ACROS A-WHEELS 29″ Laufräder – Testbericht: von c_g

Wie seinerzeit bei den Laufradnews der Eurobike´12 (hier) angekündigt, sind wir schon eine Weile auf den ersten 29er Laufrädern der schwäbischen Komponentenhersteller ACROS unterwegs – fast 3 Monate und damit Zeit für einen zusammenfassenden Testbericht.

ACROS hat sich weltweit einen guten Ruf unter Bikern jeder Fasson durch ihre höchste Präzision, hochwertigste Lagerung und edles Finishoptionen gemacht. Die A-WHEELS 29“ Laufräder waren schon länger angekündigt, aber wie sooft hat es dann doch etwas länger gedauert, bis die gewünschte Perfektion erreicht war, die ACROS für sich beansprucht.
Ob der Laufradsatz auch in der Praxis diesen Ethos aufrechterhalten kann? Wir werden sehen.

Die Eckdaten des LRS lesen sich schon mal vielversprechend – die tubeless ready Felge A-RIM 29“ (mit 21 mm Maulweite und 398 g), ein klassischer Aufbau (3-fach gekreuzt und 32 Loch), vorne und hinten die sehr leichten und bewährten ACROS 0.74 Naben und schwarze SAPIM Race Speichen (2,0-1,8-2.0 mm). Das alles bei 1700 g Gesamtgewicht und moderaten € 629.-.
Einziger Wermutstropfen: Die offizielle Gewichtsbeschränkung (für Fahrer inkl. Kleidung und Ausrüstung) liegt laut ACROS bei nur 90 kg. Allerdings kann man das getrost als konservativ ansehen.
Alle Bauteile des LRS sind auch einzeln zu haben wenn sich jemand einen anders konfigurierten Laufradsatz aufzubauen möchte. Die A-Rim 29“ allein kostet € 114,95 und kommt nur im weiter unten beschriebenen matt-schwarz, während die Naben in einer Vielzahl von schicken Farben angeboten werden.

  

Die bewähren 0.74 Naben sind schon einige Zeit bei ACROS im Programm. Wir haben sie bereits seinerzeit an den EINHORN Hardtails (hier der 29er und hier das 650b) im Test, dies ist aber die erste Gelegenheit sie länger zu fahren und auch an ihnen zu arbeiten. Erwähnenswert ist aber das sehr geringe Gewicht von nur 146 g für die 15 mm VR-Nabe und 281 g für die 142/12 HR-Nabe, bei aufwendigster Lagerung und höchster Belastbarkeit.

Optisch könnte der Laufradsatz kaum unauffälliger sein – die mattschwarzen Felgen mit Edelstahlösen (zur Optimierung der Oberflächenhärte wird die fertige Felge vor dem Eloxieren kugelgestrahlt – daher die rauhe, matte Erscheinung) mit Edelstahlösen, schwarze Rundspeichen und die nur sehr dezent gelaserten schwarzen Naben. Einziger Farbklecks an dem LRS sind die kleinen ACROS Aufkleber am und gegenüber dem Ventilloch (die sich für den ultimativen Stealth-Look auch enfernen liesen ;-)). Wie viele matte Oberflächen ist auch die der Felge nur schwer zu reinigen; wer also großen Wert auf eine Neu-Look legt, sollte beim A-RIM mit etwas mehr Pflegeaufwand rechnen.

TUBELESSEIGENSCHAFTEN:
Bei ACROS war man bedacht darauf hinzuweisen, dass die Felge auf maximale Sicherheit im Tubeless-Betrieb konstruiert sei. Sie besitzt daher eine spezielle Schulterkonstruktion mit einer markanten Wulst auf der Innenseite (ähnlich manchen UST-Felgen oder den AMERICAN CLASSIC Felgen), die das Abrutschen der Reifenwulst nach innen bei niedrigen Drücken und heftigen Seitenbelastungen verhindern soll.

