SPOT BRAND Rocker SS Ti – Testbericht: von Grannygear 
(Photos von Jeff J.)

Ich kann mich nicht erinnern wann mir zuletzt ein so simples Bike so viele Probleme bei der Bewertung gemacht hat. Ein Hardtail …. ein Singlespeeder –  wie schwer kann das sein?!?  Dennoch habe ich bis hin zur letzten Ausfahrt damit gerungen.

Mittlerweile bin ich seit August diesen jahres auf dem SPOT BRAND Rocker SS Ti unterwegs und es ist Zeit den Test abzuschließen. Um das bisherige zu wiederholen – hier das Testintro. Alles in allem ein echt gutes, sehr leichtes Wunderwerk aus Titan, das sich spritzig pedalieren lässt, sich sehr angenehm fährt und mit ener klasse Ausstattung daher kommt (MAVIC Cross Max SLR Laufräder, einer FOX CTD 100mm Gabel und ENVE Carbonlenker, sowie dem wartungsfreien Gates Carbon Drive Antrieb auf einer XO SRAM Kurbel).  Leicht, schnell, angenehm dämpfend, wunderschön …was will man mehr?

Allerdings geht SPOT mit dem Rocker einen anderen Weg in der Geomtrie – egal ob in Stahl oder Titan. Ein 69.25° Steuerwinkel hätten wir eher an einem  120 mm Fully erwartet, oder einem All-Mountain Hardtail, aber nicht unbedingt an einem XC-Bike.  So ein Bike verleiht dem Rocker eine Eigenart, die ich sowohl mochte und auch nicht mochte. Besonders am Anfang hat es einige Eingewöhnung gebraucht. Es war aber weniger die Frage „ob es funktioniert“, sondern eher „ob das wie es funktioniert einem liegt“.
Ich habe mich zum Thema Geometrie lange mit dem Firmeninhaber Wayne Lumpkin unterhalten. SPOT hat viel mit verschiedenen Winkeln gespielt und herausgefunden, dass sich die flachen Lenkwinkel vor allem bei High-Speed und im groben Gelände gutmütiger fahren lassen ohne anderwo zu sehr zu leiden … außerdem waren die Fahrer so schneller unterwegs und hatten mehr Spaß. Daran sollte nichts falsch sein, oder? Wayne merkte an, dass einige Fahrer auf dem Rocker Ti selbst gegenüber Fullies im direkten Vergleich gewonnen haben. Ich kann klar bezeugen, dass man mit dem Rocker Ti und auch dem Stahl Rocker ungemein schnell im groben Gelände unterwegs sein kann.

Was mich allerdings aufmerken hat lassen was das Handling bei langsamer Fahrt. Ganz besonders im Schrittempo und wenn ich um Spitzkehren gefahren bin, schien das VR von einer Seite auf die andere kippen zu wollen. Genauso auch querliegende Wurzeln oder im Sand. Nachdem man auf einem Singelspeed Bike ja doch recht viel Zeit im Stehen fährt, fiel das beim Rocker besonders auf. Außerdem hat sich das Rocker bei steilen Anstiegen und bei maximaler Power mitunter recht träge angefühlt. Was soll das denn?

Eine meiner Herausforderungen beim Biketest ist es genug Zeit auf dem Bike zu verbingen um es richtig bewerten zu können. An einem Tag bin ich das Rocker Ti auf eine Tour mit reichlich Höhenmetern gefahren – die ersten 12 km waren ein Anstieg auf einem spitzkehrendurchsetzten Singeltrail, und nach einer kurzen Strecke auf Sandpisten ging´s wieder im Highspeed nach unten. Eine ordentliche Herausforderung für einen wie mich, aber die Ausfahrt hat mir sehr dabei geholfen das Bike besser zu verstehen. Zusammen mit den bisherigen fahrten bin ich zu folgendem Schluss gekommen:

  • Ein Fahrer kann sich an ziemlich viel arrangieren, man kann sich an beinahe jede Charakteristik gewöhnen, auch die schlechten. Mit dieser Fähigkeit des Menschen sich anzupassen war ich während des tests öfter konfrontiert. Irgendwie hatte ich mich nach ein paar Ausfahrten selbst  an das merkwürdige Handling in Spitzkehren (rauf wie runter) gewöhnt um das Rocker hat sich dann so angefühlt wie es sich sollte. Bald schon hatte ich keine Beanstandungen in Kurven mehr.  Ich frage mich ob ich mit einem XL Rahmen nicht von vornherein besser zurechtgekommen wäre, aber das ist nur Spekulation.
  • Als die Waschbrettpiste mit Wurzeln & Felsen angefangen haben, hat der Titan-Rohrsatz  und  flache Lenkwinkel wirklich gut getan. Ich glaube nicht dass ich wirklich schneller unterwegs war, als ich es mit dem Carve SS gewesen wäre, aber ich bin definitiv entspannter runtergekommen und das zählt nach einem langen Tag. Ich kann mir nicht hlfen, aber ich denke das Rocker Ti müsste ein großartiges Bike für die Ostküste oder den Nordwesten der USA sein.
  • Ich glaube immer noch, dass es sich manchmal etwas träge bergauf gefahren hat, aber beim Nachprüfen bin ich daraufgekommen, dass die Übersetzung schwerer war, als ich es gewohnt bin. Das hat sicher eine Rolle gespielt. Außerdem glaube ich auch, dass Titan wegen seiner deutlichen Eigendämpfung evtl. nicht das ideale Material für ein Singlespeeder wäre.  Ich wette, wenn es an einem geschalteten Bike gewesen wäre, hätte ich es gar nicht bemerkt. Auf alle Fälle war es nicht ganz so spritzig wie etwa ein steifer Carbon- oder Alu-Rahmen. Solange man eine ordentliche Kadenz fährt, schwebt man damit den Berg hoch. Die leichten MAVIC Laufräder habe sicher auch etwas damit zu tun.
  • Während der langen Abfahrt durch schnelle Anlieger, enge Kurven und abschüssige Kurven fuhr sich das Rocker sicher und gutmütig. Ich fand mit etwas mehr Gewicht über der HR-Achse hat es sich noch besser gefahren und mit dem flachen Lenkwinkel hat es sich immer fest im Boden verbissen. Wie gesagt, der Rahmen war etwas zu kompakt für mich, was aber geholfen hat das gewicht auf der Front zu lassen.Ich habe mal neugierdehalber die Geo-Daten zwischen dem Specialized Carve SS Pro und dem Rocker verglichen und tatsächlich waren sie sehr ähnlich … der Radstand, Stack und Reach waren fast gleich, nur der Weg dorthin ein anderer.

