BMC TE01 29er- Fahreindrücke: von Grannygear

Kürzlich wurden wir auf die Welt-Produktvorstellungen des neuen BMC 29er Hardtails TEO1 eingeladen. Solche Termine sind immer eine tolle Sache – man wird umsorgt, unterhält sich mit den Leuten hinter den Bikes und deren Profi-Fahrern, aber man wird auch herausgefordert, da man mit Weltklassefahrern unterwegs ist und sich ja keine Blöße geben will. OK … zugegebn das Leiden spielt sich auf sehr hohem Niveau ab J.

Und so war es auch bei dem BMC TE01 29er, dem neuesten Big Wheeler vom schweizer Hersteller BMC. Das Bike ist ein steifer, leichter und sehr gut aussehendes Carbon-Hardtail das dort beginnt wo, wo die Alu-Version (die c_g hier getestet hat) aufhört. Für die Testfaher waren wir alle mit BMC Teamkleidung versorgt worden und sahen ein bischen wie das Altherrenteam von BMC aus als wir uns zu den Trails aufmachten.

Und dort wurde es brenzlig, da die Geometrie des TE01 ein wenig im Widerspruch zu meinem schlaksig-langenen Proportionen lag. Die Philosophie von BMC (genannt BWC oder „Big Wheel Conzept“) beinhaltet auch das besonders kurze Cockpit und dessen Zusammenspiel mit der Geometrie, also sollten wir ein paar Worte hierzu verlieren.

Ein 29er Rahmen in Größe Large hat typischerweise ein effektives Oberrohr zwischen 61,5 cm und 62,25 cm, einen +/- 71° Lenkwinkel und einem 100 mm Vorbau … oder so ähnlich.. Ein XL des gleichen Modells würden auf ein effektives Oberrohr von 63,3 –  64,2 cm kommen. Der BMC TE01 hat (noch) kein XL in der Linie, aber das Large hat einen 631 mm / effektives Oberrohr und liegt damit genau zwischen einem für mich typischen LG und XL. Zusätzlich bevorzugt BMC einen flacheren Lenkwinkel von 70°, ein langes Oberrohr und eine Tretlagerabsenkung von immerhin 65mm um die Fahrstabilität zu erhöhen. Weiterer Bestandteile des Konzepts sind das lange Oberrohr, der kurze Vorbau (70mm) und ein breiter Lenker. Um die Fahrstabilität, aber nicht zu übertreiben bedient man sich sehr kurzer Kettenstreben von gerade mal 429mm!

Und warum erwähne ich das alles? Nur um zu erklären, warum das Bike für mich einfach nicht die ideale Sitposition bot, vor allem aufgrund des 70mm Vorbaus und der geraden Sattelstütze. (Anmerkung von c_g: Nachdem ich das Alu-29er mit identische Geometrie gewfahren bin, kann ich sage, dass die Sitzposition für mich sehr gut funktioniert hat.) Der Reach wird mit 442 mm aufgeführt und ist genau in der Mitte zwischen einem Large und XL Specialized Stumpjumper Carbon Hardtail. Alles in Allem fühlte es sich für mich etwas zu kompakt an – im Uphill wollte ich etwas weiter nach hinten Rutschen und im Downhill weiter nach vorne. Wahrscheinlich würde mir ein TE01 29 „er in Large mit einem 90mm bis 100mm Vorbau und einer Sattelstütze mit etwas Versatz ganz gut passen aber egal, jetzt erst mal zum Fahreindruck.

Ein 10 kg Carbon Hardtail ist immer toll und das BMC macht hier keine Ausnahme. Das großlumigen, ausgeformten Unterrohr zwischen dem großen Steuerrohrbereich und dem BB92 Tretlager sorgen nicht nur für ein cooles Styling des TE01 sondern auch für massive Steifigkeit. Laut BMC ist das TE01 29 im Tretlager steifer als jedes andere ihrer MTB-Rahmen und so beschleunugt es auch … explosionsartig mit jedem Tritt. Es war nicht ganz so leichtfüßig wie manche andere Top-Level Carbon-Race.Hardtails, aber dafür hatte das TE01 29 „er auch echte Allround-Reifen drauf … 2,2 Onza Canis, ein > 700 g Reifen … und ziemlich schwere EASTON EA70 Laufräder. Ein Racer würde die Laufräder und Reifen ohnehin für den Renneinsatz wechseln und der Normalfahrer profitiert sogar von den robusten und haltbaren Laufrädern und Felgen. Mir schienen die ONZA Canis Reifen ein gute Allround-Performer zu sein. Auf jeden Fall kann ich mir nicht vorstellen, dass sich jemand über die Antriebsreaktion des BMC-TE01 wirklich beklagen kann.

Weiter hatte BMC das Ziel ein komfortables Bike  zu bauen. BMC nennt das Konzept „TCC“ oder „Tuned Compliance-Konzept“. Die Kettenstreben und Sitzstreben sind so entworfen, dass sie richtig flexen …. ein Wert von bis zu 30mm wurde während der Präsentation genannt. Nimmt man. Trotz allem ist es ein Hardtail (und wenn man den Flex der Sattelstütze rausnimmt, dürften wohl eher 50% davon übrig), fest aber steht, dass die Eigendämpfung ein festes Ziel bei der Entwicklung des TE01 29ers war.

