NINER Air9 – Testintro: von Grannygear

Angefangen hat alles mit ein paar Jungs in Colorado (oder irgendwo sonst in den USA) die die skurile Idee hatten, dass größere Räder am Mountainbike Sinn machen würden. Klar, aber würde so was kaufen? Dann habe ein paar andere etwas Geld und Hirnschmalz in die Idee investiert (Jungs wie Gary Fisher) und die Sache kam ins Rollen. Ganz früh mit dabei: NINER BIKES. Steve und Chris waren dabei wagemutig genug eine komplett neue Firma zu gründen die sich exklusiv den 29er Laufrädern widmete. Was für Nerven!

Heute ist NINER Bikes immer noch an der Front der Entwicklung und wachsen zu einem respektablen Unternehmen heran … und weiterhin ausschließlich mit 29ern. Dieser Test beschäftigt sich mit der jüngsten Version des Alu-Hardtails Air9 in XL (oder 22″).

Ja, ich weiß, aktuell dreht sich alles um Carbonrahmen, aber die kosten momentan noch ordentlich was (und wenn ich den Insidern glauben kann, wird das wohl auch so bleiben). Wenn Stahl, das Rahmenmaterial für Jedermann Iim Bereich Trail- und XC- Hardtails ist, dann ist Aluminium die Wahl der budgetbewussten Racer. Aluminium ist leicht, günstig, kann recht verarbeitet werden, ist aber immer noch steif genug für ordentliche Beschleunigung und ein präzises Handling – im Grunde alles was jeder XC-Racer (oder ambitionierte Fahrer) in einem Bike sucht.

Mit dem jüngsten Air9 ist NINER von Scandium als Rahmenmaterial zurück zu 6000er Alu gegangen. Die 6000er Alu-Rohre lassen sich angeblich viel besser durch Hydroforming in die optimalen Formen bringen um die Steifigkit zu erhöhen und das Gewicht zu senken – Scandium sei dafür wohl zu empfindlich und zu spröde … zumindest sagte man uns das. Beim neuen Air 9 geht’s viel um Hydroforming.  Ich selber bin kein Ingenieur, aber hier ein Auszug aus Wikipedia zu dem Thema.
“Hydroforming ist eine kostengünstige Art formbare Metalle in leichtgewichtige und steife Frombauteile zu ändern. Einer der größten Anwender dieser Technologien ist die Automobilindustrie, die sie vielfältig anwendet wird um komplexe Formen zu generieren, die gleichermaßen leicht wie steif sind. Die Technologie wird oft bei Sportwagen und hochwertigen Fahrradrahmen häufig eingesetzt. Dabei werden die Rohre mittels einer hydraulischen Flüssigkeit durch Hochdruck bei Raumtemperatur von innen gegen eine Außenform gepresst und die vorher einfachen Rohre in die gewünschten (oft komplexe) Form gepresst …“

Man nimmt also ein „langweiliges“, rundes Alurohr und presst es wie eine Getränkedose in verwinkelte Formen und verschweißt sie in einen Bikerahmen. Hört sich nach mehr als nur Marketing an! Genau diese optimierten Formen sind es nämlich die Alu-Rahmen für 2013 wieder zeitgemäß machen. Angesichts solcher Technologiefortschritte bei Alu, kann man gespannt sein, was die kommenden Jahre für Alu als Rahmenmaterial bringen werden … Wiederauferstehung im High-End-Bereich oder Billig-Supermarktbikes.

Der hydrogeformte Rahmen des neuen Air9 ist zudem leichter als der bisherige Scandium Rahmen. Das Modell darunter, das EMD9, ist zwar aus dem selben Rohmaterial gefertigt und ist teilweise auch hydrogeformt, aber eben nur teilweise, nicht bei allen Rohren (inkl. Hinterbau), wie beim Air9. Außerdem hat das Air9 ein PF 30 Tretlager (am Testbike mit BSA-Adapter) und einen semi-integierten Steuersatz. Alles zusammen wird das Air 9 damit immerhin über 220 g leichter als das EMD9.

 

Schon beim Auspacken fällt das AIR 9 durch seine edle Optik auf und auf dem Trail habe ich damit haufenweise anerkennende Komplimente bekommen. Alles an ihm sieht gut aus, die Formsprache, die Linienführung und die klassisch unaufdringliche weiß-silberne Farbe („Arctic White“). Im Vergleich zu vielen scheinbar NASCAR inspirierten Bikes, die sie aktuell so häufig anzutreffen sind, spricht das Air 9 eher in einem zurückhaltend, sanften Ton: „Möchtest du mit mir schnell fahren? Komm schon!“

        

 

Die Komponentenwahl ist nahe dran am XT-Kit; nur die Manitou Tower Pro (mit konischem Steuerrohr, neuer QR15-Achse und 100 mm Federweg und eine meiner Lieblingsgabeln) ist nicht Serie. Scheinbar hat sich NINER mit MANITOU für seine Demo-Flotte zusammengetan. Außerdem hat das Bike eine RDO Stütze, die ja speziell für mehr Vibrationsdämpfung und mehr Komfort ausgelegt ist, einen RDO Carbonlenker und einen RDO Vorbau. Die XT-Kurbel hat 3 Kettenblätter – etwas fast schon ungewöhnliches in der aktuellen Zeit. Und auch die guten XT-Bremsen sind an Bord. Leider kein Shadow Plus Schaltwerk.
Da ich selten mit FIZIK Sätteln zurecht kommen, habe ich das Bike gleich mit einem WTB geordert – und was kam war der neue WTB Volt in der Team Version (Anmerkung der Redaktion: Wir fahren ebenfalls schon einige Zeit zwei WTB Volt … demnächst kommt der Testbericht).  Das einzige, das mir ungewöhnlich vorkommt, sind die 2.35 Schwalbe Nobby Nics, die nur knapp in den Rahmen passen. Da bleibt wenig Reifenfreiheit für Matsch und Modder, aber das ist hier in Südkalifornien auch nicht so ein Thema. Für meine Gegend und dieses Bike scheint mir ein Racing Ralph passender, aber der Nobby Nic ist sicher vielseitiger.
Auch die Laufräder sollten erwähnt werden. Es sind speziell für NINER gefertigte Laufräder von SUN RINGLÈ – normal gekröpfte Speichen mit sehr hochwertigen Naben und Felgen deren Design von NOTUBES lizensiert ist. Der LRS wiegt solide 1800 g und zu meiner (positiven) Überraschung kamen die Reifen bereits auf schlauchlos konvertiert.
Was die NINER Größen angeht, stehe ich genau zwischen L und XL und auf dem XL Testbike mit dem 100 mm Vorbau bin ich dann doch recht gestreckt. Mit einem solchen Vorbau hätte ich wohl auch auf ein L gepasst, aber das Air 9 soll nach mit noch von unserem Co-Tester Jeff J gefahren werden und der braucht definitv ein XL.
Auf meiner Waage brachte es das Air 9 in  XL auf stattliche 11,8 kg (ohne Pedale). Nicht schlecht für ein Bike für knapp € 3400.-.  Der Rahmen alleine wird bei uns für € 1099.- gehandelt.

Wir – das heißt ich und Jeff J. – haben schon erste Erfahrungen auf diesem schicken Alu-Hardtail gesammelt. Ob das NINER Air 9 das Zeug dazu hat den Carbon-Hardtails das Fürchten zu lehren oder eher gutmütiger Allrounder ist?

… bald folgt unser Bericht hierzu.

Grannygear