 

  • Auch die „Riemen-Mäuschen“ haben sich bei staubigen Sommerverhältnissen wieder mal gezeigt. Sobald der Staub sich auf den Riemen gelegt hat, hat der angefangen zu quietschen. Ich habe den Riemen mit Silikonspray, was zumindest eine Zeil lang für Ruhe gesorgt hat. Abgesehen davon war das Besides Gates Carbon Drive System völlig problemlos.
  • Mir hat das CTD System der FOX Gabel ganz gut getaugt. Ich bin meist im Taction-Modus gefahren, was selbst im Wiegetritt noch ausreichend ruhig war. Trotzdem sehe ich keinenechten Vorteil darin nur drei Einstellungsoptionen zu haben, wenn man mit der vorherigen Technik auch die Zwischenstufen hat wählen können. Mit scheint CTD wurde in erster Linie entwickelt um zusammen mit der lenker-fernbedienung zu funktionieren, nicht aber so sehr ohne
  • Die MAVIC Cross Max SLR Laufräder waren ebenfalls völlig problemlos. Die UST-Felge war zwar etwas aufwendig um sie mit dem originalen SHWALBE Hans Dampf tubeless zu bekommen, aber sonst waren die Laufräder mehr als ausreichend steif. Der Freilauf hat jedes Mal etwas merkwürdige geräusche gemacht zwischen Leerlauf und Antrieb, funktionell gab es aber nie Probleme. Was soll das aber mit den schmalen Felgen? Mit gerade mal 19 mm Maulweite wären sie nicht meine Wahl für breite Reifen und niedrige Drücke. Mir wäre mehr Breite lieber.

Wenig später bin ich die selbe Runde noch mal mit dem NINER AIR9 gefahren. Das AIR 9 ist definitiv steifer, direkter und es hat sich deutlich sportlicher angefühlt. Runter war das NINER zu 90% ein Traum es lenkte sich leichfüßiger, und stimmiger. Als allerdings der Wurzel-/Felsteil begann das NINER mehr zu zicken, etwas, was das SPOT hier nie getan hat. Andererseits hat sich das AIR 9 sehr präzise und sicher bei langsamer Fahrt und in Spitzkehren angefühlt, genau dort, wo das SPOT gewöhnungsbedürftig war.

Am Ende kam ich zu dem Ergebnis dass eine große Fülle von Bikes gibt, die keine besondere Fahrweise bevorzugen und bei fast allen „normalen Trailnbedinungen gut funktionieren. Die meisten modernen 29er würden sich hierbei gut schlagen. Als Trailbike ist das Rocker ziemlich gut und wahrscheinlich besser als die meisten. Die Eigenschaften des Titan-Rahmens, der entspannte Lenkwinkel geben ihm einen betont verspielt-gelassenen Charakter. Das passt auch gut zu dem Terrain, in dem man bei SPOT überwiegend unterwegs ist. Die verblockten, schweren Trails in Colorado sind einfach ein anderes Kaliber, als die meine südkalifornischen Trails. (deswegen kam das SPOT original auch mit SCHWALBE Hans Dampf Reifen). Das genau sind die Verhältnisse unter denen das Rocker To glänzt, schwer, technisch und schnell. Dot macht das Bike absolut Sinn.
Aus meiner Sicht hat SPOT BRAND uns mit dem Rocker lediglich eine spezielle Interpretation von einem MTB gegeben, … kein BIke, das anderen bis ins Detail gleicht, sondern etwas sehr eigenes. Ich gebe zu, dass ich selber damit nie 100% zurechtgekommen bin, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass andere Fahrer das BIke lieben würden. Wenn es mein eniziges Bike wäre, häte ich mich sicherlich schnll daran gewöhnt und es auch noch mehr liebgewonnen.

Soviel zu meinem Test des SPOT Brand Rocker Ti – zweifellos ein spannendes Bike.