EINHORN 53 (650b Trailbike) – Kurzeindruck: von c_g

Kürzlich haben wir euch ja von den Erfahrungen mit dem EINHORN „55 – Endurance“ 29er berichtet – hier. Bei der Rückgabe des 55 hatte wir auch noch die Gelegenheit einen 650b Hardtail Prototypen zu fahren, der soeben von einem anderen Test zurück war – Seriennummer 53.

Das sagt Einhorn selbst über ihr „53“:

Das einhorn 53 ist unser erstes Bike in 650b und hat noch Protypencharakter. Der nächste Rahmen ist derzeit in Produktion und wird einige verbesserte Details aufweisen. Die Geometrie des Protoypen ist durch die Maßfertigung natürlich individuell ausgelegt, wird sind aber sehr glücklich mit ihr und können sie uneingeschränkt weiterempfehlen. Der Prototypencharakter zeigt sich auch in der Ausstattung. Zunächst haben wir am Hinterrad die DT Swiss 10mm TA Steckachse ausprobiert. Die X-Fusion Federgabel verrichtet nach dem ersten Aktivieren bei jeder Fahrt ihren Dienst unserer Einschätzung nach wirklich hervorragend. Bei den Bremsen haben wir zur soliden, aber etwas schweren Hayes Prime Pro gegriffen, die von der Bremskraft und Einstellbarkeit her voll überzeugt. Mit einer Hope Race Evo in gleicher Scheibengröße ließen sich hier nochmal 250g einsparen. Insgesamt sind auf dieser Plattform mit einhorn Rahmen/X-Fusin Gabel 120mm-650b-Bikes unter 10kg möglich.“

Das Bike besitzt einen ähnlichen Rahmen (gleicher Rohrsatz mit trapezoidem Ober- und Unterrohr) wie das „55“ aber eine für 120 mm Federgabeln angepasste Geometrie. Seine Zielsetzung ist auch eher trailorientiert und für technische Trails gedacht.

Besonders schick fanden wir die orange Eloxierung (auch hier wieder mit ausgsepartem „einhorn“ Schriftzug am Unterrohr“ in dem das blanke Alu durchscheint).

In der Ausstattung ist es dem ebenso „durchdacht-konservativ“ – mit einem 1 1/8 Steuerrohr, Schnellspannachse hinten, BSA Tretlager und IS Bremsssockeln. Geschaltet wird mit einer kompletten SHIMANO XT, gebremst mit HAYES Primo Expert Bremsen (180/180). Einen optischen wie funktionalen Leckerbissen stellten die ACROS Laufräder, Tretlagereinheit und Steuersatz dar. Wie auch schon am „55“ kommen eine gekröpfte THOMSON Elite Stütze und auch wieder ein ungewohnt langer THOMSON Vorbau (110 mm) zum Einsatz.

Wir haben das „53“ kurz über unsere Hometrails gejagt und durften es noch für einen Tag auf alpinen Trails im Ötztal bewegen und das haben wir dabei herausgefunden:

Die kurze Testphase hat gezeigt, dass das 530 auf den teils flowigen, teils verblockten Trails des Ötztal genauso seine Berechtigung hat, wie auf den schnelleren und wurzeligen Trails zuhause. Die Geometrie ist der des „55“ 29ers recht ähnlich. Mit gleichen Winkeln (70° Lenk- und 73° Sitzwinkel), fast gleicher Oberrohrlänge (585 mm) aber deutlich kürzeren Kettenstreben fährt es sich aber merklich agiler. Spannend war, wie das 53 nur sehr spät unruhig wurde … obwohl die kleineren Laufräder bei höheren Geschwindigkeiten das Bike weniger stabilisieren. In der Tretlagerhöhe war der 650b Rahmen ebenfalls angepasst und die 3 mm Unterschied zum 29er waren nicht zu spüren. Obwohl der direkte Vergleich zu einem ähnlichen 26-Zöller fehlte, traue ich mir die Überlegenheit der 650b Laufrädern gegenüber der traditionellen 26“-Laufradgröße gebracht hat. Mit der Erfahrung des 55 unmittelbar vorher wirkte das 53 flinker und förderte (und forderte) eine dynamischere Fahrweise, wo das 55 eher stoisch ruhig bleibt. Wenn man einfach nur drüberrollen wollte – so sind die Grenzen der 650bs aber ganz klar schneller erreicht, als mit dem 29er.

