CANYON Grand Canyon CF SLX 29 als Dauertester – das Intro: von Thomas Hebestreit

Da ist es also, das Carbon 29er von CANYON! Nachdem wir bereits auf der Eurobike 2011 die Alu-Version mit Begeisterung gefahren sind (hier der Artikel auf der US-Seite) und Alban Lakata den Prototypen des Carbon 29ers bereits siegreich über die Transalp 2012 jagte, ist das Bike, das wir hier schon vorgestellt hatten, nun endlich serienreif und wir sind auch endlich an der Reihe dem Bike die Sporen zu geben.

Hier ein Auszug dessen was CANYON über ihren Big-Wheeler in Carbon sagt:

„Große Reifen – Große Ziele. Mit dem neuen Grand Canyon CF SLX 29 schreiben wir die Erfolgsgeschichte der Grand Canyon Serie weiter fort. Kurze Kettenstreben für verspieltes, aber nicht nervöses Handling, tiefes Tretlager für guten Sitz im Bike, kurzes Steuerrohr für straffes bergauf fahren – der neue Carbon Twentyniner punktet ebenso wie sein Alu-Pendant mit einer ausgewogenen Geometrie, die perfekt auf die Anforderungen der 29 Zöller zugeschnitten ist. Das Erfolgsrezept der neuen Kohlefaser-Rakete verbirgt sich im Inneren des Rahmens. Durch die perfekte Kombination aus unterschiedlichsten Carbonfaser-Materialien nutzen wir die Vorteile des Werkstoffs nach allen Regeln der Kunst aus.
Die intelligente Faserverlegung beschert dem Bike hervorragende Steifigkeits- und Komfortwerte und lässt die Konkurrenz weit abgeschlagen. Große Reifen bieten beste Rolleigenschaften – für noch agileres Handling und sicheres Fahrgefühl auf schnellen Abfahrten sorgt das extrem steife Oversized-Steuerrohr. Ein weiteres Highlight ist die Impact Protection Unit (IPU) im Oberrohr, die verhindert, dass der Lenker dies im Falle eines Sturzes beschädigt. Mit seiner rennerprobten Geometrie ist das neue Grand Canyon CF SLX ideal für ambitionierte XC- und Marathon Fahrer.“

Das Grand Canyon CF SLX 29 gibt es in vier Ausstattungsvarianten, die allesamt mit dem gleichen Rahmen daher kommen. Den Einstieg in die Welt dieser racetauglichen Linie macht das Grand Canyon CF SLX 29 8.9 – unser Testbike. Danach folgt das 9.9 (2799 €), das 9.9 SL (3799 €), das 9.9 Team (4199 €) und der kompromisslose Traum eines jeden Racerherzens in Form des 9.9 LTD für 5.999 Euro. Für die Fans des Custom-Aufbaus: Der Rahmenkit ist auch allein für stolze 1699 Euro zu haben. Ach ja …. Lizenzfahrer bekommen gegen entsprechenden Nachweis Rabatt.

Während Lakata dieser Tage bereits den neuen Canyon-Prototypen in Form eines 29er Carbon-Racefullys beim Absa Cape Epic fährt, packen wir die unser Grand Canyon CF SLX 29 8.9, das nach dem CANYON Werbetext ein „lupenreines Racebike für unter 2000 Euro“ sein soll. Wie oben angedeutet stecken in dem Carbon-Rahmen allerlei technische Finessen. Vom ultrateifen Tretlagerbereich dank ausgeformtem „Maximus Seattube“ über die VCLS Sitzstreben für mehr Komfort, über den Direct-Mount Umwerfer und das Impact Protection Unit bis hin zu X12 Steckachse am Heck stehen alle Zeichen auf Vortrieb.

         

Für gerade mal 300 Euro mehr als das nackte Rahmenkit bekommt unser Komplettbike immerhin Mavic Crossride 29er Laufräder, eine komplette SRAM X9-Gruppe mit Avids Elixier 5 Bremsen und 180er Scheibe vorn und eine Rock Shox SID Federgabel spensiert. Schon mal nicht schlecht!!
Wie üblich bedient man sich eines Directmount-Umwerfer um Platz für ein kompaktes Heck zu sparen. Ganz racertypisch bedient man sich einer Zweifachkurbel allerdings mit einem kletterfreundlichem klienen Kettenblatt von nur 24-Zähnen. Das Große Kettenblatt hält dafür 38 Zähne vor. Für Anstiege ist also viel Luft jeden, mit dem 38er könnte es aber für schnelle Jungs bei einem Marathon eventuell zu dünn werden.

