TUFO Schlauchreifenkombi (XC5 Reifen / Heron Laufräder) – Erster Eindruck: von c_g

OK, der Schnee hatte hier in Süddeutschland eine kurze Pause eingelegt und ich konnte die aktuelle Winter-Kombi aus AMERICAN CLASSIC Race 29er Laufrädern (hier vorgestellt und hier der erste Fahreindruck) und SCHWALBE Ice Spiker Pro Reifen kurz gegen die TUFO Schlauchreifenkombi aus Heron 29er Carbon-Laufrädern und den brandneuen XC5 Allwetter Trainingsreifen auszutauschen. Zum Intro Post des TUFO-Sets – einfach hier klicken.

In der kurzen weitgehend schnee- und eisfreien Phase waren die Bedingungen denkbar nass und schlammig – die weichen Böden waren völlig wassergesättigt (wie Klebstoff L), die Wurzeln nass und fester Untergrund die Ausnahme und so möchte ich mich weiterer Aussagen über die Laufräder enthalten. Klar – bei etwa 1400 g für die Laufräder und ca. 600 g für die Reifen waren sie wunderbar zu beschleunigen und nach dem allerersten Eindruck sind sie mehr als ausreichend steif und direkt, aber wir werden uns weitere Kommentare sparen, bis die Verhältnisse wieder aussagekräftiger sind.

Worüber ich aber sehr wohl berichten möchte, ist, wie sich die TUFO XC5 Schlauchreifen unter diesen Extremverhältnissen behaupten konnten und wie der direkte Vergleich zum WTB Moto 29er ausfällt.

Obgleich auf den ersten Blick große Ähnlichkeiten zwischen dem WTB Moto und dem TUFO XC5 bestehen, ist ihr Fahrverhalten doch spürbar unterschiedlich. Wer meinen Abschlussbericht zum WTB Moto 1.5 29er nochmals nachlesen möchte, kann dies hier tun. Wo der Moto ein geschrumpfter Trailreifen ist, merkt man dem XC5 klar seine Crosscountry Gene an. Das geht beim Rollverhalten los und zieht sich hin bis zu den nicht ganz so weit gesteckten Grenzbereichen … doch der Reihe nach.

Auf den wenigen Abschnitten mit festerem Untergrund und auf der Straße wird sofort klar, wie der XC5 sanfter abrollt – anfangs ist man verblüfft, wie das offene und aggressive Profil sich so verhalten kann, aber wenn ich an meine bisherigen Erfahrungen mit Schlauchreifen zurückdenke, ist es genau diese Eigenschaft bedingt durch die spezielle Schlauchreifenkonstruktion die das ermöglicht. Sie erlaubt es dem Reifen freier zu walken und die kleinen Unebenheiten und Vibrationen wunderbar effektiv abzudämpfen. In einer Situation wurde das ganz besonders auffällig: Auf einem frisch aufgeschütteten Weg aus faustgroßen, kantigen Kalksteinen hatte ich mich mental auf eine echte Rüttelpartie eingestellt aber zu meiner positiven Überraschung schluckten die Schlauchreifen all die kleinen Unebenheiten, die die Federung des CUBE Stereo nicht mehr aufnehmen kann.
Allerdings bedingt das leichterer Walken auch, dass es bei gewohntem Luftdruck (bei einem 2.0er Reifen bei mir so um die 1,75 bar) schneller zu Durchschlägen kommt, was allerdings bei Tubular-Systemen weniger problematisch ist und nur sehr selten zu Defekten an Reifen oder Felge führt. Aber ich bin ein Fahrertyp, der innerlich jedes Mal zusammenzuckt, wenn es passiert und habe daher den Reifendruck auf  2,0 bar hinten erhöht. Damit wurden die Durchschläge deutlich reduziert, die Sanftheit und Traktion des Reifens aber noch nicht merklich kompromitiert.

In Sachen Traktion und Grip ist der XC5 außergewöhnlich. Bei den tiefen Böden der ersten Testphase wurde schnell deutlich, dass dies nicht die Lieblingsspielwiese das XC5 ist. Die Selbstreinigung war bei unseren waldig, sandigen Böden tadellos, aber irgendwie fehlte es unter diesen Bedingungen vor allem an Seitenhalt und auch etwas an Traktion. An Passagen, die ich unter vergleichbaren Bedingungen mit dem WTB Moto vollkommen rücksichtslos räubern konnte, bot der XC5 mir deutlich weniger Sicherheit. Sowohl bergauf, wie auch bei steilen Stufen bergab, musste ich doch bedachter fahren, meinen Pedaldruck sensibler kontrollieren und den Bremsfinger vorsichtiger einsetzen wie vorher mit den Motos. Vor allem in Schräglagen, musste ich hier öfter Tempo rausnehmen um nicht unkontrolliert ins driften zu geraten.
Das ändert sich jedoch schlagartig, wenn man dem XC5 etwas gibt woran er sich festhalten kann. Sei es fester Untergrund unter dem Matsch oder nasse Wurzeln und Steine. Auf einmal ist der XC5 zum Gripwunder transformiert und beißt sich jede Steigung hoch und sicher wieder runter, als wäre er der potenteste Trailreifen.

Meine Erklärung hierfür liegt darin, dass die wunderbar anschmiegsame Karkasse der Schlauchreifen eben nur dann zum Tragen kommt, wenn sie sich auch an Trailstrukturen anschmiegen kann. Wenn der Trail einfach nur tief und rutschig ist, bringt diese Charakteristik wenig und das sehr rundliche Profil mit den seichten Seitenstollen schafft es nicht mehr sich noch effektiv zu verbeißen.

Nach den bisherigen Erfahrungen (unter zugegeben speziellen Bedingungen) finde ich, dass der TUFO XC5 sehr wohl den Einsatzbereich der bisher ausschließlich auf  Schönwetterprofile beschränkten Schlauchreifen in Richtung nasser und schwerere Böden ergänzt, aber am Ende doch nicht ganz die Sicherheit in  Schlamm und Matsch mitbringt wie etwa ein MAXXIS Beaver, CONTINENTAL Mountain King II oder der WTB Moto. Dafür kann der XC5 aber durch sein sehr sanftes Rollverhalten und den sehr guten Grip bei moderaten Verhältnissen und festerem Boden voll punkten. Angesichts des aktuellen Wintereinbruchs wechseln wir wieder auf die Ice Spiker Kombi und freuen uns auf  den TUFO XC5 unter den gemäßigten Verhältnisse im Frühjahr. Bis bald.

RIDE ON,
c_g