MAVIC HC H2O Jacket – unsere Testerfahrungen: von c_g

 

Über drei Monate ist es her seit wir das MAVIC HC H2O Jacket zum Test bekommen haben. Drei Monate in denen wir alle erdenklichen herbstlichen und winterlichen Bedingungen hatten – von +17°C bis unter -10°C, von trocken bis Starkregen, Schnee, Matsch und alles dazwischen. Dazu Ausfahrten jeder Art, von knackigen XC-Ride, über echte All-Mountain Abenteuer, bis hin zu lockeren Touren mit der Familie.
Wer sich noch mal über die einzelnen Merkmale der Teile, der Konstruktion und Preise informieren möchte, kann diese in unserem Intro Artikel (hier) noch mal ins Gedächtis rufen.

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Punkt 1 – Die Passform:

Bereits im Intro erwähnt wurde der bikespezifische Schnitt der HC H2O Jacke. Was sich bei normaler Anprobe etwas ungewohnt trägt, wandelte sich in radtypischer Position in pure Begeisterung … und diese Begeisterung hielt den gesamten Test durch an. Die MAVIC HC H20 Jacke ist keine „Allroundjacke mit Radsporteignung“ wie etwa die vorher getestete VAUDE Tiak (hier), sondern eine 100%-ige Bikejacke.
Unglaublich, wie präzise die H2O am Körper anliegt, ohne die Bewegung oder Atmung einzuengen – für meinen halbwegs sportlichen „Durchschnittskörper“ einfach perfekt und wie ich annehme für viele andere auch :-).
Einzige Einschränkung waren die recht schlanken Arme, die einerseits perfekt passten, aber in unserem Fall nur eine dünne Lage zum drunterziehen erlaubten, während der Torso etwas mehr Raum für zusätzliche Lagen ließ.

Kommen wir zu einer weiteren Besonderheit der MAVIC Performance Bikebekleidung – die stark asymmetrischen Frontreißverschlüsse. Wir wissen von Fahrern, die sie nicht mehr missen wollen, wir aber fanden sie in zweierlei Hinsicht etwas gewöhnungsbedürftig. Einerseits, weil man damit die Jacke nur geschlossen fahren kann: Denn wenn man den Front-RV (ohne den eingehängten XL-Vent) öffnet entsteht eine recht breites Stück Stoff das uns lose flatternd doch oft irritiert hat. Dank der sehr guten XL-Vents hat uns das funktionell kaum gestört, ist aber wichtig zu erwähnen, denn als leger getragene halboffnene Jacke funktioniert die HC H2O nicht– entweder ganz oder gar nicht. Der zweite Aspekt war, dass wir des öfteren versehentlich die Brusttasche geöffnet haben, wo wir eigentlich den Haupt-RV aufmachen wollten – ein paar unfreiwiligen Suchaktionen von verlorenen Kleinutensilien in der Anfangsphase waren die Folge.
–> Kurzum, uns wäre etwas weniger Asymmetrie und eine nicht ganz so mittig liegende Brusttaschenöffnung lieber gewesen, aber an beides haben wir uns im Laufe des Tests gewöhnt.

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Punkt 2 – das Trageklima/Temperaturhaushalt:

Bereits beim ersten Kontakt wirkte die H2O Jacke angenehm weich und dennoch vertrauenserweckens robust. Aber die gesamte Leistungsfähigkeit konnte erst der Dauertest an den Tag bringen. Nach dem intensiven Einsatz können wir bestätigen – unter den wasserdichten Jacken der letzten Jahre, war keine, die ich sich so angenehm tragen ließ – selbst direkt auf der Haut. Bei sehr vielen Hardshell-Jacken entsteht bei Anstrengung ein Nässefilm zwischen Haut und Jacke der sich zum einen unangenehm anfühlt und zum anderen als Kältebrücke wirkt.
Ganz anders bei der MAVIC HC H2O. Selbst bei vollem Output (und damit unvermeidlicher Schweißentwicklung) fühlt sie sich angenehm an, hält warm wenn nötig und neigt in Pausen oder bei Abfahrten kaum zum Auskühlen. Ich bin die Jacke im Herbst und bei milderen Temperaturen sehr oft auch mit kurzem Trikot darunter gefahren und war jedes Mal von ihrer Vielseitigkeit und dem Tragekomfort verblüfft.

Einen beträchtlichen Anteil daran haben natürlich auch die diversen Belüftungsmöglichkeiten der H2O Jacke – allen voran der geniale XL-Vent am vorderen Reißverschluss (Funktionsweise siehe Intro). Über diese ca. 5 cm breite Netztstoffpanele, die sich über den Hauptreißverschluss sehr leicht in ihrer Luftzufuhr regeln lässt, erzeugt eine subtile aber extrem effektive Art der Belüftung. Wir haben den XL-Vent nur bei wirklich heftigem Schlammbeschuss oder sehr kalten Temperaturen geschlossen, sind meist „offen“ gefahren. Einzig die leichte Neigung des Netztstoffes sich im Primär-RV einzuklemmen, erschwerte gelegentlich die Bedienung.
Ebenso unauffällig aber gut ist die Belüftung des Rückens von unten. So kann durch den Fahrtwind Luft zwischen den Netzstoffrücken und das loser geschnittene Außenmaterial zirkulieren und vor einem Hitzestau bewahren – allerdings nur wenn ohne Rucksack getragen, was wir mit der HC H2O immer häufiger gemacht haben.

