MAGURA MTS/MT8 Scheibenbremsen – Abschlussbericht: con Guitar Ted & c_g

Wie ihr wisst haben Guitar ted und ich je einen Satz hydraulischer Scheibenbremsen von MAGURA im Test –  GT, die ehemals exklusiv für SPECIALIZED hergestellte MTS und ich die Top-End MT8. Die Spezifikationen und die spezielle Konstruktion dieser Vollcarbon-Bremsen könnt ihr hier in der Vorstellung der Testbremsen nachlesen.
Meine und Ted´s erste Eindrücke sind hier zusammengefasst.

Wie mancher sich erinnert, litt meine MT8 Bremse anfangs unter einem wandernden und immer weicher werdenden Druckpunkt. Die Ursache waren Mikroblasen, die sich recht einfach durch das sogenannte Schnellentlüften beseitigen lassen.
Was danach folgte war eine reine Freude. Die MT8 hat mich mit einer bisher nur von den jüngsten SHIMANO Bremsen der XT und XTR Reihe bekannten Dosierbarkeit verwöhnt, bot stets mehr als ausreichend Power und verhielt sich genau wie man es sich von einer Disc erwarten würde. Besonders unter den nass rutschigen Bedingungen der herbstlichen Trails, konnte die MT8 mich mit ihrer Dosierbarkeit mehr als überzeugen. Ebenso als sie mit dem Winter auf das Cube Stereo wanderte und mich dort so manche eisig, heikle Abfahrt sicher und (weitgehend ;-)) kontrolliert runtergebracht hat.

Das einzige, was ich nie überprüfen konnte war die Fading-Neigung und Hitzetoleranz bei extrem langen Abfahrten – mehr als 300 HM am Stück waren bei der letzten Herbstour nicht drin und die hat die MT8 weggesteckt ohne mit der Wimper zu zucken. Seit es in höheren Lagen der Winter eingekehrt ist sind längere Abfahrten ohnehin unzugänglich, also muss dieses Urteil offen bleiben. Der anfängliche wandernde Druckpunkt trat jenfalls nicht mehr auf. Und auch das von der vorher am CUBE verbauten FORMULA R1 sehr wohl bekannte Quietschen und ständige Belagschleifen kam bei der MT8 nie vor. Im Gewicht lag sie ohnehin auf Auganhöhe mit den anderen Top-End Bremsen, wie etwa der FORMULA R1. Volle Punktzahl also in allen Belangen? Nicht ganz …

Letzte Woche auf einer normalen winterlichen Ausfahrt, ich war gerade dabei im Kopf meinen Gedanken zu einem Testurteil zusammenzufassen, da kam der Supergau und das vorzeitige Testende. Mitten in einer heiklen Abfahrt fiel der Druckpunkt der Vorderbremse bis zum Lenker ohne Widerstand durch. Ganz ohne erkennbaren Schaden, ohne Ankündigung odersichtbare Ölaustritte. Folge: Ein unvermeidbarer Sturz, ein paar kleinere Blessuren und ein schwer angeknackstes Image der MAGURA MT8.

Die defekte Bremse ging sofort an MAGURA zurück um sie in der Entwicklungsabteilung genau untersuchen zu lassen – wenig später bat man uns auch die zweite Bremse einzuschicken. Aktuell warten wir noch auf die  öffizielle Stellungnahme von Seiten Magura, die wir dann auch hier posten werden.

C_g´s Zusammenfassung: Wäre der abschließende Totalausfall nicht gewesen, hätte die MAGURA MT8 in fast allen Belangen höchstes Lob geerntet. Wenn ich die anfänglichen Problemchen mit dem Druckpunkt mal beiseite lasse, war die MT8 alles was ich mir von einer aktuellen Top-Scheibembremse erwarte. Sie war sehr gut zu dosieren, hatte ausreichend Bemskraft, war sehr leicht und ergonomisch ohne Tadel. Und weil sie so gut war, fiel der Mangel an  EInstellmöglichkeiten nicht weiter ins Gewicht. Einzig der sehr hohe Preis scheint angesichts der paar Gramm die die MT8 gegenüber den anderen Modellen einspart überzogen – bei identischer Funktion wäre also die MT6 oder gar die MT4 (mit BAT Druckpunktverstellung) wohl eher meine persönliche Wahl.

Doch der plötzliche Ausfall ist passiert und auch wenn es sich um einen Einzelfall gehandelt hat und MAGURA sich redlich bemüht hat der Sache nachzugehen, darf so etwas bei einem sicherheitsrelevanten Bauteil wie einer Bremse nicht passieren und dementsprechen fällt mein bisheriges Testurteil doch sehr gespalten aus.

RIDE ON,
c_g

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Aber auch Guitar Ted hat seinen Test mit der MAGURA MTS abgeschlossen – hier seine Erfahrungen:

Seit meinem letzten Update (hier) bin ich meine MTS sehr viel auf verschneiten und eisigen Trails gefahren. Ich war gespannt darauf, ob und wie niedrige Temperaturen die Bremsperformance der MTS beeinflussen würden. Bei Temperaturen von  -15°C  bis um den Gefrierpunkt konnte ich allerdings keinerlei Änderungen oder Abfall der konstant guten Bremseigenschaften bemerken.
Bis auf kurze Quietschattacken wenn der Rotor nass angebremst wurde, und das eine Mal als eine lose Belagsschraube auf einer schlammigen Ausfahrt für konstantes Quietschen gesorgt hat, war die MTS meistens angenehm leise.

Worin mich die MTS aber wohl am meisten beeindruckt hat, war ihre Feinfühligkeit und Dosierbarkeit. Besonders kürzlich bei einem Winter-Rennen waren die Downhills öfter steil, technisch und noch dazu mit Blankeisplatten durchsetzt. Daher musste ich die Bremsen in den kurzen griffigen Zwischenstücken hart und sehr genau dosieren. Auf dem EIs hätte jede Bremsung sofort zum Sturz geführt und so hat man dort gnadenlos beschleunigt, nu rim die paar Meter griffigen Trails wieder für heftige Kontrollbremsungen zu nutzn ehe die nächste Blankeispassage, nächste Kurve oder ein Hinderniss kamen. An anderen Stellen wurde die Dosierbarkeit der MAGURA MTS immer wieder auf die Probe gestellt, denn ein Fehler und dann unvermeidlicher Sturz hätte sehr unangenheme Folgen gehabt. Und durch all diese Grenzerfahrungen, hat mich die MTS zuverlässig und sicher durchgeführt, ohne auch nur eine Schwäche zu zeigen.

Guitar Ted´s Zusammenfassung: Während der mittlerweile 3 1/2 monatigen Testphase hat sich die MAGURA MTS keinerlei Blöße gegeben, weder bei der Zuverlässigkeit, noch bei der Bremkraft oder der Dosierbarkeit. Wie eingangs geschrieben besitzt die MTS keine BAT Druckpunkteinstellung, die ich aber nie wirklich vermisst habe. Wenn er dran gewesen wäre, hätte ich wohl daran herumgespielt und in wenig Feintuning betrieben, aber so wie sie war, war sie völlig OK.
Aus meiner Sicht ist die MTS ein klassisches Arbeitstier – sie ist weder vollgestopft mit technischen Finessen und Einstellmöglichkeiten (außer der Griffweiten verstellung kann man daran nämlich nichts ändern), noch fehlt es ihr in der Praxis wirklich an etwas. In der reinen Bremsperformance war sie konstant gut und zuverlässig unter allen Bedingungen.
–> Eine wirklich gute Bremse – Punkt, Aus.

Guitar Ted