EUROBIKE´12 – CHIRU Pulse Fahrbericht (+ RMK Konzeptbike/Baramind Flex-Lenker): von c_g 

CHIRU ist eine Firma, die sich ganz dem Adventure Racing verschrieben hat (Glückwunsch an der Stelle zum Adventure Racing Weltmeistertitel 2011!). Sie produzieren Bikes, die genau auf die Ansprüche dieses Sports maßgeschneidert sind.

Klar, dass die Eigenschaften Steif, Leicht und Schnell wie in jedem Rennsport ganz vorne stehen, aber um den extremen Dauerbelastungen der oft über Tage andauernden Rennen besser gerecht zu werden, hat man sich auch intensiv dem Thema Eigendämpfung und Komfort beschäftigt.

Ebenfalls klar, dass das Weltmeisterbike 2012, das Pulse Hardtail ein 29er war ;-). Ich hatte am Demo Day der Eurobike 2012 die Gelegenheit ein starres CHIRU Pulse auf eine Testrunde zu entführen.

Das Pulse besitzt einen eigenständigen und sehr formschönen Carbonrahmen (um 1300 g wurde uns gesagt) mit einigen spannenden Details – massiv, wo Steifgkeit erwünscht ist und mit filigran geschwungen Sitzstreben um die ermüdenden Vibrationen zu dämpfen. Außerdem besitzt das CHIRU ein modulares Tretlager, das mit jedem exisiterenden Standard und sogar mit einem Excender-Tretlager für SS kombinierbar ist (ähnlich dem NINER Biocentric System).

Spannende Besonderheiten des Testbikes, waren die eigene CHIRU Carbon-Starrgabel und der vibrations-dämpfende BARAMIND Lenker. Die Funktionsweise des Lenkers ist der einer Carbon-Blattfeder im Zentrum, deren Biegecharakteristik über unterschiedliche verschraubte Halbschalen (oben und unten) eingestellt werden können.

Der übrige Aufbau des Bikes war sehr hochwertig und genau auf den Einsatzzweck abgestimmt

Fahreindrücke: Was zuallererst auffällt, ist die sportliche, aber sehr komfortable Sitzposition des Testbikes. Keine Spur von Streckbank oder XC-Hobel – vielmehr sportlich effizient … eben genau so, wie ein Langstreckenbike sein sollte.

Klar, dass ein so leichtes Bike eine immense Beschleunigung erlaubt und im Wiegetritt fast schon unter dem Fahrer hervor schießt. Der Rahmen und besonders der Hinterbau (mit seinen monstösen Kettenstreben) setzt jeden Vorwärtsimpuls direkt um. Ich glaube im Wiegetritt ein wenig Flex an der Front gespürt zu haben, aber nachdem das von der Flexibilität des Lenkers überlagert war, möchte ich meine Hand dafür nicht ins Feuer legen. Insgesamt hat der Rahmen, der flexende Lenker und der komfortable WTB Volt Sattel für viel Komfort auf gemäßigtem Untergrund wie Schotter, und Waldpfade gesorgt. In der gefahrenen Kombination war es mit Abstand das komfortabelste Carbon-Starrbike, das ich je gefahren bin.

Einen besonderen Anteil daran hatte definitiv der BARAMIND Lenker, der sich sehr angenehm und effizient gefahren hat. Dank seiner sehr guten Vibrationsdämpfung, wage ich es nicht eine Aussage über die Dämpfungseigenschaften der Starrgabel zu machen. Auffällig war der Lenker vor allem im wechselnden Gelände, weil man bei kleineren Schlägen und Vibrationen fast schon glauben möchte mit einer Federgabel zu fahren, während einen gößere Schläge dann schnell erinnern, dass man starr unterwegs ist. (Ohne stark vorgreifen zu wollen, ein Eindruck den auch die großvolumigen SURLY Knard Reifen am SURLY Krampus vermitteln.)

Das Handling des CHIRU Puls war unauffällig und ausgewogen, wobei mir aufgefallen ist, dass das Bike sich im Sitzen effizienter angefühlt hat, als im Wiegetritt – wieder genau abgestimmt auf Adventure Racing, wo Fahren im Wiegetritt als unnötige Energievergeudung angesehen wird.

à Wer ein leichtes, vortriebsstarkes und vor allem Langstreckentauglich-komfortables Carbon-Hardtail sucht, der sollte sich das CHIRU Pulse genauer ansehen – ein EXOT mit viel Flair.

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Als RMK („Race Morpho Koncept“) Konzeptbike vorgestellt fanden wir am CHIRU Stand ein spannendes Fully mit 70 mm Federweg (in XL sind´s 85 mm) am (fast) gelenkfreien Hinterbau. Lediglich an der Umlenkung zum stehenden Dämpfer findet man traditionelle Drehlager, alles andere stützt sich auf den beabsichtigten Flex des Carbonmaterials.

Dadurch versucht man zum einen die Dauerhaltbarkeit und die Steifigkeit hoch zu halten und peilt ein Rahmengewicht von etwa 1500 g (!) mit Dämpfer an.

„1 Rahmen – 2 Laufradgrößen – 2 Geometrien“ 

Doch das Konzept geht über die Hinterbaufederung weit hinaus. Man will sich und den Fahrer bewusst nicht auf eine Laufradgöße festlegen, sondern ihm Optionen lassen das für ihn und den speziellen Einsatz optimale Set-Up zu wählen. So soll das Bike später mit zwei Laufradsätzen ausgeliefert werden – die Gr. S mit 26“ und 27,5“; Med und L erhalten 27,5“ und 29er Laufräder. Damit kann der Fahrer je nach Untergrundverhältnissen des jeweiligen Rennens (auch hier die klare Ausrichtung Adventure Racing) die ideale Laufradgröße wählen können.

Grundsätzlich kann man die Kettenstrebenlänge mittels unterschiedlicher Ausfallenden verstellen. Dabei setzt der 29er-spezifische Satz das Tretlager höher und generiert einen steilen Lenkwinkel (71,8°) , während die 27,5“er Ausfallenden einen flacheren Winkelsatz generieren (70,3°). CHIRU Besitzer und Begründer Pierre Arnaud glaubt, dass die resultierenden Winkel ideal auf die jeweiligen Laufradformate angepasst sind – für schnelle, einfachere Kurse die größeren Laufräder, für schwereres Gelände und extreme Asntiege die kleineren. Eine zusätzliche Eingriffsmöglichkeit zur  Geometrieanpassung  plant CHIRU über einen Angel-Set Steuersatz.
Die gezeigten Modelle waren Rapid-Prototypes und sehr frühe Ausführungen – Sachen wir asymmetrische Kettenstreben (recht kommt die Kette der Kettenstrebe verdächtig nahe) und andere „Details“ – werden dann in irgendeiner Form berücksichtigt sein.

Wir sind gespannt, wie sich das Konzept weiterentwickelt und ob/wie es sich zur Serienreife entwickeln wird … spannend ist das CHIRU RMK es allemal.

RIDE ON,
c_g