Die Reißverschlussöffnungen an den Seiten der Brust wirken ebenso effektiv, aber viel unmittelbarer. Wo das XL-Vent fast unmerklich (aber effektiv) funktioniert, schaufeln die seitlichen Öffnungen massiv Frischluft förmlich in die Jacke hinein – mit dem Effekt, das man sie öfter öffnet und schließt. Bei wärmeren Bedingungen allerdings erweitern sie den Einsatzbereich der Jacke spürbar.
Die beiden Belüftungsöffnungen an den Unterarmen waren aus unserer Sicht nicht ganz so effektiv. Sie halfen zwar zur Belüftung unmittelbar an den Unterarmen, wegen des anliegenden Schnitts dringt aber kein Luftzug weiter nach oben.

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Punkt 3 – Wetterschutz:

Was den WETTERSCHUTZ und die WASSERDICHTIGKEIT angeht, konnten wir ebenfalls kaum Schwächen entdecken. Sowohl bei Dauerregen, wie auch bei Starkregen blieb alles angenehm trocken (selbst unter den Rucksackträgern) – Wasserdichtigkeit also dauerhaft gegeben. Klar kann bei geöffneten Ventilationsöffnungen Nässe eindringen, doch während die beiden Brust- und Arm-Reißverschlüsse bei Regen besser zu schließen sind, konnten wir den XL-Vent meist offen lassen. Das Fehken einer helmkompatible Kapuze hat uns beim Biken nie gestört.

Die länger gehaltene Rücken hilft weiter den empfindlichen Lendenbereich warm und trocken zu halten. Bei besonders ekligen Verhältnissen hätten wir und lediglich einen Kordelzug am Saum gewünscht um die Schlammansammlung am unteren Rücken zwischen Jacke und Hose zu vermeiden.

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Punkt 4 – Weitere Details:

Den SICHERHEITSASPEKT berücksichtigt die HC durch sehr unauffällig angebrachten Reflektoren. Erst in der Blitzlichtaufnahme bemerkt man, wie strategisch diese angebracht sind und eine tolle Rundumsichtbarkeit garantieren. Ein tolles und willkommenes Detail in der dunklen Jahreszeit und bei der Nutzung im Straßenverkehr.

TASCHEN: Neben der wasserdichten Brusttasche besitzt die MAVIC HC H2O noch eine ausgesprochen geräumige und unterteilte Rückentasche. Normalerweise fahre ich immer mit Rucksack, aber die HC hat mich doch dazu verleitet die notwendigsten Dinge gleich in der Jacke zu verstauen – vom Notwerkzeug, der Pumpe, bis zur Regenhose und dem Notproviant findet alles darin locker seinen Platz. Allerdings gilt es sich genau zu merken in welchem der 3 Innenfächer das jeweilige Utensil lagert, denn mit Handschuhen fanden wir uns oft unwissentlich im falschen suchend.
Ein kleines Manko in der Bedienung lag darin, dass die Rückentasche auch unmittelbar an den Netzrücken anschließt, der sich mitunter darin eingeklemmt hat – dem schnellen einhändigen Öffnen folgte so oft ein kurzer Stop um das Fach beidhändig wieder zu schließen. Nobody is perfect – auch die MAVIC HC H2O nicht J.

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TESTFAZIT zur MAVIC HC H2O Jacke:

Aus unserer Sicht gehört die Jacke zu den besten bikespezifischen Jacken auf dem Markt und eines der Produkte, die wir dem Hersteller nicht mehr zurückgeben werden :-).
Als Allroundjacke nur bedingt nutzbar, aber als Bikejacke nahezu perfekt. Ihre größten Vorzüge liegen im genialen Schnitt, dem ausgezeichneten Temperaturmanagement und dem ungewöhnlich angenehm zu tragenden Material (selbst direkt auf der Haut). Der sehr gute Wetterschutz wird da fast zur Nebensache.
Die Detailausstattung mit diversen Belüftungsoptionen (insbesondere der XL-Vent an der Front) bringen selbst bei höchster Anstrengung und höheren Temperaturen einen Komfort, wie ihn nur wenige Hardshell-Jacken zu bieten haben und so haben wir sie auch des öfteren angezogen wenn kein Bedarf für echten Wetterschutz bestand.
Gewicht , Packvolumen und Preis (€ 220.-) gehen mehr als in Ordnung.

RIDE ON,
c_g