     

Die Schaltzüge sind formschön innenverlegt, die hintere Bremsleitung läuft außen unter dem Unterrohr und der Kettenstrebe zum Bremssattel. Der Hinterbau kommt mit einem X12-Steckachsensystem von Syntace – Steifigkeit, bedeutet Vortrieb und ist hier klar Trumpf. Auch die verbaute Rock Shock SID RL weist unisono eine Steckachse auf, die in Kombination mit dem konischen Steuerrohr viel Steifigkeit verspricht.

Das „Impact Protection Unit“ eine auf das Oberrohr aufgeschraubte Plattte mit Gegenhaltern im Steuersatz verhindert die Kollision von Cockpit und Oberrohr bei einem Sturz und beugt effektiv Rahmenschäden vor. Ein geniales System! Wer schon einem einen Rahmen wegen eines solchen Unfalls aus dem Verkehr ziehen musste, dürfte das zu schätzen wissen.

Dagegen wirkt der Chainsuck-Schutz an der Kettenstrebe auf den ersten Blick etwas schmalbrüstig. Mal sehen ob sie angesichts des Type 2 Umwerfers überhaupt zum Einsatz kommen wird – eine ungewöhnliche aber aus unserere Sicht sehr sinnvolle Sache (Wenn es nach uns ginge könnten normale Schaltwerke bald aussterben und nur noch Type 2 bzw das Pendant von SHIMANO „Shadow Plus“ zum Einsatz kommen.)

Das aufgeräumte Cockpit besteht aus einem 700 mm breiten Ritchey WCS-Lenker und dem dazu passenden Vorbau, der positiv montiert ist. Darunter finden sich dann noch soviele Spacer, dass genug Gabelschaft für jedwede Wunscheinstellung verbleibt – aus dem Karton viellecht nicht die ästhetischste Lösung aber funktionell  gut mitgedact bei CANYON.

(Ausstattungsliste - zum Vergrößern anklicken)

Angesichts des sensationellen Preises verwundert es nicht, dass bei den Komponenten kleinere Abstriche gemacht werden müssen. So findet sich im Sitzbereich ein recht schwerer Selle Italia X1, der auf einer Iridium SL – Stütze montiert ist. 

Die sehr stabile Stütze wiegt allein schon 280 Gramm und passt gut zum Preis des Rades – doch zum superleichten Hightech-Rahmen nicht so recht. Das schreit nach späterem Update. Kein echter Kritikpunkt und aus Herstellersicht nachvollziehbar: Als solcher weiß man ja nie, wer sich auf so eine „Einsteigerkiste“ hockt. Bei Marathons stehen schließlich oft genug Leute im Startblock, die am ersten Anstieg schon schieben. Der riesige Schnellspannhebel der Sattelklemmung kommt „Vielverstellern“ entgegen, hier ist kaum Handkraft nötig, um die Stütze zu fixieren. Optisch wirkt das Teil aber etwas wuchtig und werden bei mir wohl schnell eine Variante ohne Hebel weichen. Die Continental X-King Sport-Pneus (keine Racesport) sind auch ein weiterer Kompromiss zugunsten des Preises – aber statisch beurteilt kein schlechter.

Neben der schwarz/weiß/roten Farbvariante unseres Bikes gibt es das 8.9 noch in einer zweiten Farbe, der grün/schwarze Team-Lackierung. Alle anderen Bikes kommn in nur einer der beiden Farbversionen.

(Geometrietabelle - zum Vergrößern anklicken)

Unser Testrad kommt in der Größe L (19“). Außerdem gibt es den Rahmen noch in M (17,5“) und XL (21,5“), eine kleinere Größe (S) ist noch nicht verfügbar. Der Rahmen winkelt am Lenkkopf mit 70° und einem Sitzwinkel von 74° – Werte die sich so langsam als Allround-/XC Standardwerte bei 29ern herauskristallisieren. Die Kettenstreben sind sportlich knapp 434 Millimeter gehalten, aber ohne dabei die Reifenfreiheit einzuschränken. Das Steuerrohr misst 115 Millimeter aber dank des Zero-Stack Steuersatzes baut das Bike dennoch vorne sehr flach. Das Oberrohr ist für die Größe moderate 610 mm bi einer effektiven Sitzrohrlänge von 485 mm. Der Radstand unseres L-Rahmens liegt bei 1117 mm.

Canyon verspricht ein Gewicht von 10,5 Kilogramm ohne Pedale, unsere Waage zeigte 10,7 kg.

Dieses Bike wird mich noch länger in der Rennsaison 2013 begleiten. Ich werde regelmässig berichten.

Thomas Hebestreit