ERGON BC2 Bikerucksack – Testzusammenfassung: von c_g

ERGON ist hierzulande fast jedem Biker bekannt. Angefangen von ihren Griffen, über Handschuhe und jüngst auch Sättel und ein Satz Commuter-Pedale haben die Jungs und Mädels von ERGON die Kontaktpunkte Biker/Bike im Fokus. Doch auch für Bikerucksäcke hat man bei ERGON ein Herz – mit gewohnt hoher Innovationsbereitschaft und dem typischen Hang zum Perfektionismus. Wir haben seit September 2012 einen BC2 im Test.

Das sagt ERGON selbst über den BC2:
Der Allround Bike Day-Pack mit dem selben Tragesystem und Rahmen wie BC1. Viele Komfortdetails, Kleinteiletasche außen, Brustgurt, 2 Kompressionsgurte, Organisationsfach, externes Trinkblasenfach, Regenhülle, wasserabweisende Reißverschlüsse usw. machen diesen Premium-Rucksack komplett. Die besonders praktische Expando-Funktion bietet zusätzlich 4 Liter Volumen.“

 

Den BC2 gibt es in zwei Farbvarianten: Einfarbig schwarz oder schwarz/grün (wie das Testmuster). Um eine möglichst große Bandbreite von Rückenlängen abzudecken, gibt es den BC2 in zwei Größen, die ihrerseits noch mal drei Aufhängepositionen des Schultergurtes haben So will man für fahrer von 1,55 bis 1,95 cm das passende leifern. Das Packvolumen beträgt tagestourentaugliche 16 l die noch mal um 4 l erweitert werden können. Das Leergewicht des BC2 Testmusters liegt bei 1390 g.

Eines vorweg; wenn man den ERGON BC2 in Händen hält und inspiziert fällt eine ungeheuer hochwertige Verarbeitung auf. Alle Nähte sind gearbeitet und alle innenliegenden Nähte sind zusätzlich eingefasst, keine losen Fäden weit und breit und die hochwertigen Materialien und wasserdichten Reißverschlüsse lassen keine Wünsche übrig. Da ist der empfohlene VK von € 149,95 keineswegs übertrieben.

*********************************

Das Tragesystem

    Das Herzstück des sehr innovativen Rucksacks ist das „Backpack Motion“ Rahmentragesystem. Die Idee ist möglichst viel Last von den Schultern auf die Hüfte zu übertragen und dem Oberkörper maximale Bewegungsfreiheit zu geben. So verfügt der Rucksack über ein Kunststoff Exoskelett das starr mit dem breiten und sehr angenehm gepolsterten Hüftgurt verbunden ist (mit dem positiven Nebeneffekt, dass der Rucksack von alleine steht). Um die optimale Bewegungsfreiheit des Oberkörpers zu erreichen, wird das Schultertragesystem über das Flink®-Kugelgelenk vom eigentlichen Tragebehälter entkoppelt.

Das beste an der Sache – es funktioniert :-). Bei keinem anderen Bikerucksack überträgt man die Last so effektiv auf die Hüfte. Bei keinem anderen bleibt der Oberkörper so uneingeschränkt beweglich. Für Touren oder lange Ausfahrten stellt der BC2 einen mit Tragekomfort bereit, wie kaum ein anderer. Einfach genial!!

Doch das Tragesystem hat ein paar Details die es zu beachten gibt:

  1. Um richtig zu funktionieren, müssen der Hüft- und Brustgurt geschlossen sein, sonst verrutscht der Rucksack bei der Fahrt unkontrolliert. Beide sind asymmetrisch so angelegt, dass die Schnalle immer links an Hüft- und Schultergurt fixiert ist und sich somit einhändig öffnen und schließen lässt.
  2. Die untere Aufhängung der Schultergurte ist durch das separate Schulterteil hoch angesetzt. Dadurch entsteht ein anfangs ungewohntes Tragegefühl und die klassischen Unterarmbelüftungen mancher Jacken werden damit in der Bedienung erschwert.
  3. Der entkoppelte Schulterteil hält zwar den Packsack fast komplett vom Rücken fern, es selbst liegt aber größflächig am Rücken an –, mich hat´s nicht gestört, aber wenn es um Belüftung geht, darf man auch vom BC2 keine Wunder erwarten.

************************************

Beladung und Ordnung

  

Doch nun weg vom speziellen ERGON Tragesystem zum Packsack und der  Fächeraufteilung. Der Packsack besteht eigentlich aus einem durch eine Nylon Trennfach geteilten Hauptfach. aus zwei Hauptfächern. Der  vordere, primäre Ladefach ist das und nicht weiter unterteilt aber über einen Zweiwegereißverschluss der bis zum unteren Drittel heruntergezogen ist sehr gut zugänglich.Leider muss man zum Öffnen des RV´s jedesmal den oberen Kompressionsgurt öffnen. Lediglich in die hellgraue Trennwand sind insgesamt 5 kleinere Fächer eingenäht – allerdings keines davon verschließbar oder durch Netztstoff gut einsichtig. Zum Transport von empfindlichen Dingen wie Brillen oder Wertgegenstände gibt es keine eigenen Fächer.
Außerdem kann das vordere Fach durch einen zweiten komplett umlaufenden RV um die genannten 4 l noch erweitert werden.