Dementsprechend hatte ich Montageeigenschaften a la NOTUBES oder FRM/BOR erwartet, aber zu meiner Überraschung waren selbst die strammsten Reifen (z. B. GEAX TNT und WTB TCS Reifen) mit wenig Kraft auf die Felge aufzuziehen. Das ist doch schonmal ganz gut. Allerdings braucht man bei dem A-RIM 29“ selbst bei den lockersten Reifen (SCHWALBE oder MAXXIS) Drücke jenseits von 4 bar ehe diese mit einem lauten Knallen in der Felge „einrasten“.

Bei einem Satz neuer WTB TCS Reifen brauchte es gar 5,8 bar (!! … der angegebene Maximaldruck der Felge liegt bei 5,0 bar ;-)). Aus diesem Grund ist uns die Schlauchlosmontage mit Standpumpe nur bei einem neuen Satz HUTCHINSON Toro tubeless ready Reifen (hier vorgestellt) gelungen – bei allen anderen brauchten wir einen kräftigen Kompressor.

Sehr positiv dafür – ist der Reifen erst einmal „eingerastet“, sitzt er bombensicher. In diesem Punkt erfüllt die Felge definitv die höchsten Anforderungen auf maximale Sicherheit.

Weil uns allerdings nur bei einem von 10 Reifen eine komplette Tubeless-Montage ohne Kompressor geglückt ist, sehen wir die Tubeless-Eigenschaften des A-RIM 29“ als etwas zu extrem auf Sicherheit ausgelegt und mit Schwächen in der praktischen Nutzerfreundlichkeit. Der A-Rim 29″ ist damit eine der 29er Felge bei denen man sich generell Gedanken um den Reifen machen sollte, denn im Falle einer Reparatur unterwegs muss man auch erstmal die hohen Drücke erreichen ehe der Reifen auf der Felge rund läuft – egal ob mit oder ohne Schlauch. Wer allerdings ohnehin seine Reifen mit einem Kompressor aufpumpt und höchsten Wert auf einen sicheren Sitz des Reifens legt – für den ist der A-Rim wie gemacht.

Ebenfalls erwähnenswert sind die sehr niedrigen Flanken des A-Rims, die es dem Reifen erlauben sich besser zu entfalten und damit ihr Volumen besser nutzen – eine bessere Dämpfung, mehr nutzbare Reifenhöhe und weniger Durchschläge sind die positiven Folgen.

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Wir haben im Zuge des Tests den LRS auf verschiedenen Bikes gefahren und dementsprechend die Nabe auch mehrfach auf unterschiedliche Standards umgebaut – dank der mitgelieferten Conversion Kits kein echtes Problem und ganz ohne Werkzeuge möglich. Am Vorderrad erschwert nur eine kleine am HR gar zwei lose Aluhülsen im Inneren (um die Lager spannungsfrei zu halten) das Einfädeln der neuen Achse. Beim Hinterrad muss man außerdem darauf achten den Freilauf nicht ungewollt mit der Achse herauszudrücken, da dabei die Gefahr besteht, eine oder mehrere der Sperrklinken oder Sperrklinkenfedern zu verlieren. Mir ist das einmal passiert und hätte ACRSO uns nicht sofort Ersatz geschickt, hätte es eine Zwangspause mit sich gezogen. Mit etwas bedacht ist die Umrüstung aber eine Sache von Minuten und recht einfach.

Schön an den Conversion Kits, ist, dass sie essentiell aus nur wenigen Einzelteilen bestehen (alle Dichtungen und Abstandshalter sind fix darin eingearbeitet) und über sehr präzise Passungen perfekt miteinander zu verbinden.

Die Umrüst-Kits fürs VR kosten € 39,95, die fürs HR 49,95.-.

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Soweit zu den „Trockenerfahrungen“ – aber wie steht´s mit den eigentlichen PRAXIS-EINDRÜCKEN?

Waren die A-WHEEL s29″ noch zwiespältig was die Schlauchloseigenschaften angeht, so waren sie in den Fahreigenschaften frei von jeder Kritik. Bereits bei der Montage fiel der seidenweiche und scheinbar reibungslose Lauf der Naben auf – einmal in Bewegung scheinen sie entgegen aller physikalischen Gesetze ewig zu laufen. Klasse und sicher kein Defizit, bei einem Sport, in dem Reibung allgegenwärtig ist und die Kraft aus den Beinen saugt!!