Zweifellos, das TE01 ist ein gut aussehendes Bike mit dem eigenständigen BMC-Look und dem rot / schwarz / weißen BMC-Farbschema. Der Reifenfreiheit ist großzügig, trozt der verbauten breiten 2,2 Canis  und der kurzen Kettenstreben. Very nice! Andere spannende Details an dem Rahmen sind der integrierte Kettenfänger (man will ja nicht, dass eine abgesprungene Kette am Carbon-Rahmen nagt), der Direct-Mount-Umwerfer, und das sehr kurze Steuerrohr (110 mm beim Large bis hin zu 90 mm am Small ). Die hintere Bremse erlaubt keine Montage von 140mm Rotoren, aber wie BMC, denke ich auch, dass 29er ohnehin miest größere Scheiben verdienen.

Unser Trails waren ein Mix aus kiesigen Forstraßen, vielen Singletracks und kurvigen Abfahrten und natürlich wollte das alles aus eigener Kraft auf Feldwegen und steilen, holprigen Wegen erklettert werden. Was habe ich also zwei Stunden später über das TEO1 gedacht.

TCC: Ja, die Eigendämpfung ist definitiv da. Wenn man die speziell für das Bike entwickelte 27.2 mm Sattelstütze mit einrechnet, dann ist es recht komfortabel auf ruppigem Untergrund. Im Stehen verwechselt man das Bike sicher nicht mit einem Fully, aber ich finde die Absicht lobenswert, Carbon nicht nur in Hinsicht auf Gewicht und Steifigkeit zu verwenden und das  merkt man dem TE01 29er an. Jeff J. der mit mir an einem Tag gefahren ist und deutlich schwerer als ich ist, kommentierte sogar, dass ihn das Bike nach kleineren Compressionen und Stößen schon ein wenig aus dem Sattel „gehebelt hat. Vielleicht ist er ein rollender Bike-Prüfstand und er hat die behaupteten 30 mm Flex voll erlebt … ich habe aber nie mehr als eine gute Eigendämpfung bemerkt.

BWC: Das Handling ist definitiv einzigartig, soviel ist sicher. Für mich fühlte es sich wie ein kleines, leichtes und sehr steifes Trail-Bike an. Seltsam, aber interessant. Die kurzen Kettenstreben machen einen Heidenspaß und machen es super einfach das Vorderrad anzuheben, oder das Heck herumzuschwenken. Irgendwie finde ich, dass das Bike am liebsten aus der Hüfte heraus gefahren wird. Großer Spaßfaktor!!

Mit dem langen Oberrohr, dem entspannten Lenkwinkel und der frontlastigen Gewichtsverteilung (dank des steilen73,5° Sitzwinkels und der geraden Sattelstütze) steigt das Bike selbst in sehr steilen Anstiegen kaum. Die Front bleib fest auf allen Anstiegen. Das Lenkgefühl war anfangs ein bisschen seltsam – es wollte sich einfach nicht anfühlen wie ich es von einem Race-Hardtail erwarten würde – aber sobald ich mich daan gewöhnt hatte, war es keine große Sache, und das einzige Problem blieb der kurze Vorbau, der mir nicht erlaubt hat mein Gewicht so über die Front zu bewegen, wie ich mir gewünscht hätte. Andererseits hatte ich auch mit dem 70° Steuerwinkel keine Probleme, selbst in schnellen, engen Kurven oder in grobem und losem Untergrund. Für meinen Geschmack neigt das Bike etwas zu leicht zu Front-Drifts, aber das kann auch an dem trockenen und sandigen Untergrund gelegen haben. Ich wette, mit einem längeren Vorbau wäre die Front besser oder vielleicht bräuchte ich auch einfach mehr Zeit auf dem Bike. Aber dafür ist dies ja auch nur ein erster Fahreindruck und kein echter Test.

Also was die Sitzposition angeht, wette ich, dass ein Fahrer um 180 cm mit dem Large gut zurechtkommen würde, aber ich bin 1.87 m, mit langen Armen, daher bräuchte ich definitiv einen längeren Vorbau, weiß aber nicht in wiefern sich das auf das Gesamtkonzept auswirken würde. Ich glaube eher nicht und vielleicht bekommt das TE01 ja noch eine weitere Chance auf heimischem Boden (und mit ein paar kleineren Änderungen im Cockpit). Ich mochte die Eigendämpfung und den komfort von TCC wirklich. Es schien zu funktionieren. Außerdem mag ich das Out-of-the-box-Denken bei BMC, das niedrige Tretlager und den flachen Lenkwinkel. All das find ich gut.

Ich bin wirklich kein Fan von Hardtails mit Schaltung da sie meine Vorliebe für Ausdauerrennen und epische Ausfahrten nicht so ganz treffen aber die BMC Jungs haben mit dem TE01 29er meine Neugier geweckt und wenn ich auf der Suche nach einem solchen Bike wäre, würde ich mir das BMC TE01 genauer ansehen.

Bis bald,
Grannygear

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Anbei noch ein paar Bilder des BMC TEO1 20ers vom Riva Bike Festival: