BULLS Wild Rush 2 – Testfazit: von c_g

Das BULLS ist ein komisches Bike – normalerweise gibt es einen klaren Fahrertypus für den ich ein Bike empfehlen würde – nicht so das Wild Rush. Es macht mir richtig Spaß und trotzdem wäre es genau das Bike, das ich meinem Vater empfehlen würde, der gerne bikt, aber seine Fahrtechnik noch verbessern möchte. (Und wenn er nicht damit fährt, könnte ich es nehmen ;-).“ Mit diesem Kommentar kam einer unserer Tester nach einer längeren Ausfahrt auf dem BULLS Wild Rush 2 zurück und trifft den Nagel auf den Kopf.

Spannend wie das BULLS Wild Rush es schafft jedem der Tester wirklich Spaß zu machen und sich dennoch auch als perfektes Bike für Novizen herasustellt. Wie geht das zusammen – ein Bike das genauso für den Anfänger, wie den Kenner geeignet sein soll und dann noch mit einem so langen Radstand, steilen Winkeln … und überhaupt?!?

Auch nach nunmehr gut 2 ½ Monaten auf dem Wild Rush und einer ganzen Reihe anderer Bikes, die ich zeitgleich gefahren bin, kann ich immer noch nicht sagen warum jeder Fahrer den ich drauf gesetzt habe (inkl. mir selber) das Wild Rush einfach gut fand … trotz der augenscheinlich veralteten Geometrie

  • Es klettert wie eine Gemse, ganz ohne jede Gewichtsverlagerung kommt man damit alles hoch was der Fahrer noch treten kann
  • und dank der 3-fach Kurbel, den traktionsstarken Reifen und der effizienten Sitzposition ist das eine ganze Menge.
  • Die hohe Antriebsneutralität der Federung hilft selbst mit offenem Dämpfer alles hochzuziehen und unterstützt den Fahrer in Sachen Traktion.
  • Auch bergab fährt es sich ausgesprochen sicher ohne je langweilig zu werden (zumindest auf meinen normalen Trails)
  • Das lange Heck und der steile Winkel hat auf meinen normalen Hometrails nie irgendwelche Wünsche offen gelassen oder mich nach einer progressiveren Geomtrie fragen lassen.
  • IN der Ausstattung war es wunderbar durchdacht – von den steifen Laufrädern, über die Federung, bis hin zu Schaltung und Bremsen war alles stimmig.

Alles in allem erscheint mir das BULLS Wild Rush 2 als ein ausgezeichnetes und bis ins Detail durchdachtes 29er Touren-Fully, das es aber versteht auch die Feierabendrunde in eine schnelle XC-Ausfahrt zu verwandeln.

Darum …. Grenzen austesten:

Doch wie weit kann man das Wild Rush in Richtung All-Mountain oder XC nutzen? Um dieser Frage nachzugehen, habe ich es es auf einen Kurzurlaub an den Gardasee mitgenommen … und bin damit eine mir gut bekannte knackige Lago-Tour gefahren.
Beim Aufstieg der bekanntermaßen sehr steilen Lagotrails war das Wild Rush eine Klasse für sich. Selbst in den Steilstücken keine Anzeichen von Aufbäumen, schon gar nicht, wenn man die Absenkung der 130 mm Revelation auf 110 mm nutzt. Nur mit dem großen Kettenblatt setzt man dann doch gerne bei Stufen auf – da wäre eine 2-fach Kurbelkombi mit einem kleinen 22er Ritzel etwas besser gewesen.


Im sehr engen und absturzgefährdeten Mittelstück, das sich am Hang entlang windet, versprühte das Wild Rush wieder diese auffällige Sicherheit – wie auf Schienen ging es den oft nur handtuchbreiten Pfad entlang. In der oft sehr verblockten Abfahrt haben die Federelemente dann zwar etwas überdämpft gewirkt und waren vor allem bei sehr schnellen Schlagfolgen immer wieder überfordert, aber insgesamt zeigte sich das Wild Rush auch hier von seiner gutmütigen Seite.

Die Gegenprobe habe ich mit dem Nachtest der AMERICAN CLASSIC Race Laufräder gemacht (hier besprochen), der seit meiner Rückkehr aus USA wieder läuft. Mit den superleichten Laufrädern ist das Wild Rush sofort um ca. 1.2 kg erleichtert worden und bietet sofort ungeahnte Beschleunigungsorgien. Immer noch kein Superleichtgewicht, aber mit 12,6 kg mehr als passabel und wie die längeren schnellen Ausfahrten ergeben haben durchaus XC-tauglich.

–> Aus meiner Sicht hat sich das BULLS Wild Rush selbst in der herausfordernden Lago-Tour und als (etwas übergewichtiges) XC-Bike gut geschlagen – bergauf, auf dem Trail und in flowigen Passagen der Hammer und wohl eines der gutmütigsten und vielseitigsten 29er Bikes.

Testfazit: Nach der langen Testphase hinterlässt das BULLS Wild Rush mit seinem sehr guten und perfekt für Touren ausgelegten Fahrverhalten einen ausgesprochen positiven Eindruck. Selbst auf den „Abwegen“ in harten Lagotrails und als XC-Bike macht es eine überraschend gute Figur. Anders als die nackten Zahlen suggerieren wollen, handelt es sich um ein topmodernes und zeitgemäßes 29er mit einem ausgesprochen Gutmütigen Charakter (der aber dennoch nie langweilt ;-)).
Mit der stimmigen und für den Preis von nicht mal € 3000.- sehr guten Ausstattung bietet es eine sehr gute Funktionalität und hohe Vielseitigkeit.

RIDE ON,
c_g