In der Steifigkeit gaben sich die Laufräder ebenfalls keine Blöße. Sie erreiche nicht ganz das Niveau der DT-SWISS Tricon XM 29er (hier getestet und zugegeben etwas schwerer) oder gar der REYNOLDS MT29er Carbon-Laufräder (hier im Test), aber sind definitiv steifer als die meisten klassischen XC-Laufräder und brauche sich auch vor manchen schwereren All-Mountain Laufrädern in der Steifigkeit nicht zu verstecken.

Was die Beschleunigung angeht spielen sie (fast) in einer Liga mit anderen hochwertigen XC-Laufradsätzen. Dank der recht leichten Felgen und hohen Einspeichqualität fühlen sie sich sehr direkt und schnell im Antritt an. Die 100-150 g gegenüber anderen High-End XC-Laufrädern spürt man wirklich nur bei Attacken am Berg. In allen anderen Belangen bringt die hohe Steifigkeit aber mehr Vorteile, als das geringe Mehrgewicht Nachteile.
Wer es unbedingt leichter haben möchte, kann bei ACROS anfragen, ob man ihm nicht einen LRS mit leichteren Speichen (z.B. SAPIM CX-Ray) aufbaut, oder man stellt ihn aus den den Einzelkomponenten gleich selber zusammen.

Keineswegs typisch für XC-Standards sind die 21 mm Maulweite! Mit einer solch großzügigen Abstützbreite lassen sich selbst richtig breite Reifen jenseits von 2.2“ sicher und mit geringen Drücken fahren. Hier scheinen klar Trail- wenn nicht sogar All-Mountainqualitäten durch, die die ACROS A-Wheels 29″ ebenfalls in sich vereinen. Aus unserer Sicht ist diese Felgenbreite die universeltste und für beinahe jede Reifenbreite geeignet – noch viel breiter und manche (schmalen) Reifen werden nur unnötig abgeplättet, noch schmäler und breite Reifen leiden bei niedrigen Drücken unter Stabilitätsproblemen. Aus unserer Sicht ein smarter Move von ACROS sich nicht einer Kategorie zu verschreiben.

Die  ACROS 0.74 Naben haben sich bis auf den außergewöhnlichen Leichtlauf positiv unauffällig verhalten. Sie warten mit  der gewohnt hohen Präzision und Fertigungsqualität auf, die man von ACROS einfach erwartet. Die aufwendigen Dichtungen scheinen von schlechtem Wetter, Schlamm- und Wasserbeschuss vollkommen unbeeindruckt und schützten die ihrerseits nochmal gedichteten Industrielager sehr gut. Der extrem gute Leichtlauf blieb bis zum Ende des Tests unverändert genial!

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FAZIT: Mit sehr hohen Erwartungen kamen die ACROS A-WHEEL 29“ Laufräder in unseren Test … und haben uns (bis auf die recht eigenen Schlauchloseigenschaften) auch nicht enttäuscht. Mit ihren Spezifikationen füllen die A-Wheels für uns eine Lücke zwischen den meist schmäler bauenden und weniger steifen XC-Laufradsätzen und den oft schwereren All-Mountain Laufrädern. Preis und Fahreigenschaften sind mehr als OK.

Nach dem 3 monatigen Test – zögern wir nicht dem LRS eine sehr gute Bewertung in Sachen Vielseitigkeit zu geben. Für Fahrer, bei denen Vielseitigkeit und sicherer Reifensitz bei einem vernünftigen Preis ganz vorne auf der Prioritätenliste stehen, sind die ACROS A-WHEELS 29″ ein heißer Kandidat. Die einzige wirkliche Schwäche der A-Wheels sind die sehr hohen Drücke ehe der Reifen auf der Felge einrastet – hier gibt es genau drei Lösungen: Man besitzt einen  Kompressor,  sucht seine Reifen sorgfältig aus oder verzichtet auf schlauchlos und fährt konventionell.

RIDE ON,
c_g

Ps: Danke an ACROS, dass man uns den A-WHEEL 29“ LRS für die Daure des Tests kostenlos zur Verfügung gestellt hat und für den regen Austausch.