Das hintere Fach ist nur von oben über einen nur ca. 20 cm langen RV zugänglich und obwohl es auch reguläre Zuladung aufnehmen könnte, haben wir es fast nur zur Unterbringung der Trinkblase genutzt. Der Trinkschlauch kann auf beiden Seiten aus dem Packsack herausgeführt werden und mittels des umhängbaren Schlauch-Clips über einen der Schultergurte sauber geführt werden.

Sehr nützlich fanden wir das äußere Kartenfach mit dem leicht seitlich versetzten langen Reißverschluss. Darin ließen sich sowohl Karten, wie auch andere Kleinutensilien, die schnell zugänglich sein sollen gut verstauen. Allerdings wären auch hier kleinere Einzelfächer für eine bessere Ordung sinnvoll gewesen.

Als sehr willkommen empfanden wir das Außenfach am rechten Hüftgurt. Es bietet Raum für fast alles was man schnell zur Hand haben will – Handy, Energieriegel, Schlüssel, oder in unserem Fall die Kompaktkamera.

Dieses RV-gesicherte Fach ist auch ohne Abnehmen des Rucksacks zugänglich, aber leider nicht einhändig zu schließen. Entweder man verdreht sich sehr um beidhändig zuarbeiten oder man nimmt den Rucksack ab. Eine etwas geänderte Aufhängung könnte hier Abhilfe schaffen und den Nutzwert nochmal deutlich steigern.

Anfangs völlig unsinnig erschien uns ein Fach direkt hinter dem Rückenpolster über die ganze Breite, das durch zwei kurze seitlich RVs von außen sehr gut auch einhändig  zugänglich ist (in der Detailaufnahme die Nr. 2). Leider ist dieses Fach wegen des unmittelbaren Kontakts zum Rücken und des beschränkten Platzangebots im beladenen Zustand nicht mit allem beladbar, was man gerne und schnell erreichen will – für weiche Sachen, wie den Ersatzschlauch, die Notregenhose, oder die separate Regenhülle war es aber ideal.

  

Bei der Helmbefestigung des BC2 geht ERGON eher traditionelle Wege. Die beiden querlaufenden Kompressionsgurte dienen zum Verzurren des Helms – für die kurze Auffahrt kann man den Kinnriemen einfach einhängen und den Helm lose baumeln lassen oder die Gurte durch die Belüftungsschlitze gefädeln und den Helm so wackelfrei fixieren – effektiv aber etwas aufwendig. Nach diversen Versuchen haben wir unseren Helm meist innen verstaut indem wir das Zusatzvolumen ausgefaltet und dafür genutzt haben. So blieb der Helm geschützt, war sehr gut gesichert und die außenliegende Masse blieb gering.
Die mitgelieferte Regenhülle lässt sich sehr gut über Druckknöpfe am Hüfgurt und durch einen Kordelzug rundum befestigen und passt auch bei geöffnetem Zusatzvolumen noch.

**************************************

Und wie fährt sich der ERGON BC2?

 Nun, wie schon beim Tragesystem erwähnt, die Lasterverteilung auf die Hüfte funktioniert grandios, ebenso die Bewegungsfreiheit des Oberkörpers. Selbst vollbeladen (ERGON empfiehlt maximal 6 kg) trägt sich der ERGON BC 2 unauffällig wie kein anderer und das über Stunden.

Einzig die Stabilität des Rucksacks bei voller Beladung ist nicht optimal. Das Flink-Kugelgelenk, und die schmale aber ausladende Bauweise des BC2 sorgen dafür, dass die weiter oben getragener Masse zu wenig stabilisiert wird und man so bei schnellen Bewegungen ein leichtes Schlingern verspürt. Das nach außen erweiterbare Zusatzvolumen verstärkt den Effekt noch zusätzlich. Andere enger anliegende Konstruktionen, wie etwas der letztjährig getestete EVOC FR Enduro Team (hier) können das besser (… bieten aber auch nicht den Tragekomfort. Mit leichter Beladung oder den schwereren Dingen tief unten (so wie ein Rucksack eigentlich gepackt sein sollte) war davon aber kaum etwas zu spüren.

Im Lendenbereich ist der in den Rahmen eingehängte Packsack außerdem zum Rücken hin nicht abgepolsert oder verstärkt. Bei Fahrten ohne oder mit leerer Trinkblase oder auch vollgepackt, kann es da schnell unangenehm drücken. Hier heißt es einfach sorgfältig packen.

***************************

Unser TESTURTEIL zum ERGON BC2 lautet daher:
Weniger ein Rucksack für Enduro-Fahrer, aber ein hochfunktioneller und komfortabel zu tragender Touren-Bikerucksack. Das aufwendige Tragesystem kostet Gewicht, bringt aber vor alle bei schwerer Beladung ungemein viel Entlastung für die Schultern und vereint dies mit ungeahnter Bewegungsfreiheit des Oberkörpers. Unserer Meinung nach nicht ganz optimal in der Fächeraufteilung und internen Ordnung ist der BC2 dennoch einer der wohl durchdachtesten Begleiter für Ein- und Zweitagestouren.