Drei Punkte in der Ausstattung waren an dem 53 als Trailbike allerdings nicht ganz stimmig:

  • Da war wieder der lange Vorbau und die stark gekröpfte Stütze in Kombination mit einem recht kurzen Oberrohr (585 mm effektiv), beides Attribute, die auch das 55 bereits hatte. Damit erzielte EINHORN zwar eine effektive und langstreckentaugliche Sitzposition, im Traileinsatz und Downhill lag damit aber einfach zu viel Druck auf dem Vorderrad. Als Trailbike bräuchte das 53 nach unserem Geschmack einen kürzeren Vorbau.
  • … dazu die SCHWALBE Racing Ralph Reifen, die ohnehin keine Traktionskönige sind, aber aufgrund der frontlastigen Position aber noch schneller ins Rutschen gerieten. Gott sei Dank war es während der Testphase weitestgehend trocken, denn auf nassem Untergrund hätte die Kombination wenig Spaß gemacht.
  • Der hinten gespaltene FIZIK Ardea Sattel hat uns mit viel Komfort verwöhnt sich aber gerne (und öfter)  in unseren Shorts verhakt … und uns so gezwungen die Stütze häufiger und weiter abzusenken, als wir es normalerweise machen würden.

–> Alle Kritikpunkte, die schnell behoben sind und wegen des Customaufbaus ohnehin von vorneherein vermieden werden können.

Alles in Allem ist das EINHORN 53 (650b Prototyp) ein weiteres Beispiel eines individuell aufgebauten Einhorn Bikes, das viel Spaß macht. Die Geometrie und das Handling des Bikes ist stimmig und macht auf unterschiedlichen Trails viel Spaß – mit einem kürzeren Vorbau, aggressiveren Reifen und einem anderen Sattel könnte das EINHORN 53 sein Potential noch besser ausfahren und wäre dann eine echte Trailrakete. Wie getestet, war es eher ein guter Kompromiss aus einem schnellen Tourenbike und einem potentiell potenten Trailbike.

Mit einem für ein komplettes Custom-Bike vernünftigen VK von € 3000.- (in der gefahrenen Ausstattung) und einem ebenso guten Gewicht von 10,59 kg, gibt es nur wenig an dem Bike auszusetzen.

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Die 650b FRAGE – Welche Erkenntnisse hat uns die Fahrt mit dem 650b EINHORN 53 (650b Prototyp) erbracht?

Wie wir im letzten Formatvergleich am BERGAMONT Revox (hier) bereits festegestellt haben, sind die Unterschiede zwischen 29er und 650b stark von der Fahrweise und dem Fahrstil abhängig.

Mit dem EINHORN 55 (29er) als Vergleich hat das 53 klar an Agilität und Fahrspaß im Trail gewonnen. Nachdem das 55 ja ein eher laufruhiges 29er Bike war, würde ich das 53er 650b im positiven Sinne als agil bis verspielt bezeichnen.

Das schlechtere Überrollverhalten und etwas schlechtere Traktion ist dabei zwar aufgefallen, ich würde es aber angesichts der besseren Handlichkeit in Kauf nehmen.

Nimmt man allerdings ein agiles 29er, wie etwa das BERGAMONT Revox, zum Vergleich, so verschwinden diese Vorteile wieder – denn bei ähnlichem Handling bringen die größeren Laufräder eigentlich nur Vorteile (sieht man mal von der geringfügig besseren Beschleunigung ab).

Nach nunmehr über 4 Monaten, in denen ich regelmäßig auf 650b Laufrädern unterwegs war, sie in diversen Konfigurationen an diversen Hardtails und Starrbikes gefahren bin, ist mein persönlicher Schluss zu „650b am Hardtail“ recht eindeutig à „Größe zählt!“

  1. Dort wo kontruktionsbedingt 29er Laufräder nicht sinnvoll unterzubringen sind (sehr kleine Rahmengrößen), macht 650b durchaus Sinn, aber überall, wo man das gewünschte Handling auch in einer 29er Geometrie verwirklichen kann, haben diese für mich ganz klar die Nase vorne.
  2. Dort wo eine Nachrüstung eines existierenden 26-Zöllers auf 650b technisch möglich ist, bringt das erfahrbare Vorteile und nur wenige Nachteile. Das dadurch etwas höhere Tretlager ist für die meisten Fahrer nicht spürbar und kann vor allem im technischen Gelände sogar von Vorteil sein. Die Traktion, subjektive Sicherheit und Überrolverhalten verbessern sich damit aber definitiv und für jeden spürbar. Wer sich also nicht gleich ein komplettes 29er zulegen kann/will, könnte in dieser Nachrüstlösung auch sein altes Bike „aufpeppen“.
  3. Auch die Mixed Größen können Sinn machen, wenn der Fahrer sich etwas mehr Laufruhe wünscht. Mehr dazu in dem vorangegagenen Bericht hier.

Soweit zur Testserie des Formatvergleichs auf Starrbikes und Hardtails. Als nächstes gibt es ein paar Stimmen aus der Bikebranche ehe wir uns den Fullies zuwenden und soviel sei schon mal gesagt … da gibt es ein paar echte Highlights für euch ;-).

RIDE ON,
c_g