikes dar – nämlich den Zeitpunkt in dem einer der großen Hersteller sich ihrer annimmt.

Der Name des Fat Boy ist treffend gewählt. Mit den 4,8“ Schlappen (das sind mehr als 12 cm Breite!!) sieht das Bike einfach gewaltig aus. Auf meinen ersten Runden im Demobereich wurde ich öfter angehalten und gefragt wozu man so ein Monster brauchen könnte. Zählt man noch die Leute dazu, die sich staunend danach umgedreht haben oder auf mich gezeigt haben, kann ich mit Sicherheit sagen, dass man mit dem Bike auffällt.

 

Es wird zwei Modelle des Fat Boy geben – beide mit dem identischen Rahmen und der Monocoque-Carbongabel (auf Basis der Chisel 29er Gabel, nur mit fast 13 cm Reifenfreiheit), aber mit unterschiedlicher Ausstattung.

Beide sind mit Grip-Shift Schalthebeln ausgestattet um auch im Winter mit dicken Handschuhen gut bedienbar zu sein. Besonders aufgefallen sind mir auch die mit ihren aufwendigen Aussparungen angeblich gerade mal 795 g wiegenden Felgen (90 mm Breite). Nicht mehr zur Präsentation fertig geworden und demnach noch nicht am Testbike sind die 26×4.8″ großen Fatbike-Reifen, die mit ihrer 120TPI Karkasse und dem vom Ground Control abgeleiteten Profil richtig gute Allrounder sein sollen.

  

Die mit SPECIALIZED gelabelten Naben sind kommen mit einer Einbaubreite von 190 mm (hinten) und 135 mm (vorne). Schon beim Probefahren ist mir sofort das Brummen der mit nur 0,45 bar aufgepumpten Reifen aufgefallen … und mich innerlich auf ein träges und behäbiges Bike vorbereitet. Doch zu meiner eigenen Überraschung war dem nicht so – mit den für ein Fatbike bemerkenswerten 13,6 kg Gesamtgewicht hat es sich ziemlich spritzig gefahren. Auch im Handling war es – ganz anders als erwartet – recht neutral, ja fast schon agil.

Ich hätte mich zwar damit begnügen können das Bike einfach nur über ein nahes Schneefeld zu fahren, aber irgendwie konnte ich der Versuchung nicht widerstehen das Fat Boy auch auf einen echten Trailride mitzunehmen – dass es sich anders und besser als unsere normalen 29er im Schnee fahren würde, war ja schließlich zu erwarten … aber auf dem Trail? Also habe ich den Sessellift nach oben genommen (meine Protektoren drübergestülpt und mich auf den Ritt über einen mir wohlbekannten Trail nach unten gemacht.

Unten angekommen war ich verzückt und hatte in breites Grinsen im Gesicht. Dieses Bike macht einfach Spaß! Die Traktion der Reifen ist jenseits dessen was man als „normal“ kennt. Ich bin noch nicht mal ansatzweise an die Grenzen gekommen.  Auf dem festen und stellenweise losen Untergrund hat sich der Fat Boy wie auf Scheinen gefahren. Nur das merkwürdige Geräusch der Reifen in den Kurven würde mich daran erinnern, dass ich ein Fatbike fahre. Ich war selber überrascht, wie schnell ich mit dem Bike auch in den gröberen Abschnitten fahren konnte, ehe es unruhig wurde. Nur wenn die Schläge in einer bestimmten Frequenz kämen, würde sich das Vorderrad förmlich aufschaukeln und zu springen anfangen.

Alles in allem war das Fahrgefühl viel „normaler“ als erwartet – wenn da was träge war, dann nur die Massenträgheit durch die schwer als gewohnten Laufräder/Reifen – ansonsten kaum anders als ein anderer 29er. SPECIALIZED hat das Fat Boy als Racebike für den Schnee entwickelt und obwohl ich absolut nichts über Bikerennen im Schnee weiß (ich komme aus Südkalifornien ;-)), hatte ich den Eindruck als könnte das Fat Boy so ziemlich überall Spaß machen. Es war beeindruckend, wie sich die breiten Reifen bei den niedrigen Drücken im Boden festkrallen und welche verrückten Sachen man damit machen kann. Einmal habe ich einfach zum Spaß einen Abzweig in einen Trail genommen, der schon zu Fuß schwer gewesen wäre, übersät mit Wurzeln und orangengroßen losen Steinen … aber das Fat Boy ist da hoch geklettert, als wäre es fester Boden. Die Unebenheiten wurden förmlich aufgesaugt von den Reifen.

Guitar Ted ist sicher der bessere Kenner von Fatbikes, und er könnte bestimmt noch viel mehr zu dem Fat Boy sagen, ber auch als Neuling, wäre ich schon neugierig einmal mit dem Bike am Strand entlang zu fahren oder damit einen Biwaktrip in die Wüste zu unternehmen. Oder einfach die Jungs auf meinen Heimattrails das fürchten lehren wenn ich von hinten angewalzt käme. Mit dem Bike könnte ich einfach über sie drüberfahren und es wahrscheinlich noch nicht mal merken :-).

Und zum Abschluss noch ein paar Detailbilder und ei Video mit Scott Stroot, einem der Jungs von Specialized (in englisch).

Grannygear